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Juicy Fields sachlich betrachtet

Vor ein paar Monaten hatte ich einen Artikel über Juicy Fields geschrieben. Das ist eine „Crowd Growing“ Plattform, über die man laut deren Angaben in die Produktion von medizinischem Cannabis investieren kann.

Ich hatte mir überlegt, dass das ein großer Betrug sein könnte und eine fantastische Geschichte dazu ausgedacht, was sich die Initiatoren wohl dabei gedacht haben könnten.

Ich gebe zu, es hat mir Spaß gemacht, solch einen „etwas anderen“ Artikel zu schreiben. So etwas polarisiert natürlich – keine Frage.

Heute möchte ich mal eine etwas andere Betrachtung dazu anstellen, die nicht auf Fantasie, sondern auf ein paar Zahlenspielereien beruht, denn so etwas macht mir auch Spaß. Vielleicht ist es ja für manchen interessant.

Es wird auf jeden Fall sachlicher als der vorige Artikel.

Hier findest du übrigens besagten Blog-Beitrag:

Investieren in JuicyFields: Im Handumdrehen reich mit medizinischem Cannabis?

Ein Blick über den Tellerrand – weitere Cannabis-Unternehmen

Juicy Fields ist nicht das einzige Unternehmen, das sich mit der Produktion von Cannabis beschäftigt. Da gibt es bereits eine Reihe erfahrenerer Firmen. Einige davon sind börsennotiert. So kann man einen Blick in deren Geschäftszahlen werfen.

Ich nehme ein paar Beispiele. Habe Unternehmen gewählt, die dem, was Juicy Fields macht, recht nahekommen. Also keine großen Konzerne, die nebenbei ein wenig Cannabis produzieren, sondern reine Cannabis-Firmen.

Das sind:

  • Canopy Growth
  • Aurora Cannabis
  • Cronos
  • The Green Organic Dutchman

Ich schaue nun auf die Zahlen jeweils der letzten beiden Geschäftsjahre, denn etwa so lange gibt es auch Juicy Fields.

Ich benutze finanzen.net. Es mag sein, dass sich manchmal Fehler in den dort veröffentlichten Zahlen eingeschlichen haben, aber um einen Gesamteindruck zu bekommen, genügt es.

Dabei stelle ich fest, dass keines der obigen Unternehmen Gewinn bilanziert hat. Bei „Ergebnis nach Steuer“ stehen überall negative Beträge.

Zahlen von Juicy Fields? – Habe nur Renditen der Investments

Belastbare Zahlen von Juicy Fields sind nicht zu bekommen. Die Zahlen der Juicy Grow GmbH sind veraltet. Nun ist der Firmensitz in den Niederlanden, wozu es überhaupt keine Zahlen gibt.

So ist also für mich nicht feststellbar, ob Juicy Fields bereits bilanzierten Gewinn verzeichnen konnte. Es mag sein, dass das noch nicht der Fall ist. Das wäre noch kein Anzeichen von Betrug.

Aber Umsätze müssen sie ja erzielt haben, zumindest, wenn man davon ausgeht, dass es sich dabei um ein seriöses Unternehmen handelt, das die Rendite für die Investoren wirklich aus der Ernte und letztendlich dem Verkauf von medizinischem Cannabis bezahlt.

Natürlich kann ich keine konkreten Umsatzzahlen herausfinden. Aber weiterhin unter der wohlwollenden Annahme von Seriosität sollten die Umsätze mindestens so hoch ausgefallen sein, wie das, was an die Investoren als Rendite ausgeschüttet wird.

In absoluten Zahlen lässt sich nicht feststellen, wie viel Geld die Investoren an Juicy Fields gezahlt und wie viel Geld sie dafür insgesamt zurück erhalten haben, aber immerhin lassen sich jeweils auf ein Jahr bezogene Renditen in Prozent ermitteln.

Ich will nun an dieser Stelle nicht die große Mathe-Keule auspacken, sondern mache einfach nur einen groben Überschlag mit Abschätzung nach unten.

Nehmen wir das (zu Recht) beliebteste Investmentmodell „Juicy Flash“. Hier gibt es für 50 € nach 108 Tagen zwischen 68 € und 83 € zurück. Nehmen wir den unteren Wert, also 68 €. Das ist unterm Strich ein Plus von 18 € nach nur 108 Tagen. Das geht innerhalb eines Jahres dreimal, eigentlich mehr, aber egal. So hätte man nach einem Jahr mit 50 € Einsatz mindestens

3 × 18 € = 54 €

Gewinn erzielt. Das sind über 100 % Rendite pro Jahr.

Dabei ist der Zinseszinseffekt noch nicht einmal berücksichtigt, denn die Gewinne ließen sich ja ebenfalls wieder investieren, allerdings nur in Portionen von 50 €. Aber wenn man mit mehr als nur einer Pflanze zu 50 € beginnt, sollte das kein Problem sein.

68 € ÷ 50 € = 1,36

Beim Reinvestieren dreimal hintereinander (jeweils nach 108 Tagen), kommt das heraus:

1,36 × 1,36 × 1,36 = 1,363 = 2,52

d. h. das 2,52-fache des Einsatzes.

So beträgt die Rendite bezogen auf ein Jahr mehr als 152%. (Eigentlich mehr, denn ich habe ein Jahr grob mit drei 108-Tage-Intervallen „angenähert“.)

Die anderen drei Investmentmodelle bringen weniger Rendite, aber die ist trotzdem noch relativ hoch. Genau ausgerechnet auf jeweils ein Jahr bezogen kommen im Minimum („schlechteste Ernte“) etwa 49%, 86% bzw. 107 % (für JuicyMist, JuicyKush bzw. JuicyHaze) heraus.

Wer genau wissen möchte, wie das berechnet werden kann, kann den Rechenweg hier nachlesen:

1-fix-3 die wirkliche Rendite berechnen (interner Zinsfuß leicht gemacht)

Vergleich mit einer geeigneten Quote bei den anderen Unternehmen

Nun komme ich auf die o. g. börsennotierten Cannabis-Unternehmen zurück.

Ich berechne dafür nun eine Art prozentuale Quote aus Umsatz und Fremdkapital. Das Fremdkapital nehme ich als Analogon zu den bei Juicy Fields investierten Beträgen und den Umsatz zu dem, was die Investoren bei Juicy Fields oben drauf bekommen haben.

Ich schaue mir das jeweils für das letzte abgeschlossene Geschäftsjahr und das Geschäftsjahr davor an. Die Zahlen sind jeweils in Mio. CAD angegeben.

Letztes abgeschlossenes Geschäftsjahr (2021 bzw. Anfang 2022):

UnternehmenUmsatzFremdkapitalQuote
Canopy Growth520,332.00625,94%
Aurora Cannabis245,2568735,70%
Cronos93,3281115,21%
The Green Organic Dutchman30,2413123,08%

Voriges Geschäftsjahr (2020 bzw. Anfang 2021):

Unternehmen (Aktie)UmsatzFremdkapitalQuote
Canopy Growth546,653.28416,65%
Aurora Cannabis278,9180834,52%
Cronos62,6627722,62%
The Green Organic Dutchman21,57229,86%

Die Renditen der Investments bei Juicy Fields (als Ersatz mangels genauer Zahlen) sind insgesamt viel höher als die oben berechneten Umsatz-Fremdkapital-Quoten. Dabei habe ich bei Juicy Fields sogar tiefgestapelt. Würde man hier genauso Umsatz durch Fremdkapital teilen, sollte noch mehr herauskommen, sofern alles mit rechten Dingen zugeht.

Was kann die Ursache für diese Diskrepanz sein?

Möglichkeit 1:

Juicy Fields ist viel schlauer und geschickter als die anderen Firmen trotz derer jahrelanger Erfahrung. Vielleicht haben sie etwas entdeckt, was sonst keiner weiß, und genießen dadurch gravierende Vorteile.

So etwas soll es ja geben. (Hüstel!)

Möglichkeit 2:

Juicy Fields zahlt die hohen Renditen für die früheren Investoren – wenigstens zum Teil – aus dem investierten Geld der späteren Investoren. Sie können ja trotzdem ihre Plantagen betreiben und auch wirklich medizinisches Cannabis erzeugen und verkaufen. Auch die wirkliche Existenz der Firma und Auftritte bei Messen usw. schließen so etwas nicht automatisch aus. Das würde die Glaubwürdigkeit bestätigen und dazu beitragen, dass das Ponzi-Schema – sofern es eins ist – noch länger bestehen bleiben kann.

Es gab bereits solche betrügerischen Systeme, die etliche Jahre überlebt haben. Ein Beispiel: Der Investmentfonds von Bernard Madoff.

Möglichkeit 3:

Vielleicht ist es momentan noch ein Ponzi-Schema, wird aber nach und nach zu einem seriösen Unternehmen umgebaut. Allerdings können dann die hohen Renditen nicht auf Dauer beibehalten werden.

Das wäre dann wohl das erste dieser Art, denn bisher gab es nur die umgekehrte Richtung.

Aber es könnte auch irgendetwas sein, das ich außer Acht gelassen habe. (Hahaha.)

Mein Fazit

Ich bleibe bei meiner negativen Meinung über Juicy Fields. Ist mir egal, was andere darüber denken. Haltet mich ruhig für dumm, ignorant, arrogant oder alles gleichzeitig.

13 Antworten auf „Juicy Fields sachlich betrachtet“

„Wer lesen kann ist klar im Vorteil.“ Ja, das kann ich nur bestätigen und damit zurückschicken, denn:
Ich hatte durchaus in Betracht gezogen, dass Juicy Fields „anders“ ist – siehe Möglichkeit 1.

Hast Du JF selbst ausprobiert oder nicht? Wenn nein, dann würde ich solch einen Blog nicht schreiben, weil es unlogisch ist über Dinge zu schreiben, die man nicht kennt.

Du vergleichst Du Äpfel mit Birnen und die u.g. Firmen haben nichts mit dem Geschöftsmodell von JF zu tun. Wenn DU es nicht ausprobiert hast, warum stellst Du solche Theorien auf. Ich war auch skeptisch. Hab nur mit einer Pflanze angefangen. Lass es doch einfach.

Sie lässt es doch. Irgendwie ist dein Verhalten etwas komisch.
Ich kann mir vorstellen, wie die nicht veröffentlichten Kommentare ausgesehen haben…

„Meinungsfreiheit“ – du sagst es! Das gilt auch für mich und deshalb schreibe ich hier, was ich will.

Wie du siehst, lasse ich andere Meinungen hier stehen. Ich nehme mir allerdings die Freiheit heraus, jeden Kommentar vorher zu lesen und – sofern er gegen die guten Sitten verstößt – nicht zu veröffentlichen.

Ja, und ich lese nicht Tag und Nacht hier. So kann es schon vorkommen, dass es etwas dauert.

Übrigens plädiere ich immer für einen freundlichen Umgang miteinander.

Mein Fazit: Ich akzeptiere deine Meinung, aber ich habe eine andere und fertig.

Also ich bin Zeit Januar dabei und es läuft alles habe mittlerweile cirka 80pflanzen klar muss man die Gewinne auch versteuern dass sollte eh klar sein und im übrigen Mann kann die Hanfplantagen auch besuchen für die Skeptiker kann man jeder Zeit anfragen 😉
Jedem des seine

lustig wird es werden wenn der Gewinn versteuert wird,
in der Position der meldepflichtigen Hinzuverdienstüberschreitung zu finden ist.
Da freuen sich wieder die Papiertiger

„So beträgt die Rendite bezogen auf ein Jahr mehr als 152%. (Eigentlich mehr, denn ich habe ein Jahr grob mit drei 108-Tage-Intervallen „angenähert“.)“

Mehr muss man nicht wissen. Mich fasziniert an der Ponzi Geschichte immer wieder, dass scheinbar vor allem deutsche Anleger darauf reinfallen. Man schaue sich die digitalen Nomaden Communities an. Da waren es erst die Krypto Ponzi und jetzt die Cannabis Ponzi.

Hauptsache „passives Einkommen“. Mit geringen finanziellen Mitteln bereits hohes passives Einkommen generieren und finanziell frei sein. Ist die mangelnde finanzielle Bildung dafür verantwortlich?

Ein Unternehmen, welches 152% p.a. an Auszahlungen vornehmen kann, was hat das Unternehmen eigentlich für eine Netto Marge? Wie kann es sein, dass die stärksten Marken der Welt nicht mal ansatzweise an diese Margen herankommen? Und Unternehmen wie Visa oder Microsoft verfügen wirklich über gigantische Burggräben. Da kann ein Unternehmen, welches ein Produkt anbaut, welches jeder Junkie auf seinem Balkon anbauen kann, wirklich die eierlegende Wollmilchsau gefunden haben 🙂

Das stinkt alles zum Himmel… Vielen Dank für den Beitrag! Es ist wichtig, dass über diesen Betrug aufgeklärt wird!

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