Von Hanno Beck, Urban Bacher und Marco Herrmann.
Dieses Buch habe ich gerade gelesen. Es ist relativ frisch in 3. Auflage beim Verlag Frankfurter Allgemeine Buch erschienen. Der Verlag hatte mir eine Info dazu geschickt und ein Rezensionsexemplar angeboten.
Ich wäre sonst nicht auf die Idee gekommen, gerade dieses Buch zu lesen. Aber ich habe es nicht bereut.
Was hat mir am Buch „Inflation – die ersten zweitausend Jahre“ gefallen?
Unaufgeregt
Es ist vor allem die sachliche unaufgeregte Art, wie hier Zusammenhänge geschildert werden. Trotzdem ist der Text interessant und verständlich geschrieben.
Interessant
Zwei der drei Autoren sind Hochschulprofessoren und ich wette, wenn sie genauso interessant lehren, wie sie schreiben, sind ihre Vorlesungen immer gut besucht.
Keine Angstmache
Der dritte Autor ist Geschäftsführer einer Vermögensverwaltung und trotzdem zielt das Buch nicht darauf ab, bei den Leser*innen Angst zu schüren, damit sie dann ein bestimmtes Produkt kaufen. (Andere Autoren machen so etwas gezielt. Ich möchte hier keine Namen nennen.)
Dieses Buch dagegen nimmt eher die Angst, denn die Autoren vermitteln nützliches Wissen. Zum Teil besteht es z. B. darin, dass es sogenannte systemische Risiken gibt, denen man kaum entkommen kann, aber die durch Ruhe bewahren und Langfristigkeit gemindert werden können.
Das kann schon mental dabei helfen, sich sein Portfolio in Ruhe anzuschauen und zu überlegen, was und ob überhaupt etwas getan werden sollte.
Verschiedene Ansätze (Theorien)
Weiterhin positiv aufgefallen ist mir, dass sie in den meisten Fällen nicht „die“ Erklärung für bestimmte Zusammenhänge haben, sondern verschiedene Ansätze darlegen.
Tipps zu Anlageklassen und Portfolioaufbau
In zwei Kapiteln beschäftigen sie sich ausführlich mit verschiedenen Möglichkeiten der Geldanlage. Hier gefällt mir, wie das gegliedert ist.
In Kapitel 11 wird zunächst das magische Dreieck aus Rentabilität, Sicherheit und Liquidität erklärt. Anschließend werden verschiedene Anlageklassen vorgestellt. In Kapitel 12 geht es um den Bau eines geeigneten Portfolios daraus.
Die Aufteilung der Anlageklassen in Grundinvestments und sogenannte Exoten passt. Es werden keine überzogenen Versprechungen gemacht und die Autoren weisen auf Vor- und Nachteile hin.
Beim Portfoliobau gehen sie auf verschiedene Situationen ein – sowohl auf das Börsenumfeld als auch auf das Alter des Anlegers.
Der Vergleich eines guten Portfolios mit einer Fußballmannschaft –bestehend aus Verteidigung, Mittelfeld und Sturm – ist zwar schon relativ alt, aber immer noch treffend.
Was hätte besser sein können?
Grafische Veranschaulichung
Ich hätte mir ein paar Diagramme zur Illustration gewünscht. Die Autoren haben zwar alles sehr gut verständlich erklärt, aber mir sind beim Lesen mehrere Stellen aufgefallen, an denen eine Grafik sehr angebracht gewesen wäre, um das Ganze besser vorstellbar zu machen.
Wertsteigerung und Cashflow
Bei den Anlageklassen hätte meiner Meinung nach etwas mehr zwischen Erträgen durch Wertsteigerungen und aus Cashflow differenziert werden können.
Prozent Aktien = 100 minus Alter in Lebensjahren?
Die Autoren haben eine etwas altbackene Faustformel zur Größe des Anleihen- bzw. Aktienanteils im Portfolio entsprechend dem Lebensalter „hervorgekramt“. Die hat sicher ihre Berechtigung, aber meiner Meinung nach ist sie zu sehr vereinfacht.
Lücken
Bei den Immobilien sind sie auf direkte Immobilieninvestments, offene und geschlossene Immobilienfonds eingegangen. Ich bin der Meinung, dass hier auch Immobilienaktien und REITs hineinpassen bzw. ETFs darüber.
Auf Sparpläne gehen sie überhaupt nicht ein, weder über ETFs noch Einzelaktien. Überhaupt differenzieren sie nicht nach der Höhe des bereits vorhandenen Vermögens, welches investiert werden soll.
Was habe ich für mich aus der Lektüre mitgenommen?
Mehr historisches Wissen
Ich habe weitere Herangehensweisen an Geld und Inflation gelernt und einige interessante Fakten aus der Geschichte. Das hatte ich von diesem Titel erwartet und das wurde erfüllt.
Bestätigung bei der Geldanlage
Zum Thema, worin ich zweckmäßigerweise investieren und wie ich mein Gesamtportfolio zusammenstellen sollte, habe ich keine völlig neuen Erkenntnisse erwartet.
Ich habe Bestätigung in meiner bisherigen Herangehensweise bekommen, auch wenn ich mir im Vergleich zu den Vorgaben der Autoren ein paar Freiheiten herausnehme. Das ist völlig in Ordnung.
Neugier
Ich werde das Buch passagenweise noch einmal lesen und sicher als Anregung nehmen, mich über weitere Details aus zusätzlichen Quellen zu informieren.
Fazit zum Untertitel
Abschließend noch einmal zum Untertitel „Wie Politiker unser Geld zerstören und wie man sich davor schützt“: Das mit den Politikern wird anschaulich dargestellt, aber einen hundertprozentigen Schutz gibt es leider nicht.
Ich bedanke mich herzlich für die Bereitstellung des Buches.
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2 Antworten auf „Inflation – Die ersten zweitausend Jahre: Wie Politiker unser Geld zerstören und wie man sich davor schützt“
Guten Morgen Petra
Ich muss zugeben, ich hätte bei dem Untertitel sofort einen großen Bogen um das Buch gemacht, mir viel zu reißerisch und zu populistisch. Deine Besprechung hat mich dagegen neugierig gemacht. Kommt auf die Watchliste, aber zuerst ist Kahnemanns Noise auf dem Nachtisch und will gelesen werden 🙂
Grüße
Thomas
Ja, du hast sicher recht, was den Untertitel angeht. Aber irgendwie müssen sie ja durch den ganzen „Noise“ hindurchdringen. 😉