„Warum bin ich nicht selbst auf solch eine Idee gekommen?“, das frage ich mich manchmal, wenn ich davon höre, wie jemand mit etwas verblüffend Einfachem plötzlich einen Riesenerfolg hat. Oder ich sage mir: „Wenn ich in so etwas von Anfang an hätte investieren können, was für eine Rendite – einfach traumhaft!“
Doch zurück in die Realität – auf den Boden der Tatsachen! Es gibt die Möglichkeit, sich an vielversprechenden Startups zu beteiligen, und zwar über sogenannte Crowdinvesting-Plattformen. Allerdings ist es normal, dass die meisten Startups scheitern, und so erleidet ein großer Teil von Startup-Crowdinvestments einen Totalverlust.
Die meisten Crowdinvestoren, die zwei oder dreimal hintereinander solch eine Pleite mitgemacht haben, drücken den „Funktioniert-nicht-Stempel“ drauf und wenden sich für immer oder zumindest für lange Zeit davon ab.
Andererseits gibt es bereits Beispiele für überaus erfolgreiche Projekte, die den Investoren ein Vielfaches ihres eingesetzten Geldes als Rendite beschert haben. Allerdings ist es kaum möglich oder zumindest sehr schwer, das für ein konkretes Projekt im Voraus zu erahnen.
Kommt man hier mit Risikostreuung weiter?
Kann man sich anhand von Erfahrungen bei bisherigen Projekten ein Gespür für gute Chancen antrainieren?
- Risikostreuung und Rendite
- Der Seedmatch Funding Index
- Rendite-Ermittlung des Seedmatch Funding Index
- Meine eigenen Untersuchungen
- Mein Urteil zum Seedmatch Funding Index
- Ideen zur Risikosenkung
- Lässt sich ein Gespür für gute Chancen antrainieren?
- Weitere Ideen
- Mein bisheriges Fazit zum Startup-Crowdinvesting
- Hast du eigene Erfahrungen mit Startup-Crowdinvesting?
- Disclaimer
Risikostreuung und Rendite
Für andere Investments, die ebenfalls risikobehaftet sind, wie z. B. Aktien, gibt es viel mehr Erfahrungswerte. So kann man bei langfristigem und breit gestreutem Investment in Aktien der größten globalen Unternehmen im Schnitt immerhin stolze rund 7% pro Jahr erwarten.
Wie hoch wäre eine jährliche Rendite eines breit gestreuten Startup-Crowdinvesting-Portfolios?
Es ist schwierig, hierfür eine konkrete Rendite oder eine Art Chancen-Risiko-Verhältnis herauszufinden, zumal solche Investments nicht so transparent sind wie z. B. Aktien.
Die Crowdinvesting-Startups unterliegen nicht so strengen Veröffentlichungspflichten wie börsennotierte Aktiengesellschaften. In den meisten Fällen ist es zwar auch für Außenstehende leicht herauszufinden, ob ein Unternehmen Insolvenz angemeldet hat. Die Erfolgsseite ist jedoch schwieriger zu beziffern. Die Zahlen zu Umsatz oder Gewinn und damit die Höhe von Bonuszinsen sowie Exit-Prämien sind nur für die Investoren und die Plattform-Betreiber zugänglich.
Der Seedmatch Funding Index
Immerhin hat Seedmatch*, eine der renommiertesten Plattformen für Startup-Crowdinvestments, für die eigenen Projekte in Zusammenarbeit mit der Universität Oldenburg eine Untersuchung zur Rendite von breit gestreuten Startup-Crowdinvestments angestellt und dazu eine Art „Funding-Index“ entwickelt. In der neuesten Version von 2020 kommt eine Rendite von im Schnitt 16% pro Jahr heraus.
In diesem PDF-Dokument ist das Ganze beschrieben: Seedmatch Funding Index 2020
Ich gebe den Inhalt hier mit meinen Worten wieder. Außerdem habe ich dazu eigene Untersuchungen angestellt, die ich im Anschluss darstelle.
Rendite-Ermittlung des Seedmatch Funding Index
Betrachtet wurden nur Projekte vom Typ „Seed Investment“. Bei diesem Typ ist die mögliche Rendite nicht begrenzt. Das sind ohnehin die meisten Angebote auf Seedmatch. Es gibt zwar auch Angebote mit fester Verzinsung („Venture Debt“). Aber abgesehen davon, dass so etwas gemessen am Risiko für mich persönlich nicht in Frage käme, finde ich es gut, dass sie nicht mit den anderen in einen Topf geworfen werden.
Bei einem „Seed Investment“ handelt es sich um ein partiarisches Nachrangdarlehen. Es hat eine sehr geringe Basisverzinsung von 1% pro Jahr. Diese wird erst endfällig gezahlt, d. h. nach Kündigung des Investments. Interessanter sind dabei laufende Bonuszinsen bei Erreichen der Gewinnzone bzw. ein möglicher Exit-Erlös. In diesem Artikel hatte ich das etwas genauer erklärt:
Crowdinvesting in Startups: Wie sich Chancen erhöhen und Risiken senken lassen
Für das Verständnis spielen diese Einzelheiten jedoch zunächst keine Rolle. Es genügt zu wissen, dass die mögliche Rendite keinen Deckel hat.
Für den Seedmatch Funding Index wurden alle finanzierten Seed Investments vom Beginn 2011 bis einschließlich 2016 betrachtet. Jedes betrachtete Unternehmen läuft also bereits mindestens vier Jahre, sofern es nicht zwischendurch auf der Strecke geblieben ist.
Nun wurde angenommen, dass ein Anleger in alle diese Finanzierungsrunden jeweils den Mindestbetrag von 250 € investiert hat, und sein Ergebnis zum Ende 2019 ermittelt. Daraus wurde die jährliche Rendite berechnet.
Es handelt sich insgesamt um 79 Unternehmen. 11 davon haben zwei Finanzierungen über Seedmatch durchgeführt, zwei sogar drei Runden. So gab es insgesamt 92 mögliche Investments.
Unser „Hans Dampf in allen Gassen“ hätte also über den Zeitraum von 2011 bis einschließlich 2016 insgesamt 92 x 250 € = 23.000 € investiert. Am 31.12.2019 hätte er dafür insgesamt 66.585,40 € herausbekommen. Das ist ein Plus von 190%. Unter Beachtung der jeweiligen Haltedauer sind das umgerechnet etwa 16% pro Jahr.
Stichtag der Berechnungen war der 31.12.2019. Dazu wurden die 92 Investments in folgende vier Kategorien eingeteilt:
- Top-Performer
- Performer
- Wackelkandidaten
- Ausfälle
Zur Definition von Top-Performer sind drei Bedingungen genannt, von denen eine eingetreten sein muss. Dazu gehören ein lukrativer Exit oder Bonuszinsen usw. Kurz gesagt: Top-Performer sind Unternehmen, für die es bis 31.12.2019 mehr als nur die Basisverzinsung gab.
Performer sind diejenigen Investments, die zwar überlebt haben, aber keine Überflieger sind, also für die es bei Kündigung zum Ende 2019 die Basisverzinsung von 1% gab.
Wackelkandidaten sind diejenigen, für die bis Ende 2019 Insolvenz angemeldet wurde.
Ausfälle sind diejenigen mit abgeschlossenem Insolvenzverfahren bzw. Liquidation.
In der Berechnung der Rendite wurden neben den Ausfällen auch die Wackelkandidaten als Totalverlust gewertet, Das halte ich für realistisch, zumal die Crowdinvesting-Forderungen nachrangig sind.
Die ersten beiden Kategorien (Top-Performer und Performer) sind also die Gewinner, die anderen beiden (Wackelkandidaten und Ausfälle) die Verlierer.
Rückkaufangebote, die von einigen Unternehmen unterbreitet wurden, wurden bei der Ermittlung der Rendite nicht beachtet.
Unter diesen Bedingungen kamen also über alle Investments 16% pro Jahr heraus.
Auflistungen, welche der Unternehmen bzw. Crowdinvestments jeweils in die einzelnen Kategorien eingeordnet wurden, gibt es im erwähnten Dokument leider nicht.
Konkrete Renditezahlen zu den einzelnen Projekten gibt es erst recht nicht. Das finde ich schade.
Immerhin ist eine prozentuale Aufteilung der Fundings auf die vier oben genannten Kategorien angegeben. Bezieht man die Prozentzahl jeweils auf die Gesamtzahl 92, hat man damit die absoluten Zahlen. Das sind:
- Top-Performer: 23%, 21
- Performer: 26%, 24
- Wackelkandidaten: 33%, 30
- Ausfälle: 18%, 17
47 Totalverluste stehen also 45 mehr oder weniger erfolgreichen Investments gegenüber. Also fast 50:50.
Meine eigenen Untersuchungen
Nun wollte ich natürlich gern wissen, welche Investments schief gegangen sind und welche geklappt haben.
Auf Seedmatch selbst habe ich unter dem Link „Investmentchancen“ alle Fundings – auch die abgeschlossenen – gefunden. Die Gesamtanzahl von 92 abgeschlossenen Finanzierungen bis einschließlich 2016 konnte ich nachvollziehen und mir eine Excel-Liste dazu erstellen.
Zu den abgeschlossenen Fundings kann man noch immer jeweils eine Detailseite öffnen, wo das Geschäft erklärt wird, meistens mit Pitch-Video. Außerdem sind im unteren Bereich passende Artikel aus dem Seedmatch-Blog verlinkt. Manchmal geht es darin um Aufgabe der Geschäftstätigkeit oder angemeldete Insolvenz.
Auf diese Art habe ich allerdings nur 14 Verlierer-Investments finden können. Aber es war immerhin ein Anfang. Ich habe den Eindruck, dass die Artikel, die sich um Insolvenzen drehen, mit der Zeit auf dem Seedmatch-Blog immer seltener geworden sind.
Also habe ich „außen“ weitergesucht. Dazu habe ich nach „XY Insolvenz“ gegoogelt oder getestet, ob die zum Projekt angegebene Webseite noch online ist usw. So habe ich ein paar weitere Verlierer gefunden.
Aber es war ziemlich mühsam. Ich wollte fast schon aufgeben, da stieß ich auf eine Seite mit einer Crowdinvesting-Datenbank, und zwar crowdinvest.de.
Dort gibt es u. a. Listen (Monitore) zu allen möglichen Arten des Crowdinvesting, auch zu Immobilien, Energie usw., aber vor allem zu Startups. Das ist diese:
https://www.crowdinvest.de/startups
Ich habe mir für meine Untersuchungen alle Seedmatch-Investments bis 2016 herausgesucht und stieß genau auf die 92, die ich bereits in meiner Liste hatte.
Bei crowdinvest.de ist sogar jeweils ein Status angegeben. Dieser entspricht zwar nicht eins zu eins einer der oben genannten Kategorien, aber ist ziemlich brauchbar. Es gibt die Statuswerte:
- Zurückgezahlt
- Aktiv
- Unklar
- Ausfall
- Rückkaufangebot
Nun habe ich die Kategorien aus dem Seedmatch Funding Index wie folgt zugeordnet:
- Ausfall bleibt Ausfall
- Unklar wird Wackelkandidat
- Zurückgezahlt wird Top-Performer
- Aktiv wird Performer
Für diejenigen mit dem Status „Rückkaufangebot“ habe ich mir das im Einzelnen angeschaut. Die Liste ist so gestaltet, dass es zu jedem Eintrag eine Detailseite gibt, auf der weitere Erklärungen zum Status stehen.
So konnte ich feststellen, dass es vorgekommen ist, dass ein Unternehmen zwar ein lukratives Rückkaufangebot unterbreitet hatte, aber später dennoch Insolvenz anmelden musste. Da in den Seedmatch-Berechnungen Rückkaufangebote ignoriert wurden, habe ich das einzeln nachgeschaut und das Unternehmen entweder als Wackelkandidat oder als Performer eingestuft. So kam ich auf folgende Anzahlen, die ich mit denen aus dem Seedmatch Funding Index vergleichen konnte.
- Top-Performer: 8 (laut Funding-Index: 23%, 21)
- Performer: 39 (26%, 24)
- Wackelkandidaten: 26 (33%, 30)
- Ausfälle: 19 (18%,17)
Zu den Abweichungen: Einige als Performer eingestufte Investments sind in Wirklichkeit Top-Performer. Das kann ich jedoch ohne konkrete Zahlen nicht einschätzen.
Zwischen der Datenerhebung für den Seedmatch Funding Index und meinen Untersuchungen liegt etwas mehr als ein Jahr. Da kann es Statusänderungen geben. Zum Beispiel können Insolvenzverfahren abgeschlossen und damit Wackelkandidaten zu Ausfällen werden. Es kann auch neue Insolvenzanträge geben.
Dass die Summe von Wackelkandidaten und Ausfällen kleiner ist, als sie sein sollte, liegt bestimmt daran, dass in der Datenbank von crowdinvest.de nicht alle Insolvenzanträge erfasst wurden.
Möglicherweise kommen Abweichungen auch durch Rundung zustande, denn schon die Prozentzahlen im Dokument von Seedmatch sind gerundet angegeben.
Mein Urteil zum Seedmatch Funding Index
Die Aufteilung in die einzelnen Performance-Kategorien erscheint mir realistisch. Von einzelnen Investments ist bekannt, dass sie eine Super-Rendite gebracht haben, z. B. KrassFit (XLETICS), Lottohelden, Erdbär. Damit hält die Plattform natürlich nicht hinterm Berg, denn das ist schließlich gute Werbung.
Ich gehe davon aus, dass die Berechnungen von Seedmatch bzw. deren Partnern der Uni Oldenburg korrekt durchgeführt wurden, so dass die 16% pro Jahr im Schnitt stimmen. Wahrscheinlich muss man jedoch für ein derart gutes Ergebnis eine dieser Überflieger-Investitionen dabeihaben.
Außerdem werden die noch laufenden intakten Investments jeweils zum Ende 2019 als gekündigt betrachtet, womit jeweils die investierten 250 € plus die Basisverzinsung von einem Prozent für jedes Jahr zu Buche schlagen. Ein auf langfristiges Investment ausgerichteter Anleger würde diese Engagements jedoch vielleicht nicht kündigen. Nun ist die Frage, ob die dafür späteren zusätzlichen Bonussummen über den Verlusten durch spätere Insolvenzen liegen.
Ideen zur Risikosenkung
In der crowdinvest.de-Datenbank waren zu sechs der betrachteten Investments Rückkaufangebote zu finden. Bei dreien davon folgte trotzdem Insolvenz bzw. Totalverlust. Es ist vielleicht doch sinnvoll, ein gutes Rückkaufangebot anzunehmen.
Dass ein Unternehmen ein zweites oder sogar drittes Crowdfunding durchführt, ist kein Erfolgsindikator. Ich behaupte, es ist eher das Gegenteil. Der häufigste Grund für Insolvenz ist eine gescheiterte Anschlussfinanzierung. Ein wiederholtes Angebot an die Crowd kann eine Verzweiflungstat sein – egal was die „Strahlemänner“ im Pitch-Video behaupten. Laut meiner zusammengesammelten Daten sind 6 der 13 Wiederholungstäter dann doch noch in die Insolvenz geschlittert, womit dann nicht nur jeweils ein Investment, sondern gleich zwei und in einem Fall sogar drei verloren sind. Ich würde deshalb nicht wiederholt in die gleiche Firma investieren.
Lässt sich ein Gespür für gute Chancen antrainieren?
Das war neben sinnvoller Risikostreuung die zweite Frage, die ich am Anfang dieses Artikels gestellt hatte.
Meine Antwort darauf lautet: Möglicherweise.
Warum und wie?
Ich habe nun allein in meiner Liste Daten zu 92 Finanzierungen von 79 Geschäftsideen.
Hier ist übrigens meine Liste mit dem heutigen Stand:
Seedmatch-fundings-bis-2016.xlsx
Dazu sind die Beschreibungen und z. T. auch die Pitch-Videos noch auf der Seedmatch-Plattform verfügbar. Außerdem weitere Infos, wie z. B. Interviews, Erfolgs- und Misserfolgsberichte. Vielleicht lässt sich daraus etwas lernen, um die eigene Trefferquote bei der Auswahl derartiger Investments zu verbessern. Sicher gleicht keine Idee der anderen, aber bestimmt gibt es Parallelen. Außerdem gibt es weitere Crowdinvesting-Plattformen voller Beispiele.
Einige der Pitch-Videos habe ich mir während meiner „Forschungen“ schon angesehen. Meistens habe ich mir dabei eine Meinung gebildet, bei einigen die Insolvenz schon vermutet und bei meiner Recherche bestätigen können. Aber bei einigen lag ich auch total falsch. Ich kann mir jedoch vorstellen, dass sich das eigene Urteilsvermögen dazu verbessern lässt. Bestimmt sind dazu auch echte Investments nötig, unter denen garantiert Bauchlandungen sein werden.
Weitere Ideen
Mit Hilfe von crowdinvest.de lassen sich weitere Untersuchungen zu andern Startup-Crowdinvesting-Plattformen oder zu anderen Arten des Crowdinvesting anstellen.
Interessant finde ich das z. B. auch für das Immobilien-Crowdinvesting. Bisher probiere ich Immo-Crowdinvesting nur mit ganz kleinen Beträgen aus und lasse es gegen einen in Immobilien-Aktien investierenden ETF-Sparplan antreten. Hier findest du mehr dazu:
Experiment: Immobilien-Crowdinvesting gegen ETF-Sparplan
Mein bisheriges Fazit zum Startup-Crowdinvesting
Auch wenn der Seedmatch Funding Index ein breit gestreutes Investment in alle Startups empfiehlt, wäre das nichts für mich persönlich. Ich würde das trotzdem lieber zu jedem Projekt einzeln entscheiden.
Ich finde diese Materie jedenfalls äußerst interessant und werde mir demnächst wohl nach und nach einige solcher Investmentangebote im Einzelnen anschauen. Ein bisschen hat das auch etwas von „Höhle der Löwen“-Feeling.
Ein ganz breit gestreutes Startup-Portfolio werde ich mir trotzdem wohl nicht anlegen, stattdessen vielleicht ab und zu mal ein kleines Investment, sofern mir eine Idee realistisch erscheint, jedoch in vollem Bewusstsein, dass das auch schief gehen kann.
Hast du eigene Erfahrungen mit Startup-Crowdinvesting?
Wie hoch ist deine Trefferquote bei wie vielen Investments? Wie sind deine Eindrücke dazu – egal von welcher Plattform? Hast du in eines der Seedmatch-Projekte meiner Excel-Liste investiert und würdest einen anderen Status zuordnen, als ich es getan habe?
Schreib gern einen Kommentar oder eine Nachricht.
Disclaimer
Das hier ist natürlich wie immer keine Anlageberatung.
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21 Antworten auf „Startup-Crowdinvesting: 16% Rendite pro Jahr mit Seedmatch?“
Ich stimme allen Kommentaren zu, insbesondere dem Fakt, dass keiner in alle Firmen investiert hat. Hinzu kommt, nimmt man Krassfit, Erdbär und insbesondere Seeding Alliance mal weg, weil man die zB verpasst hat, dann fehlen auf einmal multiple im 20fachen Bereich und man kratzt mit dem Rest mit Glück an plus minus null. Deshalb werden Studien zu Aktienperformance auch gemittelt über alle Zeiträume, ich kann mir sonst auch einen beliebigen Zeitraum für den DAX raussuchen und zB 04.2020 und 07.2021, und fasst 100% Rendite pro Jahr einfahren.
Von Seedmatch kam tatsächlich die Aussage, genauere Darstellung sei nicht möglich. Interessanterweise schaffen das andere Firmen aber. Bsp.https://learn-cdn.seedrs.com/wp-content/uploads/2018/09/21134223/Seedrs_-PortfolioUpdate_Autumn2018.pdf
Die Antwort war vorauszusehen. Die werden einen Teufel tun und die Daten veröffentlichen. Transparenz wäre für deren Geschäftsmodell höchst schädlich.
Ich melde mich dann, wenn ich was rausfind (vielleicht mache ich ja auch mal so einen Blog :-)). Übrigens: ein wichtiges Kriterium ist für mich „Management“. Letztendlich investiert man nicht in Produkte, sondern in Menschen. Wenn ich mir da die Lebensläufe von einigen Gründern auf LinkedIn anschaue, dann kommt mir das Grausen (Max jährliche Wechsel, Lücken, usw… und auf einmal gründet man eine Firma.) . Könnte ein wichtiger Faktor sein…
Und hier kommt Kommentar #2:
Auf Seite 5 der Studie heisst es:
„Ein Seedmatch-Investor hat in den Jahren 2011 bis 2016 durchschnittlich 2,3 mal über die Plattform investiert.“
Wow!
Denken wir das Ganze mal weiter: nehmen wir an, die (unvollständige) Statistik der Studie stimmt, dann bedeutet das ja auch, dass auf 20 Investitionen 1-2 Top Performer kommen. Wenn der Durchschnittsinvestor aber nur 2 mal auf der Plattform investiert, hat er aber damit nur eine maximal 10% Chance, später im Plus zu liegen, denn: die Gewinne der Top Performer sind wichtig, um die vielen Insolvenzen auszugleichen. Anders herum betrachtet: für 90% der Seedmatch-Investoren sollten die Beteiligungen nicht profitabel sein!
(Das wäre eine interessante Statistik; ich bin sicher, SM hat diese Zahlen: „Wieviel % der Investoren sind nach 5 Jahren in der Gewinnzone?“)
Bin mir ziemlich sicher, dass Deine Analyse stimmt und gespannt, ob SM diese Zahlen herausrückt….
Ich auch.
Hallo Petra,
interessante Analyse, der Teufel steckt wie immer im Detail. Ein Knackpunkt IMO: die Performer-Kategorie. Du schreibst, sie seien zum Stichtag mit 1% Basisverzinsung eingepreist worden. Ich verstehe die Studie aber dahingehend, dass zum Stichtag fiktiv auch mit gewinnabhängiger Bonusverzinsung gerechnet wurde. Sollte dem so sein, so ist das Ergebnis NICHR aussagekräftig, da Gewinne beliebig dargestellt werden können („Financial Engineering“). Die Gefahr ist: wenn ein Rückzahlungstermin ansteht, könnte das Unternehmen den Gewinn in dem Jahr minimieren um entsprechend Rückzahlungen zu reduzieren.
Ich werde mich bei SM um Klärung bemühen.
Einen weiteren interessanten Aspekt stelle ich in einem anderen Kommentar dar. 🙂
Hallo Michael,
wenn es Bonuszinsen gab, fällt das Unternehmen schon in die Kategorie „Top-Performer“ – so habe ich es zumindest aus der Beschreibung der Kategorien verstanden.
Aber es ist eben wie du sagst. Konkrete Zahlen wären hilfreicher gewesen. Ohne diese kommt dann eben nur das heraus, was ich beschrieben habe.
Aber da Seedmatch nicht einmal bereit ist, nur die Unternehmen genau aufzuzählen, die in die einzelnen Kategorien fallen, kann ich dir bei deiner Bemühung um Klärung nur ganz, ganz viel Glück wünschen. 😉
Hallo Petra,
vielen Dank für diesen sehr umfassenden Beitrag – wir freuen uns, dass du dich so intensiv mit Seedmatch und unserem Fundingindex auseinandergesetzt hast und natürlich auch darüber, dass Startup-Investments für dich prinzipiell interessant sind.
Ein kleiner Hinweis bzgl. der unterschiedlichen Anzahlen der auf unserer Plattform als „gescheitert“ gelabelten Unternehmen sowie der „Wackelkandidaten“ und „Ausfälle“ im Fundingindex: Das „gescheitert“-Label fügen wir auf der Plattform erst ein, wenn ein Insolvenzverfahren bzw. eine Liquidation abgeschlossen ist und klar ist, dass das Unternehmen definitiv nicht gerettet werden kann. Vorher möchten wir dem Unternehmen nicht öffentlich diesen Stempel aufdrücken, da es die Suche nach Investoren und damit eine mögliche Rettung des Unternehmens erschweren könnte. Im Fundingindex gehen wir jedoch konservativer ran und haben alle Unternehmen, die sich in Insolvenz und Liquidation befinden, als Wackelkandidaten, sowie alle mit abgeschlossener Insolvenz oder Liquidation als Ausfälle gezählt. Beide Kategorien wurden mit einer Negativrendite (Totalausfall des Investments) in die Berechnung eingepreist.
Wenn du oder deine Leser weitere Fragen zu Seedmatch oder dem Fundingindex haben, freuen wir uns, von dir zu hören.
Viele Grüße,
Kirsten für das Seedmatch-Team
Hallo Kirsten,
vielen Dank für den Kommentar. Ich finde das prima, dass sich auch jemand von Seedmatch zu Wort meldet.
Ich denke, den Unterschied zwischen Ausfall und Wackelkandidat haben alle verstanden und auch, dass die Betrachtung beider Einstufungen als Totalausfall das Worst-Case-Szenario ist und nicht in jedem Fall eintreten muss. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist jedoch hoch.
Ich kann auch aus der Sicht der Unternehmen und Seedmatch als vom Unternehmen bezahlten Vermittlungsdienstleister verstehen, dass kein Interesse daran besteht, die Wackelkandidaten beim Namen zu nennen. Aber ich denke, die Sache sollte fair für beide Seiten sein, also auch für die Anleger. Ich finde nichts Schlimmes daran, bei auftretenden Problemen diese beim Namen zu nennen, auch wenn noch nicht alles verloren ist. Als Anleger möchte ich so etwas im konkreten Fall wissen und nicht nur den Hinweis bekommen, dass ich mir generell des Risikos solcher Investments bewusst sein muss. Außerdem sind Insolvenzanmeldungen ohnehin meistens eine öffentliche Sache.
Mir ist klar, dass wir uns in diesem Punkt nicht einigen werden. Aber es sollte nichts dagegen sprechen, wenigstens die Ausfälle und auch die Top-Performer beim Namen zu nennen.
Hallo Petra,
ich glaube, du hast einen Aspekt meines Kommentars möglicherweise falsch aufgefasst. Als ich geschrieben habe, dass wir das „Gescheitert“-Label auf der Plattform erst einfügen, wenn eine Insolvenz bzw. Liquidation abgeschlossen ist, bezog ich mich ausschließlich auf das Label, das öffentlich für alle (also auch Nicht-Investoren des betroffenen Fundings und sogar Personen, die gar keinen Account bei Seedmatch haben) auf https://www.seedmatch.de/investmentchancen bei manchen Fundings aus der Vergangenheit sichtbar ist.
Selbstverständlich informieren wir die betroffenen Anleger, sobald ein Funding Insolvenz anmelden musste. Dies geschieht sowohl per E-Mail als auch im geschlossenen Investor-Relations-Bereich auf der jeweiligen Fundingseite. Dort kann sich auch das betroffene Unternehmen sowie der Insolvenzverwalter zu Wort melden, es können vertrauliche Dokumente hochgeladen werden, die nur für die Investoren bestimmt sind etc. Wir sind absolut deiner Meinung, dass man dies als betroffener Anleger sofort erfahren und umfangreich informiert werden möchte, und tun immer unser Bestes, um die Prozesse rund um das Insolvenzverfahren für die Anleger so transparent wie möglich zu machen.
Viele Grüße,
Kirsten
Hallo Kirsten,
dass Seedmatch die betroffenen Anleger von der Anmeldung einer Insolvenz informiert, habe ich nicht bezweifelt und als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt. Ich finde aber durchaus, dass darüber hinaus auch Interessenten, die noch nicht in solche Projekte investiert sind, über angemeldete Insolvenzen informiert werden sollten, einfach um sich schon VOR dem Registrieren und eigenen Investieren ein besseres Bild vom Chancen-Risiko-Verhältnis machen zu können.
Aber wie ich schon sagte, bin ich mir darüber im Klaren, dass wir hier keine Einigung erzielen werden. Das ist auch OK. Es darf jeder seine Auffassung vertreten. Zu meiner gehört, dass ich den an sich schon guten Seedmatch Funding Index als noch besser und transparenter empfinden würde, wenn die Unternehmen der einzelnen Kategorien namentlich genannt würden, meinetwegen auch nur die Top-Performer und feststehenden Ausfälle.
Ich will hier weder Seedmatch noch die einzelnen Unternehmen in Misskredit bringen und ich zweifle auch nicht an der Seriosität der Plattform.
Viele Grüße
Petra
Hallo Petra,
alles klar, verstanden – ganz auf einen Nenner kommen wir hier nicht, aber wie du schon schreibst, ist das auch völlig ok. Wir bei Seedmatch freuen uns auf jeden Fall über deine umfangreiche und kritische Auseinandersetzung mit unserem Fundingindex und über deine Anregungen.
Viele Grüße,
Kirsten
Habe mit Startnext keine guten Erfahrungen gemacht. Da tummeln sich jede Menge Blender, die Zahlen versprechen, die sie nicht liefern können. Startnext selbst prüft offensichtlich in keiner Weise die Seriosität sondern stellt die Angebotsunterlagen ungefiltert ein. Hatte in drei Projekte investiert. Mit einem habe ich einen Vergleich geschlossen (Ware gegen Forderungsverzicht), bei einem habe ich wegen Geringfügigkeit auf die Rückzahlung verzichtet, vom Dritten habe ich noch rechtzeitig das Geld abgezogen, bevor die Blase geplatzt ist. (Namen der Firmen möchte ich nicht nennen, nachkarten halte ich nicht für sinnvoll). Man sollte also nur investieren, wenn man die Firma und das Geschäftsmodell gut selber beurteilen kann. Und die 16% Rendite, die genannt werden, halte ich schlicht und einfach für falsch und unseriös. Wie die das gerechnet haben, ist mir schleierhaft (allein bei dem von mir erstgenannten Projekt ist eine siebenstellige Summe von Anlegergeldern den Bach runtergegangen).
Hallo Thomas,
danke, dass du deine Erfahrungen geteilt hast. Deinen Unmut kann ich gut verstehen. Aber nur weil du schlechte Erfahrungen mit drei Fundings auf der einen Plattform (Startnext) gemacht hast, automatisch auf fehlende Seriosität einer anderen Plattform (Seedmatch) zu schließen, halte ich für gewagt.
Bei der Nennung von Firmennamen geht es mir nicht um „Nachkarten“, wie du es nennst, sondern ich wollte nur versuchen zu erfahren, welche Firmen meiner Seedmatch-Liste entsprechend gekennzeichnet werden können um so das Bild zu meinen Untersuchungen eventuell vervollständigen zu können.
Hallo Petra,
Sorry, für den Schreibfehler in meinem Kommentar. Ich meinte natürlich Seedmatch, Startnext macht ja ein bisschen was Anderes. Relevant für Deine Liste ist da auf jeden Fall „Askania“ aus Berlin. Will auch nicht die Existenzberechtigung von Seedmatch in Frage stellen, denke aber, dass es sich für einen Kleinanleger, der primär auf Rendite schaut, überhaupt nicht eignet. Wenn man aber Projekte unterstützen will, die man gut findet und dafür Geld einsetzt, wo auch ein Totalverlust zu verkraften ist, ist das natürlich perfekt. Und dafür ist die Plattform ja auch mal gedacht gewesen.
Viele Grüße!
Thomas
Hallo Thomas,
danke für die Antwort. Askania ist zwar nicht auf meiner Liste, weil diese nur die Fundings bis einschließlich 2016 enthält wegen des Vergleichs mit dem Seedmatch Funding Index, aber interessant ist es dennoch, davon zu erfahren.
Hallo Petra, wenn Du Seedmatch interessant findest, wird Dir wahrscheinlich auch Seedrs gefallen. Bevorzuge ich.
Ansonsten viele Erfahrungswerte:
{LINK GELÖSCHT – da mehr Werbung als Erfahrungsberichte – PW]
Hallo Petra,
ich habe in den Anfängen von Seedmatch ein paar Erfahrungen damit gesammelt. Ich hatte in eine Reihe der angebotenen Startups gestreut investiert und war dann ein paar Jahre dabei. Dabei habe ich noch Glück gehabt, denn ich habe nur ca. 1/4 meines Geldes verloren. Dennoch würde ich sowas nie wieder tun und auch jedem davon abraten. Meine Hauptbegründungen:
– Als normaler Investor hat man weder den nötigen Einblick noch das Verständnis für solche „Vertragsinvestments“.
– Die stillen Beteiligungsverträge sind (oder waren zumindest damals) unfair gegenüber dem Investor. Inbesondere durfte das Startup die Beteiligungen nach ein paar Jahren aufkündigen. Was sie auch immer dann gnadenlos gemacht haben, wenn sich Erfolg abzeichnete. Man trug als Investor also letztendlich ein paar Jahre das hohe Pleiterisiko, um dann in den wenigen Erfolgsfällen schnell „rausgeworfen“ zu werden, um Platz für neue Finanzierungsrunden zu machen.
– In 1 Fall bei mir war das Startup nicht mal ordnungsgemäß insolvent gegangen, sondern einfach Bankrott bzw. spurlos verschwunden. Einschreiben von mir an den GF und die im Vertrag genannte Firmenadresse kamen als „unzustellbar“ zurück. Da die verlorenen Beträge zu gering waren für Anwaltseinsatz und wenig aussichtsreiche Gerichtsprozesse um Durchgriffshaftung, habe ich das Geld schlichtweg abschreiben müssen wie in einem Betrugsfall.
– Da, wo sich Erfolg abzeichnete, hat es lange gedauert und die Rendite war dennoch unterdurchschnittlich.
Daher für mich: Eine lehrreiche und wichtige, wenn auch nicht ganz billige Erfahrung. Ich hatte die Erfahrung bewusst gesucht, aber wie dunkel die Realität war, wurde mir tatsächlich erst klar als ich investiert war.
Ein hoch auf fungible, börsennotierte Anlagen 🙂
Hallo Thorsten,
vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag. Kannst du bitte jeweils noch konkrete Firmen dazu nennen?