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Passive ETF-Geldanlage nach Maß

In den letzten beiden Artikeln zum Thema ETF hatte ich bewusst Risiken hervorgehoben. Ich hatte ein Beispiel gezeigt, bei dem es viele Jahre dauerte, bis ein Kursverlust wieder aufgeholt werden konnte. Weiterhin hatte ich Ideen zur Risikominderung untersucht, die darauf basierten, den Anlagebetrag nicht auf einmal, sondern aufgeteilt zu investieren. Auch dadurch ließen sich zwischenzeitliche Wertrückgänge nicht vermeiden. So etwas muss man aushalten können, wenn man von den schönen Renditen des Aktienmarktes profitieren will. Das ist damit gemeint, dass Rendite die Belohnung für das Risiko ist, das man eingeht.

Hier noch einmal die erwähnten Artikel:

Wer weniger Risiko eingehen kann, muss sich mit geringerer Rendite zufrieden geben. Es ist immer noch der bessere Weg, weniger Risiko einzugehen, das aber dann auch durchzuhalten, um dann eine etwas geringere Rendite zu erwirtschaften, als sich auf Risiken einzulassen, bei denen man dann im Ernstfall die Notbremse zieht, womit am Ende ein Verlust realisiert wird.

Schauen wir uns das Ganze wieder am Beispiel an, dass jemand auf einmal eine größere Summe anlegen möchte, weil er sie z.B. aus einer Lebensversicherung bekommen oder geerbt hat o.ä. Derjenige möchte durch Kauf eines oder zwei ETF in die (nahezu) gesamte Weltwirtschaft investieren und sich nicht um einzelne Unternehmen bzw. die dazugehörigen Aktien kümmern. Außerdem möchte er selbst in Form von Ausschüttungen davon profitieren.

Nehmen wir für unser Beispiel einen ETF auf den MSCI World und einen ETF auf den MSCI Emerging Markets. Im MSCI World sind die großen Unternehmen aus den Industrieländern, im MSCI Emerging Markets aus den Schwellenländern vertreten. Das ist eine gute Kombination, denn so profitiert der Anleger sowohl von den etablierten als auch den aufstrebenden Märkten. So sieht die gesamte Historie auf USD-Basis der entsprechenden Kursindizes aus:

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(Quelle: MSCI)

Auf EUR-Basis sieht der Verlauf seit 1999 etwa so aus:

Chart
(Quelle: MSCI)

Bei der letzten Abbildung ist einfach von einem Wert von 100 ausgegangen worden. Man sieht hier jeweils, wie sich der entsprechende Wert im Depot entwickelt hätte, wenn am Anfang des angezeigten Zeitraumes einmal 100 EUR investiert worden wären. Für unsere angenommenen 100.000 EUR also jeweils noch drei Nullen dranhängen.

Der Verlauf ist „himmelhoch jauchzend bis zu Tode betrübt“. Wie kann man daraus nun etwas Vernünftiges machen? Als Allererstes die Frage beantworten: Wie viel Kursrückgang zwischendrin halte ich aus? 50% oder sogar etwas mehr? Lässt es mich wirklich völlig kalt, wenn mein Depot zwischendurch um den Wert eines Luxusautos zusammenschrumpft? Wenn ja, und wenn ich das angelegte Geld nicht für etwas anderes brauche, dann kann ich voll in Aktien (bzw. entsprechende ETFs) investieren, denn so erziele ich langfristig die beste Rendite. Wenn nein, dann muss ich mich fragen: Wie viel Schwankung (nach unten) halte ich maximal aus? Sagen wir etwa 10%. Dann kann ich eben nur ein Fünftel meines Kapitals in diese Anlageform investieren.

Eine Idee besteht darin, die beiden Indizes MSCI World und Emerging Markets zu kombinieren. Eine sinnvolle Kombination wäre 70% in den MSCI Word und 30% in den MSCI Emerging Markets. Je nach Risikotoleranz dafür einen entsprechenden Teil des Kapitals verwenden. Da sich die Märkte unterschiedlich entwickeln, ist ein jährliches „Rebalancing“ sinnvoll. Darunter versteht man, dass man durch Umschichten einmal im Jahr die ursprünglichen Verhältnisse (70%/30%) wieder herstellt.

Anwendungsfall 1: All in

Wie hätte es sich in etwa entwickelt, wenn das gesamte Kapital von 100.000 EUR zu 70% in einen ausschüttenden MSCI-World-ETF und zu 30% in einen Emerging-Markets-ETF investiert worden und dieses Verhältnis seitdem immer einmal jährlich wieder hergestellt worden wäre?

Chart
(Quelle: selbst erstellt mittels Excel)

Rückgänge von 50% lassen sich nicht vermeiden, aber der Verlauf auf lange Sicht ist sehr positiv und zusätzlich gibt es immer die Ausschüttungen, die hier nicht wiedergegeben wurden.

Anwendungsfall 2: Sehr vorsichtige Variante

Wenn man das Anfangskapital von 100.000 EUR so aufgeteilt hätte, dass man nur 20% davon entsprechend dem Verhältnis 70/30 in die ETFs investiert und die restlichen 80% als Tagesgeld gehalten hätte, und dieses Verhältnis Cash-World-Emerging Markets von 80%-14%-6% auch wieder jedes Jahr durch Umschichten erhalten hätte, wäre in etwa folgendes herausgekommen:

Chart
(Quelle: selbst erstellt mittels Excel)

Der Verlauf hat logischerweise fast die gleiche Gestalt wie im Anwendungsfall 1. Der Unterschied besteht in den absoluten Zahlen. Die Rücksetzer sind dadurch abgeschwächt, allerdings auch die Rendite, aber diese ist ja als Belohnung für eingegangenes Risiko anzusehen. Weniger Risiko – weniger Rendite.

Dazu anzumerken ist, dass es sich auch in den beiden obigen Darstellungen nur um die Kursentwicklung handelt. Zusätzlich gab es die Ausschüttungen der entsprechenden ETFs bzw. die Tagesgeldzinsen. Um die Jahrtausendwende lagen diese sogar um die 4% bei Direktbanken, wodurch auch das Tagesgeld sehr gut rentiert hätte.

Sonstiges

Zusätzlich hier noch die Verläufe vom MSCI World bzw. MSCI Emerging Markets Index seit 1999 auf EUR-Basis jeweils in der „thesaurierenden Version“, also mit automatisch wiederangelegten Dividenden anstatt Ausschüttungen.

Chart
(Quelle: MSCI)

Rückschläge sind darin natürlich genauso enthalten, nur mit anderen Zahlen daran. Es geht hier auch nicht um eine Diskussion, ob ausschüttend oder thesaurierend besser ist. Das hängt vom jeweiligen Zweck der Geldanlage ab. Zum langfristigen Vermögensaufbau nutzt eine thesaurierende Anlage den Zinseszins natürlich optimal aus und ist bis jetzt auch steuerlich günstiger, während ausschüttende Varianten ein schönes passives Einkommen bieten, während der Wert des angelegten Kapitals im Idealfall auch noch weiter steigt, wenn auch nicht so stark wie in der thesaurierenden Variante.

Fazit

ETFs sind eine sehr gute, mit relativ wenig Aufwand verbundene Möglichkeit zur Geldanlage, wenn man sie entsprechend seinem eigenen Risikoprofil richtig einsetzt.

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Die Darstellungen in diesem Artikel sind nur Beispiele und nicht als Empfehlung aufzufassen.

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