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Crowdinvesting in Startups: Wie sich Chancen erhöhen und Risiken senken lassen

Vor einigen Jahren, und zwar 2014, bin ich auf das Thema Crowdinvesting gestoßen und damit recht schnell spektakulär auf die Nase gefallen. Inzwischen haben wir uns beide weiterentwickelt, sowohl das Crowdinvesting als auch ich.

Heute möchte ich das etwas genauer beleuchten, vor allem, wie man solche Stürze vermeidet oder wenigstens dafür sorgt, dass ein Kissen darunter liegt. Dabei geht es um Chancen und Risiken und darum, diese geeignet auszubalancieren.

So funktioniert Crowdinvesting (oder auch nicht)

Vom Prinzip her ist Crowdinvesting eine coole Sache. Jemand hat eine Idee für eine Gewinn versprechende Unternehmung,  aber leider nicht das nötige Kapital dazu.

Anstatt zur Bank zu gehen und artig „bitte, bitte“ zu machen, lässt sich das benötigte Geld in vielen relativ kleinen Portionen von privaten Investoren einsammeln. Die haben dann später auch etwas davon, und zwar schöne Zinsen oder eine Beteiligung am Unternehmen. So viel zur Theorie.

Ich hatte damals schon ein ansehnliches Aktiendepot und mit diesem nicht viel zu tun. Da kam mir die Gelegenheit, etwas Neues auszuprobieren mit der Chance auf zusätzliches passives Einkommen gerade recht. Außerdem waren mir die Projekte, die ich ausgesucht hatte, inhaltlich sympathisch.

Wie es ausging, habe ich am Anfang schon erwähnt: Es wurde eine Bauchlandung. Zum Großteil war ich selbst schuld. Ich hätte es schon damals besser wissen müssen.

Für die Vermittlung derartiger Investments stehen Plattformen im Internet bereit. Eine solche war auch die „Deutsche Mikroinvest“, über die ich meine drei Engagements abgeschlossen hatte. Heute sucht man diese Plattform vergeblich, denn sie ist eingestellt worden.

Es ging um drei Startups, eins im Lebensmittelbereich, eins in der Medizinforschung und das dritte im Bereich der Erneuerbaren Energien. Alle drei hatten bereits ein paar Erfolge aufzuweisen und die beeindruckten mich.

Bei allen drei Investments handelte es sich um qualifizierte Nachrangdarlehen mit Zinskonditionen, zu schön um wahr zu sein:

Das erste, das mindestens fünf Jahre laufen sollte, versprach im ersten Jahr 7 %, im zweiten 8 %, usw. bis 11 %.

Das zweite war auf eine Mindestlaufzeit von drei Jahren bei 8,5 % Zinsen pro Jahr angelegt.

Das dritte, über mindestens fünf Jahre, versprach zwar zunächst „nur“ 5 % und dann in halben Prozentschritten bis 7 % ansteigend, aber beim Erreichen einer bestimmten Gewinnschwelle sollten noch 5 % oben drauf kommen.

Und bevor hier jemand mit seinem erhobenen Zeigefinger Löcher in die Luft piekt: Klar wusste ich, was ein Nachrangdarlehen ist. Das sind Schulden, die so ziemlich als letzte von allen bedient werden, wenn es eng wird. Im Insolvenzfall bedeutet das Totalverlust.

Aber hey, ich fand die Geschäftsideen so gut, dass ich es riskieren wollte.

Zunächst erhielt ich wirklich Zinszahlungen. Zwei der drei Firmen zahlten quartalsweise und das Geld landete pünktlich auf meinem Konto. Das dritte Unternehmen, das jährlich zahlen sollte, schaffte nicht einmal die erste Zinsrunde.

Das „Tolle“ an solchen qualifizierten Nachrangdarlehen ist nämlich, dass die Zinszahlungen selbst dann ausgesetzt und auf unbestimmte Zeit verschoben werden dürfen, wenn dadurch die Insolvenz nur droht, ohne dass sie eintritt. Bei den anderen beiden, die zunächst pünktlich zahlten, trat sie dann aber auch ein.

Nun, das Geld war nicht weg, das hatten nur andere, was soll’s! Was mich dabei mehr als der monetäre Verlust ärgerte, war der Mangel an Informationen.

Es wurde zwar versprochen, die Anleger regelmäßig über die Belange der Unternehmen zu informieren, aber was dann wirklich kam, konnte man vergessen.

Das lag zum Teil sicher auch an der vermittelnden Plattform, die sich so gut wie gar nicht gekümmert hatte. Aber letzten Endes ist es egal,  denn das Ergebnis wäre das gleiche gewesen.

Crowdinvesting und mögliche Renditen heute

Inzwischen gibt es mehr Crowdinvesting-Plattformen und eine größere Auswahl an Projekten. Auch wird mehr nach Art der Projekte differenziert. Ein Zweig mit seinen ganz eigenen Gesetzmäßigkeiten ist z. B. das Immobilien-Crowdinvesting.

Die Bauträger, die sich dabei das Geld leihen, machen das nicht nur einmal und haben damit Erfahrung.

Dadurch ist die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas scheitert, geringer. Ausgeschlossen sind Pleiten dabei dennoch nicht und es sind bereits welche vorgekommen.

Mit Immobilien-Crowdinvesting im Speziellen hatte ich mich schon im Oktober 2019 ausführlich beschäftigt.

Unter anderem hatte ich mich darin mit Chancen und Risiken auseinandergesetzt und grob festgestellt, dass möglichst weniger als jedes zehnte Projekt ausfallen sollte, damit das Ganze im Schnitt profitabel bleibt.

Seitdem hat sich auf diesem Teilgebiet nicht viel verändert. Das Immobilien-Crowdinvesting wird meistens über Darlehen mit fester Verzinsung abgebildet und bis heute ist BERGFÜRST* die einzige Plattform in Deutschland, über die keine Nachrangdarlehen, sondern besicherte Bankdarlehen mit vorteilhafterem Rang angeboten werden. Außerdem sind dort bereits Investitionen in Stückelungen von nur 10 € möglich.

Das ist der Grund, warum ich mich entschlossen hatte, genau dort diese Crowdinvesting-Form mit kleinen Summen gut gestreut auszuprobieren und gegen ein anderes Investment mit Immobilienbezug antreten zu lassen.

Darüber schreibe ich regelmäßig in meinem Experiment Immobilien-Crowdinvesting gegen ETF-Sparplan.

Allerdings erwarte ich von dieser Art des Crowdinvesting keine Super-Renditen. Das geht schon deshalb nicht, weil die Zinssätze von vornherein feststehen, womit mein Gewinn gedeckelt ist. Deshalb darf das Risiko auch nicht so hoch sein.

Hier soll es jedoch um Crowdinvesting in Startups gehen und dabei ist das Risiko viel höher. Darum ist es keine so gute Idee, sich hier mit gedeckelter Rendite zufriedenzugeben, so wie ich es bei meinen ersten Versuchen 2014 getan hatte.

Die meisten Startups scheitern leider. Allerdings lässt sich schlecht feststellen, wie hoch der Anteil der Pleiten an den über Crowdinvesting finanzierten Unternehmen ist. Die Plattformen stellen das leider selten offen dar.

Sie zeigen stattdessen gern „erfolgreiche Fundings“ an. Das könnte etwas irreführend sein. Denn ein erfolgreiches Funding bedeutet einfach nur, dass es geschafft wurde, das benötigte Geld von der Crowd einzusammeln. Ob das Unternehmen dann Erfolg hat oder in die Pleite geht, spielt dabei keine Rolle.

Welcher Teil der über diverse Plattformen finanzierten Startups wird wohl scheitern? Sind es weniger als die Hälfte?

Die Plattformen selbst führen ihre eigenen Prüfungen durch, bevor sie entscheiden, welche Projekte sie zulassen und welche nicht. Zwar verdienen sie an jedem zugelassenen, doch liegt es langfristig in ihrem eigenen Interesse, die Ausfallquote möglichst gering zu halten, sonst finden sie irgendwann keine Investoren mehr.

Nehmen wir an, der Anteil der Ausfälle liegt bei einer guten Plattform bei 20 %. Ich finde, nur 20 % wären schon nicht so schlecht. Um 20 % Ausfälle zu kompensieren, müssten die anderen allerdings insgesamt 25 % der investierten Summe hinzuverdienen, um ohne Verlust rauszugehen.

Beispiel: Fünf Investments zu je 1.000 €, also insgesamt 5.000 €. 20 % davon fallen aus, das bedeutet eins von fünf. Das macht einen Ausfall von 1.000 €.

Damit die anderen vier diesen Verlust ausgleichen, müsste jedes davon 250 € verdienen, was bezogen auf das jeweilige Investment 25 % sind. Über welchen Zeitraum das stattfindet, ist bei dieser Betrachtung egal.

Ich rede hier also nicht von einer jährlichen Rendite von 25 %, sondern meine die Gesamtrendite. Natürlich sollte diese höher als 25 % sein, denn Plusminus Null ist kein akzeptables Ergebnis.

Gedeckelte Renditen kommen also nicht in Frage, stattdessen nur solche, die zum Großteil vom Gewinn oder von einem lukrativen Exit (Verkauf des Unternehmens) abhängig sind. So etwas bieten sogenannte partiarische Darlehen oder Eigenkapitalbeteiligungen.

Partiarische Darlehen sind meistens auch nachrangig und  auch Eigenkapital kommt in der Rangfolge bei einer Insolvenz immer ganz hinten, aber wenn im Gegenzug die Rendite nach oben offen ist, ist das in Ordnung.

Harte und weiche Kriterien und die eine Frage

Darüber hinaus sollte man die Geschäftsidee und deren Wachstumsphantasie nachvollziehen oder zumindest daran glauben können. Ja, man kann nicht alles überprüfen, ein Teil bleibt Glaube, Liebe und Hoffnung.

Bei aller Liebe sollte man den Deal für die eigene Seite auch rational als fair empfinden. Dazu heißt es, die Vertragsbedingungen genau zu überprüfen und die Geschäftsidee kritisch zu hinterfragen.

Viele Ideen sind nicht von Grund auf neu, sondern es gibt oder gab schon einmal etwas Ähnliches. Was ist damit passiert? Wenn es schiefgegangen ist, warum? Und warum sollte es mit diesem Projekt besser klappen?

Also die rosarote Brille abnehmen, etwas gesunden Menschenverstand zuschalten und dann noch einmal darüber nachdenken!

Auch Prognosen des Unternehmens kritisch betrachten. Und, nicht zu vergessen, die Vertragsbedingungen genau lesen. Am Ende gilt es, die eine Frage zu beantworten:

Ist die Chance das Risiko wert?

Praxisbeispiele

So, genug theoretisch herumgelabert. Nun soll es etwas praktischer werden. Ich schaue dazu auf die Plattform Seedmatch*. Dort gibt es gerade zwei Investmentangebote, die ich schön zur Illustration meiner Ideen verwenden kann. Sie heißen „Feelbelt“ und „Waldgourmet“.

Beispiel 1: Waldgourmet – leckeres Wildfleisch mit sehr geringem ökologischen Fußabdruck

Darlehensart: Qualifiziertes Nachrangdarlehen

Finanzierungsmodell: Festverzinsung

Mindestlaufzeit: 31.12.2023

Geplante Rendite: 6 % p. a.

Early-Bird-Bonus: Bei einem Investment bis Dienstag, 22.12.2020, 23.59 Uhr, erhalten Sie 7 % statt 6 % Zinsen p. a.

Investmenthöhe: ab 250 €

Den Early-Bird-Bonus gibt es jetzt nicht mehr, aber ob 6 % oder 7 % Rendite spielt für mich in diesem Fall keine Rolle.

Auch wenn das sehr attraktiv klingt, als Investition in ein Startup scheidet so etwas für mich aus, denn die Rendite ist gedeckelt und gemessen am Risiko des Totalverlustes zu gering.

Für ein kleines und junges Unternehmen ist es außerdem verdammt schwer, solche Zinssätze zu zahlen.

Auch wenn mir die Gründer sympathisch sind und die Idee gefällt: Fleisch, das einen noch geringeren ökologischen Fußabdruck hinterlässt als Fleischersatzprodukte und dazu noch edel und lecker ist. Ein Investment ist das für mich nicht und dafür 250 € zu spenden, wäre mir etwas zu heftig.

Beispiel 2: Feelbelt – Audio fühlbar machen

Finanzierungsart: Partiarisches Nachrangdarlehen

Finanzierungsmodell: Seed Investment

Mindestvertragslaufzeit: 31.12.2025

Geplante Rendite:

  • Exit-Beteiligung oder erfolgsabhängiger Bonuszins bei Vertragsende
  • gewinnabhängige, jährliche Bonuszinsen, sobald der Break-even erreicht wird
  • endfällige Basisverzinsung von 1 % p. a.

Early-Bird-Bonus: Der Early-Bird-Bonus erhöht die Investmentquote um 10 % (nur bei einem Investment bis einschließlich 17.12.2020, ist also schon abgelaufen).

Investmenthöhe: ab 250 €

Das sieht für mich schon besser aus. Auch wenn sicher viele auf den ersten Blick sagen: Bäh, nur 1 % p. a. und dann auch nur endfällig!

Das bedeutet, wenn ich 1.000 € investiere, dann bekomme ich davon erst einmal nichts, auch wenn alles glattläuft, sondern nach frühestens fünf Jahren für jedes Jahr 1 %, also fünfmal 10 €, insgesamt 50 €.

Ja, das ist aber nur der Trostpreis, wenn es mehr schlecht als recht überlebt und ich nach fünf Jahren nicht mehr die Hoffnung habe, dass es jemals besser wird, und mein Geld dann herausnehme.

Wenn ich stattdessen investiert bleibe, bekomme ich von der Basisverzinsung zunächst nichts. Interessant wird es jedoch, wenn das Unternehmen irgendwann Gewinne macht. Dann bekomme ich ein Stück vom Kuchen ab, das von der Größe her meinem Investmentanteil entspricht.

Dafür ist die sogenannte Investmentquote maßgebend. Diese ist genau der Anteil, den mein Investment am Unternehmenswert hat. Wenn ein Unternehmen nach dem Crowdfunding z. B. mit 5.000.000 € bewertet ist und ich 1.000 € investiert habe, ist mein Anteil 1.000 geteilt durch 5.000.000, also ein Fünftausendstel.

So viel vom Gewinn wird dann jedes Jahr an mich ausgezahlt, natürlich nur, wenn Gewinn gemacht wird. Bei Verlust wird mir aber nichts abgezogen.

Noch interessanter wird der Exit-Fall, also dass das Unternehmen übernommen wird. Nehmen wir an, das Ganze wird der absolute Knüller, entwickelt sich rasant und wird schon nach ein paar Jahren für 30 Millionen € verkauft.

Dann bekomme ich davon ebenfalls ein Fünftausendstel ab, also in dem Fall 6.000 €. Dazu gibt es die Basiszinsen und bestimmt habe ich bis dahin auch laufende Gewinnbeteiligungen bekommen.

Der Early-Bird-Bonus von 10 % auf meine Investmentquote hätte bedeutet, dass meine Investmentquote um 10 % höher angesetzt worden wäre.

Meine Gewinn- und Exit-Beteiligung würden also so berechnet, als hätte ich 10 % mehr investiert. Ich bekäme dann also bei den vom Gewinn und Exit abhängigen Zahlungen das 1,1-Fache von dem, was ich normalerweise bekommen müsste. Der Zug ist aber für dieses Beispiel schon abgefahren.

Ich habe das hier nur sehr idealisiert und vereinfacht dargestellt. So super wird es natürlich nur in sehr wenigen Fällen laufen. Aber um zu verdeutlichen, was es heißt, dass die Rendite nicht gedeckelt ist, soll es genügen. Außerdem ist die Gefahr, dass sich das Unternehmen an diesem Darlehen „verschluckt“, wohl kaum vorhanden.

Aber bei aller Träumerei sollte nicht vergessen werden, dass so hohe Erträge nur bei hervorragend laufendem Geschäft herauskommen können.

Es bleibt nun noch, alles zu überdenken, was möglich ist. Also würde man die öffentlich zugänglichen Infos genau ansehen und wenn man das Ganze dann immer noch für eine gute Idee hält, die Vertragsbedingungen im geschützten Bereich der Plattform unter die Lupe nehmen.

Öffentlich verfügbar ist natürlich das Pitch-Video. Das hinterlässt den Eindruck, dass es eine ziemlich coole Idee ist: Audio fühlbar machen. Die Gamer – und davon gibt es soooo viele Verrückte – werden es lieben.

Nun gut, es ist ein extra auf Wirkung getrimmtes Werbevideo, das muss positiv sein. Aber meine Phantasie lässt mich spontan an weitere Einsatzmöglichkeiten denken, zusätzlich zu denen, die sie im Video nennen. Aber lassen wir das.

Nun würde ich also weitere Details aus dem geschützten Bereich unter die Lupe nehmen, um zu einer Entscheidung für oder gegen ein derartiges Investment zu gelangen. Das kann und sollte jeder für sich selbst tun. Ich belasse es an dieser Stelle dabei.

Ob ich wirklich in das obige Beispielprojekt investieren werde, kann ich noch nicht sagen. Außerdem werde ich mich natürlich noch auf weiteren Crowdinvesting-Plattformen umschauen. Also wird es eine Fortsetzung zu diesem Artikel geben.  

Noch eine Idee: „Tandeminvestment“

Eine Idee habe ich jedoch noch, die ich gleich verraten möchte. Anstelle zwecks Risikoverringerung in möglichst vielen kleinen Portionen in solche ungedeckelten Startup-Crowdinvesting-Projekte zu investieren, kann ich mir auch jeweils eine Art „Tandem-Investment“ vorstellen.

So könnte man jedes kleine Crowdinvestment mit einem größeren in die Aktie eines etablierten und thematisch dazu passenden Unternehmens kombinieren.

Das hieße z. B. von einem Gesamtinvestment über 2.500 € nur ein Zehntel, also 250 € in das obige Investment „Feelbelt“ stecken und die restlichen 2.250 € in eine gute große Aktie im Gaming oder Virtual Reality Bereich.

Dann hat man einen etwas konservativeren Teil und dazu den Thrill des Innovativen von nebenan.

Was nicht fehlen darf

Das hier ist natürlich keine Anlageberatung, sondern sind wie immer nur meine durchgeknallten Ideen.  

Mit * gekennzeichnete Links sind Provisionslinks.

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