Mein Experiment „Immobilien-Crowdinvesting gegen ETF-Sparplan“ läuft inzwischen schon seit fast zweieinhalb Jahren.
Ich möchte damit austesten, ob sich Immobilien-Crowdinvesting lohnt, d. h. ob die Zinsen eventuelle Ausfälle ausgleichen. Zum Test kam für mich nur die Plattform BERGFÜRST in Frage, denn nirgendwo sonst liegt das Mindestinvestment so niedrig.
Problemprojekte gibt es immer – „Galerie Konze Dortmund“ unterließ die Zinszahlung
Dass es bei BERGFÜRST bereits Problemprojekte gibt bzw. gab, ist bekannt. Bisher war ich nicht davon betroffen. Inzwischen ist es jedoch so weit. Es geht um „Galerie Konze Dortmund“.
Ich sage gleich dazu, dass ich das entspannt sehen kann, denn es stecken nur 30 € von mir in diesem Projekt. Deshalb werde ich auch mein Experiment nicht abbrechen.
Im Januar hatte ich hier darüber berichtet, dass die Projektverantwortlichen von „Galerie Konze Dortmund“ zum ersten Mal die vereinbarten Zinsen nicht gezahlt hatten und wie BERGFÜRST darauf reagiert hatte:
Experiment Immo-Crowdinvesting: Galerie Konze – mein erstes Projekt in Schieflage?
Die verantwortliche Cityhaus 100 GmbH hatte daraufhin weitere 60 Tage Zeit bekommen, um die Zinszahlung nachzuholen. Dann würde die Sache an den Sicherheitentreuhänder übergeben werden.
So ging es weiter und meine kuriose Beobachtung
Die 60 Tage sind inzwischen um. Zunächst habe ich eine kuriose Beobachtung machen können:
Ich schaute vor ein paar Tagen in den geschützten Dokumenten-Bereich zum Projekt „Galerie Konze Dortmund“. Das ist die Stelle, wo Quartalsberichte und Jahresberichte usw. bereitgestellt werden – sofern alles glatt läuft.
Ich sah dort folgendes Bild (habe extra einen Screenshot gemacht, falls es sich nachträglich „aus Versehen“ ändern sollte):
Oh, schau an, ein Quartalsbericht zum vierten Quartal 2021! Nach diesem Quartal wären die Zinsen, welche immer noch offen sind, zu zahlen gewesen.
Bereitgestellt wurde der Bericht am 23.02.2022, also erst vor kurzem. So würde ich wohl eine aktuelle Information darin finden, oder?
Was konnte ich darin lesen? Alles prima, alles super usw. Vor allem dieses hier:
Reicht die Liquidität der Gesellschaft um alle geplanten zukünftigen Verpflichtungen fristgerecht zu bedienen?
Ja
Aber Zinsen gab es trotzdem nicht.
Gestern kam nun die Nachricht von BERGFÜRST, dass der Fall der Fälle eingetreten ist:
Betreff: Rechenschaftsbericht des Sicherheitentreuhänders für Galerie Konze Dortmund
Sehr geehrte Frau Wolff,
anbei übersenden wir Ihnen, im Auftrag des Sicherheitentreuhänders, der BERGFÜRST Service GmbH, den turnusmäßigen Rechenschaftsbericht des Sicherheitentreuhänders per 18.03.2022.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr BERGFÜRST Team
Darin war ein PDF mit den Details. Das wird übrigens NICHT im Dokumentenbereich zum Projekt bereitgestellt, denn da könnte es ja jeder, der bei BERGFÜRST eingeloggt ist, lesen. So sehen es nur diejenigen, die investiert sind.
Da ich finde, dass sich jeder so etwas anschauen dürfen sollte, stelle ich es hier zur Verfügung:
Was erkenne ich daraus? Die Summen die vorhanden sind plus die, die bei einer Verwertung (Zwangsversteigerung?) herauskommen können, sind viel geringer als die Forderungen. Es wird bestimmt nicht einmal für die Erfüllung der erstrangigen Bankforderungen reichen. Oder übersehe ich da etwas?
Was ist die von BERGFÜRST immer wieder angepriesene Besicherung wert, die diese Angebote von denen anderer Crowdinvesting-Anbieter unterscheidet? Wahrscheinlich nichts!
Ich muss schon sagen, dass ich überhaupt etwas amüsiert bin, und zwar von der Rotzfrechheit, mit der im Dokumentenbereich dieser Quartalsbericht steht mit dem Datum 23.02.2022 dran, wo doch die Zinsen längst überfällig sind.
Da frage ich mich: Lesen die von BERGFÜRST das überhaupt durch, bevor sie so etwas für alle zugänglich machen?
BERGFÜRST vereimert seine Anleger?
Besonders lustig finde ich, dass wenn man auf der BERGFÜRST-Seite auf den Link „Investieren“ klickt, unter der Überschrift „Aktuelle Anlagemöglichkeiten“ folgendes steht:
100 % aller Immobilien-Projekte erfolgreich finanziert
Also ich wäre da als BERGFÜRST konsequenter und würde es etwas genauer formulieren:
100 % aller Immobilien-Projekte für uns erfolgreich finanziert, ätsch!
Naja, es machen ja alle so, dass sie immer nur das Positive zeigen und sagen, die anderen sind ja auch nicht besser. Aber ist das wirklich die universelle Entschuldigung? Was soll’s, ich werde mich dort nicht beschweren, sondern warte einfach ab, was passiert.
Spaß beiseite! Wie geht es mit meinem Experiment weiter?
Noch lasse ich das Projekt „Galerie Konze Dortmund“ in den Gesamtwert eingehen. Wenn sich bis zu dessen Laufzeitende keine Änderung ergibt, werte ich es dann ab auf 0 €. Sollte es später doch noch etwas dafür zurückgeben, was ich zwar nicht glaube, desto besser.
Mehr dazu hier:
Experiment: Immobilien-Crowdinvesting gegen ETF-Sparplan
Fazit
Dass Immobilien-Crowdinvesting keine sichere Sache ist, war und ist bekannt.
Es bleibt immer noch die Frage, ob die Zinsen der erfolgreichen Projekte die Ausfälle so ausgleichen können, dass trotzdem noch eine halbwegs annehmbare Rendite herauskommt.
6 Antworten auf „Immo-Crowdinvesting: Neuigkeiten von Galerie Konze Dortmund und wie Anleger vereimert werden“
Ich denke, das Risiko des Totalausfalles ist ja bekannt und wird bei jedem Projekt auch nochmals erklärt. Man sollte die Beschreibungen auch lesen! Bergfuerst Investments sind nichts für Anfänger und das Risiko sollte jedem bewusst sein. Wenn man, wie ein Kommentator oben dann von fehlender Seriösität spricht, dann zeigt das, dass das Prinzip nicht verstanden wurde und er sollte bei seinem Tagesgeldkonto der Sparkasse bleibe.
Es gibt Neuigkeiten und die ausstehende Zinszahlung 2021 für Galerie Konze.
Kopf hoch und Daumen drücken. Wir haben Menschen Geld für ein Projekt geliehen. Menschen und Projekte scheitern, das sollten wir bedenken. Ich habe auch investiert. Und ich hoffe noch auf ein gutes Ende.
Ja, da hast du recht. Ich sage ja auch nichts dagegen. Was ich hier nur kritisiere ist die Beschönigung von BERGFÜRST. Die tun nach außen hin so, als wäre alles ganz sicher.
Übrigens habe ich das mit den Zinsen, die nun doch gezahlt werden, in einem eigenen Beitrag schon berichtet: https://petrawolff.blog/immobilien-crowdinvesting-galerie-konze-dortmund-spannend-wie-ein-krimi/
Tja, da habe ich wohl großes Pech, denn ich wollte Bergfürst ebenfalls einmal austesten und habe 500€ in ausgerechnet dieses – zuvor so sehr angepriesene – Projekt investiert.
Ein Freund von mir, der mir Bergfürst empfohlen hat, ist zuvor schon mit einem anderen Projekt (Mallorca Belavista) auf die Nase gefallen. Macht also schon zwei Projekte, die vermutlich den Totalverlust bedeuten.
Bergfürst ist damit für mich absolut nicht meht seriös. Deine Kritikpunkte treffen absolut zu. Es ist wirklich eine Form der Verarsche, wenn Sicherheit vorgegaukelt wird, die offensichtlich nicht existiert. Ich jedenfalls werde meine Investments alsbald beenden und jedem dringend davon abraten.
Die Rendite steht in keinem Vergleich zum Risiko. Wer also ohnehin den Totalausfall in Kauf nimmt – der offenbar keine Seltenheit, sondern eine unschöne Regelmäßigkeit darstellt – kann lieber direkt ins Casino gehen oder eben eine „halbwegs sichere“ Anlageoption wählen.
Oje, das tut mir leid. Deshalb bin ich ja auch nur ganz kleine Investments eingegangen. Streuung hilft da bestimmt. Nur ist eben die Frage, ob die Ausfälle nachher durch die erfolgreichen Projekte ausgeglichen werden.
Was mich stört ist nicht das Risiko, sondern wie ich es schon dargestellt habe, die Art und Weise, wie damit umgegangen bzw. es vertuscht wird.
Bisher steht in der übrigens ganz versteckten Liste der abgeschlossenen Projekte
https://de.bergfuerst.com/abgeschlossene-projekte
erst zwei mit „Laufzeit beendet“ anstatt „gescheitert“, und zwar „Z19 Stadthaus Plus“ und „Bellavista Mallorca“. Alle anderen dort tragen die Überschrift „Zurückgezahlt“. „Bellavista 71 Mallorca“ dümpelt noch unter den aktuellen Projekten herum und „Galerie Konze“ nun auch.
Ach nein, nicht alle anderen wurden zurückgezahlt, sondern es gibt ja noch mehr, die mit „Laufzeit beendet“ überschrieben sind.