Ich hatte dieses LEGO-Investment-Spiel 2019 gestartet, um zu testen, ob ich es schaffen könnte, durch Kauf und Verkauf von LEGO-Sets eine nennenswerte Rendite zu erwirtschaften. Jetzt beende ich es und ermittle die wirklich erzielte (erzielbare) Rendite.
Der gesamte Verlauf kurzgefasst
Ich hatte mich zuerst über diese kuriose Materie schlau gemacht und das Ganze auf dem Papier gestartet.
Das heißt, ich habe notiert, welche Sets ich wann zu welchem Preis hätte kaufen können.
So wurden es von Januar 2019 bis April 2020 insgesamt 26 Käufe. Nur die letzten drei Sets davon habe ich wirklich gekauft.
Dann habe ich nur noch auf Wertentwicklung und mögliche Verkäufe geschaut, um dieses Experiment nach und nach zu Ende zu bringen.
Die Verkaufspreise habe ich jeweils anhand von beendeten Ebay-Auktionen und wirklich durchgeführten Sofortverkäufen festgestellt und davon noch jeweils 13% abgezogen für Gebühren und „Pech gehabt“.
Inzwischen habe ich 18 Verkäufe verbucht. Einer davon war echt. Der hat – wie zu erwarten war – Arbeit gemacht und ich bin froh, dass die anderen nur auf dem Papier stattgefunden haben.
Nun liegen noch acht Sets im „Depot“, also sechs in der Phantasie und zwei in Wirklichkeit. Ob ich die beiden echten wirklich verkaufe, weiß ich noch nicht. Ich tendiere ja dazu, sie selbst aufzubauen.
Unter den restlichen Sets sind meiner Meinung nach zwei „Rohrkrepierer“, und zwar 75535 Star Wars: Han Solo und 75148 Star Wars: Encounter on Jakku. Bei diesen beiden glaube ich nicht daran, dass sie in absehbarer Zeit ins Plus rutschen. Die anderen würden es bestimmt bald schaffen.
Ich möchte dieses Experiment jedoch schon jetzt, nach knapp drei Jahren, beenden. Für einen Eindruck über die mögliche Rendite und eine Vorstellung über den damit verbundenen Aufwand genügt es.
Ich zeige zunächst die Übersichten zum aktuellen Stand und erkläre danach eine genauere Renditeberechnung.
Aktuelles Musterdepot – die letzten acht Sets
Kauf | Kaufpreis | Wert (09.11.21) |
11.01.19 Nr. 76085 DC Comics Super Heroes: Kräftemessen unter Atlantis | 16,99 | 15,50 |
11.01.19 Nr. 75535 Star Wars: Han Solo | 19,99 | 12,00 |
20.04.19 Nr. 75954 Harry Potter: Die große Halle | 72,98 | 70,00 |
22.05.19 Nr. 21042 Architecture: Freiheitsstatue | 67,88 | 48,00 |
30.07.19 Nr. 21028 Architecture: New York City | 33,29 | 22,00 |
25.09.19 Nr. 75148 Star Wars: Encounter on Jakku | 49,99 | 24,00 |
06.04.20 Nr. 21044 Architecture: Paris | 33,60 | 23,50 |
06.04.20 Nr. 75953 Harry Potter: Die peitschende Weide | 44,99 | 42,50 |
gesamt | 339,71 | 257,50 |
Verkäufe
Trade | VK-Preis | Kaufpreis | realisiert |
04.01.19-04.05.19 41586 BrickHeadz: Batgirl | 12,50 | 7,96 | +4,54 |
04.01.19-31.08.19 41615 BrickHeadz: Harry Potter und Hedwig | 21,00 | 14,99 | +6,01 |
30.01.19-04.05.20 70618 The LEGO Ninjago Movie: Ninja-Flugsegler | 135,50 | 99,99 | +35,51 |
04.01.19-05.06.20 41594 BrickHeadz: Captain Armando Salazar | 11,00 | 7,95 | +3,05 |
31.03.19-09.07.20 75888 Speed Champions: Porsche 911 RSR und Turbo 3.0 | 34,50 | 27,94 | +6,56 |
20.10.19-04.08.20 75885 Speed Champions: Ford Fiesta M-Sport WRC | 13,50 | 10,49 | +3,01 |
06.07.19-02.09.20 75889 Speed Champions: Ferrari Ultimate Garage | 81,00 | 69,99 | +11,01 |
04.01.19-05.10.20 41591 BrickHeadz: Black Widow | 10,50 | 7,96 | +2,54 |
31.08.19-14.11.20 42079 Technic: Schwerlast-Gabelstapler | 43,50 | 34,93 | +8,57 |
26.02.19-05.01.21 76099 Marvel Super Heroes: Rhino Face-Off by the Mine | 30,50 | 17,99 | +12,51 |
26.02.19-04.05.21 76100 Marvel Super Heroes: Royal Talon Attacke | 55,50 | 26,99 | +28,51 |
11.01.19-17.08.21 76096 DC Comics Super Heroes: Superman™ & Krypto™ Team-Up | 20,50 | 14,99 | +5,51 |
20.10.19-17.08.21 75884 Speed Champions: 1986 Ford Mustang | 14,50 | 10,49 | +4,01 |
20.10.19-17.08.21 75886 Speed Champions: Ferrari 488 GT3 Scuderia Corsa | 14,50 | 10,49 | +4,01 |
09.02.20-15.09.21 70677 Ninjago: Wüstensegler | 141,50 | 80,82 | +60,68 |
15.03.19-09.11.21 21030 Architecture: Das Kapitol | 91,50 | 67,99 | +23,51 |
22.06.19-09.11.21 75187 Star Wars: BB-8 | 87,00 | 69,85 | +17,15 |
20.11.19-09.11.21 70655 Ninjago: Drachengrube | 130,00 | 98,99 | +31,01 |
gesamt | 948,50 | 680,80 | +267,70 |
Aktueller Stand (Kasse)
Datum: | 09.11.2021 |
Möglicher Verkaufspreis insgesamt: | 257,50 EUR |
Bargeld: | 927,89 EUR |
Gesamtwert: | 1.185,39 EUR |
Anfangsinvestition (01.01.2019): | 1.000,00 EUR |
Wertentwicklung absolut: | +185,39 EUR |
Wertentwicklung prozentual: | +18,5 % |
Die obige Prozentzahl bezieht sich nur auf das Anfangsbudget von 1.000 €, beachtet keine Anlagedauer und hat damit mit der Jahresrendite, also einem effektiven Jahreszins, nichts zu tun.
Der Bargeldbestand war in letzter Zeit immer ziemlich hoch und hätte ebenfalls wieder investiert werden können.
Genauere Renditeberechnung
Zur Renditeberechnung gehe ich nach der Methode vor, die ich in diesem Artikel erklärt habe:
1-fix-3 die wirkliche Rendite berechnen (interner Zinsfuß leicht gemacht)
Ich verwende ein Monatsraster, d. h. ich berechne auf den Monat genau.
Dazu erstelle ich zunächst eine Tabelle (in Excel), in die ich jeweils in die erste Spalte die Monate schreibe, daneben die Käufe mit einem Minuszeichen davor und die Verkäufe als positive Beträge einsortiere. So sieht das aus, nachdem ich die ersten beiden „Trades“ eingetragen habe:
Monat | Beträge | |
Jan 2019 | -7,96 | -14,99 |
Feb 2019 | ||
Mrz 2019 | ||
Apr 2019 | ||
Mai 2019 | 12,50 | |
Juni 2019 | ||
Jul 2019 | ||
Aug 2019 | 21,00 | |
. . . |
So kommen die Zahlen zustande: Das erste Set habe ich im Januar 2019 für 7,96 € gekauft und im Mai 2019 für 12,50 € wieder verkauft. Das nächste im Januar 2019 für 14,99 € gekauft und im August 2019 für 21,00 € verkauft.
Alle Zahlen zu den Verkäufen und den dazugehörigen Käufen werden nach diesem Schema eingetragen. Danach wird für jeden Monat die Summe über alle Zahlen gebildet. Das sieht dann etwa so aus (Ausschnitt):
Monat | Summe |
Jan 2019 | -153,84 |
Feb 2019 | -44,98 |
Mrz 2019 | -95,93 |
Apr 2019 | 0,00 |
Mai 2019 | 12,50 |
Juni 2019 | -69,85 |
Jul 2019 | -69,99 |
Aug 2019 | -13,93 |
. . . | . . . |
Okt 2021 | 0,00 |
Nov 2021 | 308,5 |
Die Rendite nur der abgeschlossenen Transaktionen (Kauf+Verkauf)
In Excel lässt sich nun ganz einfach mit der Funktion IKV der interne Zinsfuß (die interne Kapitalverzinsung) berechnen. Ich wende diese Funktion einfach auf die Zahlenreihe für Januar 2019 bis November 2021 an. Dabei kommen 1,61% heraus.
Da ich als Zeitraster jeweils einen Monat verwendet habe, gibt diese Prozentzahl eine Monatsrendite an. Umgerechnet ergibt das stolze 21,08% pro Jahr. (Zwölfmal hintereinander mit 1,61% verzinst ist das Gleiche, wie in einem Schritt mit 21,08% verzinst.)
Die Rendite bei sofortiger Auflösung des Rest-Depots
Bisher habe ich nur die „Gewinner“ zur Renditeberechnung herangezogen. Um die restlichen acht Sets als sofort verkauft zu verbuchen, muss ich zusätzlich die entsprechenden acht Kaufbeträge mit Minuszeichen davor ins Monatsraster einsortieren und die aktuellen Werte kämen alle im November 2021 als Verkäufe dazu.
Alles wieder monatsweise aufsummieren und über die Zahlenreihe wieder die Formel IKV anwenden, ergibt eine Monatsrendite von nur noch 0,76%. Das sind hochgerechnet auf ein Jahr immerhin noch 9,46% pro Jahr.
Fazit
Wenn ich dieses Spiel noch etwas fortsetzen würde, läge die auf ein Jahr heruntergerechnete Rendite wahrscheinlich irgendwo dazwischen, also zwischen 9,46% und 21,08%, ich denke näher an 21%.
Hier übrigens noch eine interessante Betrachtung zur Rendite mit LEGO:
Rendite wie mit dem legendären Millenium Falcon – so geht‘s
Meine Antwort auf die Frage, die ich mir durch dieses Experiment beantworten wollte, lautet:
Ja, eine gute Rendite durch Kauf und Verkauf von LEGO-Sets ist möglich.
Allerdings ist es ein wenig ernüchternd, wenn man auf die absoluten Zahlen schaut.
Optimierung?
Wenn man diese LEGO-Rendite pro Jahr mit lohnenden Beträgen wirklich erzielen wollte, müsste man das nach jedem Verkauf freigewordene Bargeld immer wieder sofort in neue Sets stecken.
Man wäre ständig am Rotieren auf der Suche nach guten Preisen für den Einkauf und später würde die Wertermittlung auch wieder Aufwand machen.
Diesen Aufwand könnte man natürlich senken, indem man jeweils einige gleiche Sets kauft und insgesamt ein kleineres „Sortiment“ führt. Das ist jedoch wieder riskanter, denn wenn ein Set davon nicht im Wert steigt, hat man mehrfaches Pech.
Die meiste Arbeit macht aber immer noch der Verkauf, egal ob man viele verschiedene oder gleiche Sets hat. Und es ist bei lohnender Menge auf jeden Fall gewerbliches Reselling.
Damit verbunden sind gesetzliche Regelungen (Anmeldung, Steuern usw.) und es hat mit „Investment“ nicht viel zu tun. Außerdem bräuchte man dann wieder zusätzlichen Platz, vielleicht auch eine Feuerversicherung etc. Das würde dann die Rendite schmälern.
Wenn LEGO eines Tages – was zwar unwahrscheinlich erscheint – nicht mehr so beliebt sein sollte, dass das mit dem teureren Wiederverkaufen nicht mehr funktioniert, sitzt man dann auf einer Tonne Ladenhüter. Aber immerhin kann man sich dann mit etwas zum Spielen trösten, damit die Trauer über das in den Sand gesetzte Kapital nicht allzu groß wird.
Ein Kontrast-Artikel zum „LEGO-Investment-Mainstream“
Der Begriff „LEGO-Investment“ und dazugehörige „Tipps und Tricks“ haben inzwischen schon den Weg auf verschiedene Finanzblogs und Youtube-Kanäle gefunden – ab und zu läuft mir so etwas über den Weg. Und es ist fast immer dasselbe: Es wird gelobt, wie hoch doch die mögliche Rendite ist.
Da fand ich es sehr erfrischend, vor ein paar Tagen eine andere Betrachtungsweise zu diesem Thema zu lesen, und zwar diesen Artikel auf dem Blog „KAUNTNULL“:
Lego™: kein geeignetes Alternatives Investment
Sehr ausführlich geschrieben und ich muss an vielen Stellen zustimmen.
Damit beende ich mein Experiment LEGO-Investment.
4 Antworten auf „Experiment LEGO-Investment: Abschluss und Renditeberechnung“
Hallo Petra,
vielen Dank für den sehr interessanten Artikel. Ich finde diesen absolut lesenswert und bin wirklich gespannt, wie sich das Thema LEGO Investment in den Folgejahren entwickelt. Ich verfolge das Thema schon eine Weile und bin kürzlich auf eine Veröffentlichung gestoßen. Ich hoffe, das du uns bei diesem Vorhaben weiterhin teilhaben lassen wirst. Es gibt seit wenigen Tagen ein sehr umfangreiches Buch zum Thema LEGO Investment (LEGO Almanac – Investieren in LEGO Sets). Hast du hierzu bereits Erfahrungen und kannst dazu etwas sagen? Das wäre klasse!
Viele Grüße,
Günther
Hallo Günther,
du hoffst, dass ich bei diesem Vorhaben weiter teilhaben lasse?
Eigentlich gibt es dazu von mir kein Vorhaben. Ich hatte das Experiment schon im November 2021 beendet. Ob ich es nochmal hervorziehe, weiß ich noch nicht.
Gruß Petra
Vielen Dank für die spannenden Einblicke. Ich bin eher durch Zufall auf diesen Blog gestoßen, habe das Experiment aber mit Spannung verfolgt und kann nciht glauben, dass es schon 3 Jahre läuft.
Was ich noch anmerken würde: bei deiner Strategie besteht noch Luft nach oben. Ich würde es mit dem zufälligen Kauf von Aktien vergleichen. Die steigen in der Regel auch, aber es ist besser, wenn man etwas strategischer vorgeht. Bei Lego kann das z.B. der Fokus auf bestimmte Themenwelten sein, das Kaufen kurz vor EOL, sowie das Kaufen mit Rabatten (es gibt einfache Möglichkeiten für Preisalarme).
Wenn man das berücksichtigt, kann sich der Aufwand lohnen.
Glaube ich zumindest 🙂
Spannend – mehr als ein Gedankenspiel.
In der Praxis wird der von Dir angesprochene Aufwand bei Verkauf, Lagerung etc. den Gewinn komplett auffressen. Gerade, wenn man noch einen ehrlichen Stundenlohn für seine eigene Arbeit ansetzt. Viele Grüße