Neulich wurde ich in einer Mail gefragt: Welches System ist für dich das System zum Geldverdienen bei der Aktienanlage?
Gegenfrage: Was stellst du dir unter einem „System“ vor?
Eine Liste von Kriterien, für die es Punkte gibt? Wo dir dann die Gesamtpunktezahl sagt, ob du kaufen oder verkaufen sollst? Also ein Regelwerk, das vollautomatisch funktioniert?
An so etwas glaube ich nicht. Vor allem nicht an „vollautomatisch“.
Das mag sich komisch anhören, denn gerade mit solch einem System spiele ich doch in meinem Experiment Levermann-Depot herum. Ja, aber die Wortwahl sagt alles: „Experiment“ und „spielen“. Das ist eine nette Spielerei – mehr nicht.
Was halte ich für sinnvoller?
Ziel der Aktienanlage: langfristiges passives Einkommen
Ich möchte an Unternehmen beteiligt sein und von deren Gewinnen profitieren. Also passives Einkommen, ohne einen Finger zu rühren. (Natürlich außer dem Klick für den Aktienkauf.)
Einerseits möchte ich regelmäßige Ausschüttungen in Form von Dividendenzahlungen. Andererseits möchte ich, dass sich die Unternehmen gut entwickeln. Nur so sind sie (fast) immer in der Lage, Dividenden auszuschütten und diese nach und nach weiter zu steigern. In dem Fall lässt es sich kaum verhindern, dass dann auch der Kurs der Aktie langfristig schön steigt.
Das ist alles. Mein „System“ ist also diesem Ziel untergeordnet.
Der erste Schritt: Ideen für gute Aktien finden
Um Aktien solcher guten Unternehmen zu finden, gibt es verschiedene Wege. Hier ein paar Beispiele:
- Mir fällt in meinem Alltag ein Produkt oder eine Dienstleistung auf, von der ich der Meinung bin, dass so etwas profitabel sein müsste. Dann schaue ich, welches Unternehmen dahinter steckt und ob man Aktien davon kaufen kann.
- Ich benutze ein Bewertungssystem wie z. B. Levermann, HGI oder Dividenden-Score wie sie im Aktien.guide* angeboten werden, und suche mir Aktien heraus, die hier sehr gute Bewertungen haben. Dann informiere ich mich über die Unternehmen. Ich nutze aber nicht streng die Kauf- und Verkaufssignale dieser Systeme.
- Ich schaue mir an, was andere Investoren, die so ähnlich ticken wie ich, für einen Kauf in Betracht ziehen. Ich finde sie auf anderen Blogs und Youtube-Kanälen.
- Ich suche gezielt nach Aktien bzw. Unternehmen, die hohe Werte in den Rentabilitätskennzahlen aufweisen.
Zweiter Schritt: Wirtschaftsdaten ansehen und entscheiden
Egal, für welchen Weg ich mich entscheide. So habe ich zunächst nur eine Idee. Ich schaue mir dann an, ob die Aktie im Aktienfinder.net gelistet ist. Wenn ja, freue ich mich, denn so kann ich mir schnell einen Überblick über die wichtigsten Daten zu diesem Unternehmen verschaffen.
Denn nirgends sind so viele Fundamentaldaten so übersichtlich aufbereitet wie dort. So lässt sich schon aus der ersten Grafik auf einen Blick erfassen, wie es langfristig um Gewinne und Dividenden steht und was demnächst zu erwarten ist.
Ich bin ganz ehrlich: Ich bevorzuge Aktien, die im Aktienfinder.net gelistet sind. Einfach aus Bequemlichkeit.
Beispiel: die rentabelsten Unternehmen
Ich möchte nun etwas genauer auf Punkt 4 zur Ideenfindung eingehen und das am Beispiel meines neuesten Aktienkaufes zeigen.
Der Weg war sehr bequem. Auf dem Blog zum Aktien.guide* gibt es unter der Rubrik Wissen Erklärungen verschiedener Kennzahlen.
Zu den Kennzahlen wird dann jeweils eine Liste von Aktien angezeigt, für die diese Kennzahlen besonders gut ausfallen, z. B. Aktien mit der höchsten Eigenkapitalrendite*.
Nachdem die Eigenkapitalrendite in dem Blogbeitrag sehr schön erklärt wurde, werden die 100 Aktien mit den höchsten Eigenkapitalrenditen aufgelistet.
Diese Liste habe ich durchgeschaut und so habe ich Medifast (ISIN: US58470H1014) gefunden. Medifast beschäftigt sich mit einem weitreichenden Zivilisationsproblem, und zwar dem Übergewicht. Die Firma hat sich dem Abnehmen verschrieben, aber nimmt selbst schön zu. Sie ist zwar schon sehr groß und etabliert, aber wächst noch immer stark von Jahr zu Jahr.
Die Aktie hat heute (03.11.2021) im Aktien.guide sogar einen HGI-Score von 17 und das Unternehmen zahlt eine Dividende. Die ist zwar mit derzeit 2,5% Dividendenrendite noch nicht sehr hoch, aber die Tendenz ist steigend.
Noch beeindruckender ist das Gewinnwachstum. Hier die aktuelle Grafik dazu aus dem Aktienfinder.net:
Auch die Bilanzdaten sehen toll aus, besonders die hohe Tilgungskraft:
Im Blog vom Aktien.guide gibt es sogar einen ausführlichen Artikel zu dieser Aktie*. Nachdem ich den durchgelesen und mir dann die genauen Daten im Aktienfinder.net angesehen habe, habe ich mich zu einem Kauf entschlossen und mir heute ein paar Stücke ins Depot gelegt.
Andere Beispiele
Weitere Beispiele zur Ideenfindung nach den anderen Möglichkeiten dieses „Systems“ hatte ich auf meinem Blog bereits beschrieben.
Ideen aus dem Alltag (siehe Punkt 1):
So lassen sich Investmentideen einfach im Alltag finden
Dauerbrenner „Wundertüte“ und wie sich an der Börse davon profitieren lässt
Bewertungssysteme zweckentfremdet (siehe Punkt 2):
Aktienfinder oder Aktien.guide – Welches Tool ist besser?
Allgemeines
Ich achte natürlich auch darauf, dass die Aktie gut in mein Depot passt. Das heißt, dass ich gut über verschiedene Branchen streue.
Ich liste hier einfach alle Aktien auf, die sich in meinem Hauptdepot befinden:
- 3M (Industrie)
- Altria (Tabak und Alkohol)
- AT&T (Telefongesellschaft)
- BASF (Chemie)
- Blackrock (Finanzen, Investment)
- Boston Pizza Royalty Fund (Systemgastronomie, Franchise-Lizenzen)
- British American Tobacco (Tabak)
- Chevron (Öl, Gas)
- China Water Affairs (Wasser)
- Cisco Systems (IT, Netzwerk, Internet)
- Colgate Palmolive (Haushalts-/Pflegeprodukte)
- Deutsche Post (Logistik)
- Ebay (IT-Dienstleistungen, Online-Auktionen)
- EPR Properties (REIT – Freizeit, Kultur, Erziehung: Schulen)
- Fastenal (Schrauben)
- Fuchs Petrolub (Schmiermittel)
- Gazprom (Erdgas, Energie)
- General Mills (Lebensmittel)
- Hasbro (Spielzeug)
- Illinois Tool Works (Werkzeuge)
- Johnson & Johnson (Pharma, Drogerie)
- KDDI (Telefongesellschaft)
- Kellogg (Lebensmittel)
- Medifast (Gesundheit, Wellness, Abnehmen)
- Münchener Rück (Versicherung)
- National Health Investors (REIT – medizinische Einrichtungen)
- Omega Healthcare (REIT – medizinische Einrichtungen, Altenheime)
- One Liberty (REIT Industrie-Immubilien)
- Packaging Corp. of America (Verpackungen, Boxen, Displays)
- PepsiCo (Lebensmittel, Cola und Chips)
- Pfizer (Pharma)
- Qualcomm (Electronik in jedem Smartphone)
- Royal Dutch Shell (Erdöl, Gas)
- Sabra Health (REIT – Pflegeeinrichtungen, medizinische Einrichtungen)
- Siemens (Industrie)
- Siemens Energy (Spin-Off von Siemens)
- Simon Property (REIT Shopping Center und Erlebnis-Zeugs)
- Stag Industrial (REIT Industrie-Immobilien)
- Tanger Factory (REIT Outlet Center)
- Texas Instruments (Chips)
- Unilever (Lebensmittel, Fertigzeug, Drogerie)
- Ventas (REIT – Gesundheitsbereich)
- Vonovia (Wohnimmobilien)
- Walgreens (Apotheken)
Nachtrag: Inzwischen sind weitere hinzugekommen.
Technische Analyse?
Ist für mich kein Thema. OK, ich schaue mir natürlich den Kursverlauf an. Aber ich male keine Trendlinien und beachte auch keine gleitenden Durchschnitte, Oszillatoren, Köpfe, Schultern oder fliegende Untertassen. Das halte ich für Quatsch, wenn man langfristig investiert.
Fazit
Ist das hier Beschriebene wirklich das BESTE System zur Aktienanlage?
Gibt es denn überhaupt ein absolut bestes System? NEIN.
Das hier Beschriebene ist einfach mein bevorzugtes System.
Disclaimer
Das hier ist keine Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf. Es ist einfach nur meine bevorzugte Vorgehensweise. Natürlich darf ich nebenbei auch andere Dinge ausprobieren, was ich mit meinen diversen Experimenten auch mache.
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