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Buchvorstellung

Warum „Der reichste Mann von Babylon“ ein Finanz-Longseller ist, dessen Ratschläge noch heute nützlich sind

Das Buch „Der reichste Mann von Babylon“ mit den Untertiteln „Erfolgsgeheimnisse der Antike“ und „Der erste Schritt in die finanzielle Freiheit“ von George Samuel Clason ist bereits 1926 zum ersten Mal erschienen, zunächst nur auf Englisch („The Richest Man in Babylon“).

Es enthält Geschichten, die im antiken Babylon spielen, und kann als Ratgeber zum geschickten Umgang mit den eigenen Finanzen und den Start in die finanzielle Unabhängigkeit angesehen werden.

Übersetzt und in Deutschland veröffentlicht wurde es zum ersten Mal 1998. Bis heute verkauft es sich noch immer sehr gut, denn es ist anders als andere Ratgeber.

Die wirklichen Erfolgsgeheimnisse des Buches

Zunächst einmal sind die darin gegebenen Ratschläge sehr einfach und vor allem in kleinen – gut „verdaubaren“  – Portionen in unterhaltsame Geschichten verpackt. Gut geschriebene Geschichten lesen sich nun einmal besser als „Mach das, dann das, dann jenes“-Ratgeber.

Diese Geschichten fügen sich in einen Gesamtrahmen ein. Das ist „Babylon“ mit einer gewissen historischen Exotik und seiner – vor allem finanziellen – Kultur.

Es gibt geschickt geknüpfte Bezüge zwischen den einzelnen Geschichten. So findet sich Arkad, der reichste Mann aus dem Titel, in der Hälfte dieser Geschichten wieder, manchmal als Hauptfigur, manchmal nur nebenbei erwähnt.

Auch andere Figuren oder Ereignisse aus der einen werden in einer anderen Geschichte wieder aufgegriffen. Dadurch möchte man nach den ersten auch die anderen lesen.

Die Dialoge zwischen den Personen sind sehr lebendig und machen alles besonders anschaulich.

Die Darstellungsweise und die Art, wie die Geschichten erzählt werden, variieren. Dabei werden vom Prinzip her immer wieder die gleichen Ratschläge erteilt, nur anders aufbereitet. Das ist unterhaltsamer und einprägsamer als stumpfe Wiederholung.

Die eigentlichen Inhalte, die Tipps, die durch dieses Buch vermittelt werden, passen kurz gefasst auf eine halbe Seite.

Storytelling par excellence

Auf meinem anderen Blog „Lesen macht Laune“ (lesen-macht-laune.de), wo ich mich mit Büchern beschäftige, habe ich eine Storytelling-Kategorie eingeführt. Dort habe ich unter anderem in einem Artikel beschrieben, was gute Geschichten ausmacht. Hier kannst du es detailliert nachlesen:

Die 7 Zutaten für gelungenes Storytelling

In allen Geschichten des Buches „Der reichste Mann von Babylon“ sind diese Zutaten zu finden, mal mehr, mal weniger ausgeprägt, damit es schön abwechslungsreich ist. Im Grunde genommen gibt es immer Hauptfigur, Ziel, Plan, Hindernisse und Ende, sowie Sinneseindrücke und Gefühle zur Abrundung.

Die Geschichten aus „Der reichste Mann von Babylon“ im Einzelnen

Zwischen einem kurzen Vorwort und einem Abschnitt, der etwas mehr aus der Historie Babylons erläutert, stehen zehn Geschichten. Ich gehe nun auf alle kurz ein.

Keine Angst, ich werde dir dadurch nicht die Freude am Lesen des Buches nehmen, solltest du das Buch noch nicht kennen.

Der Mann, der von Gold träumte

Der Wagenbauer Bansir und der Leierspieler Kobbi unterhalten sich über ihre finanzielle Situation und beschließen am Ende, Arkad, den reichsten Mann von Babylon, um Rat zu bitten.

Diese Geschichte ist eine Einführung in die Problematik.

Der reichste Mann von Babylon

Bansir, Kobbi und ein paar Freunde besuchen Arkad und fragen ihn, wie er so reich geworden ist. Arkad erzählt seine Geschichte vom einfachen Schreiber zum reichen Mann.

In Kurzform: ein Zehntel des Einkommens sparen, gespartes Geld investieren, Return wieder komplett investieren usw. Einige der Zuhörer lernen dann daraus etwas für sich selbst.

Als Rat (Fazit) steht in einem Kasten am Ende: „Ihr müsst den zehnten Teil eures Verdienstes sparen.“

Sieben Methoden, eine leere Geldbörse zu füllen

König Sargon fragt sich, warum nur wenige Leute reich sind und die anderen nicht zurechtkommen. Die Menschen sollen lernen, wie man Geld erwirbt und vermehrt. Arkad, der reichste Mann von Babylon, soll es in einer speziellen Schule lehren.

Dann folgen sieben Einzellektionen entsprechend der Überschrift. Diese werden nicht nur einfach von Arkad erklärt, sondern mit lebendigen Dialogen, Diskussionen und kleinen Beispielgeschichten unterlegt.

Die sieben Methoden, die genannt werden:

  1. Fangt an, eure Geldbörse zu füllen: Ein Zehntel des Einkommens sparen. Es wird am Beispiel von Eiern erklärt. Immer wieder: 10 in den Korb legen, nur 9 herausnehmen. Auf Münzen übertragen!
  2. Kontrolliert eure Ausgaben: Notwendige Ausgaben wachsen mit den Einnahmen, notwendige Ausgaben nicht mit Wünschen verwechseln! Finanzplan machen und dran halten!
  3. Sorgt dafür, dass sich euer Gold vermehrt: Geld „arbeiten lassen“, d. h. klug investieren. Gewinne auch investieren. „Goldene Sklaven“, die wiederum verdienen, auch deren Kinder und Kindeskinder. (Heute sagt man Zinseszinseffekt dazu.)
  4. Bewahrt eure Schätze vor Verlust: Das Kapital absichern, nicht zu hohe Risiken eingehen, beim Verleihen Sicherheiten verlangen, kompetenten Rat einholen.
  5. Macht euer Heim zu einer einträglichen Investition: Wohneigentum anstreben. Hoher Eigenanteil. Ansonsten Raten statt Miete zahlen und irgendwann ist der Kredit bezahlt, Lebenshaltungskosten werden dadurch gesenkt. Das wird in der Terminologie des alten Babylon erklärt (Geldverleiher statt Bank usw.)
  6. Sichert euch ein Einkommen für die Zukunft: Investitionen für die Altersvorsorge werden an einigen Beispielen aus dem alten Babylon erklärt. Es wird die Geschichte von Sandalenmacher Ansan erzählt, der regelmäßig Silberstücke bei einem Geldverleiher hinterlegt für spätere Zinsen. Rat: Vorsorge fürs Alter und Absicherung der Familie treffen.
  7. Verbessert eure Verdienstmöglichkeit: Fähigkeiten verbessern, Verdienstmöglichkeiten verbessern, greifbare Ziele setzen und dann immer weiter erhöhen. Immer wieder dazulernen!

Diese Geschichte hat eher Ratgebercharakter, ist aber aufgelockert durch kleine Episoden und Anekdoten. So ist auch sie recht abwechslungsreich.

Begegnung mit der Glücksgöttin

Spielt im „Tempel des Lernens“, wo Arkad als Lehrer arbeitet. Hier wird direkt an die vorige Geschichte angeschlossen bzw. deren Motiv aufgegriffen. Die Besucher diskutieren über Glück und wie man es auf sich ziehen kann.

Es werden eigene Geschichten innerhalb dieser Geschichte erzählt. Es geht dabei um Wahrscheinlichkeiten im Spiel und um verpasste Gelegenheiten bzw. darüber, gute Gelegenheiten zu erkennen und zu ergreifen.

Fazit im Kasten: Das Glück liebt die Tatkräftigen.

Die fünf Gesetzmäßigkeiten des Goldes

Der Kaufmann Kalabab erzählt seiner Karawane während einer Rast über Nomasir, den Sohn von Arkad, wie dieser den Umgang mit Geld lernte. Er hatte zunächst alles falsch gemacht, sich dann aber an die Tontafel von seinem Vater erinnert, auf der die Gesetzmäßigkeiten des Goldes stehen, und diese Ratschläge befolgt. Am Ende werden sie noch einmal erklärt.

  1. Ein Zehntel sparen.
  2. Geld vermehren, für sich arbeiten lassen.
  3. Guten Rat annehmen (gute Gelegenheiten).
  4. Keine Geschäfte, von denen man keine Ahnung hat oder die schlecht sind.
  5. Keine Spielchen oder Spekulationen.

Das alles wurde in etwa schon vorher beschrieben. Es ist hier noch einmal in eine neue Geschichte verpackt.

Der Goldverleiher von Babylon

Der Speermacher Rodan hat vom König 50 Goldstücke als Dank für die Entwicklung einer neuen Speerspitze bekommen. Er fragt nun den Goldverleiher Mathon um Rat, ob er das Geld Araman, dem Mann seiner Schwester leihen soll, damit dieser die Chance hat, ein Kaufmann zu werden.

Mathon zeigt Rodan seine Truhe mit Pfändern, erzählt zu jedem die dahintersteckende Geschichte und erklärt, was beim Verleihen von Gold (Geld) zu beachten ist. Rodan zieht für sich den richtigen Schluss.

Fazit im Kasten: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.

Lehre: Das Geld beim Investieren nicht leichtsinnig riskieren. Chance-Risiko-Verhältnis beachten.

Die Mauern von Babylon

Banzar, ein alter Soldat, erklärt besorgten Bürgern, die sich während eines feindlichen Angriffs mit Fragen an ihn wenden, dass die Mauern von Babylon halten werden. Bei dieser Geschichte ist kein ausgeprägter Spannungsbogen wie bei den anderen zu beobachten. Sie dient stattdessen nur als Gleichnis zur Absicherung in finanziellen Dingen.

Fazit im Kasten: Wir können es uns nicht leisten, ohne angemessene Absicherung und ohne Schutz zu leben.

Der Kamelhändler von Babylon

Dabasir erzählt Tarkad, der nicht mit Geld umgehen kann und deshalb immer wieder in Schwierigkeiten steckt, seine eigene Geschichte. Er war früher ebenfalls so und wurde deshalb zwischendurch Sklave, bekam eine zweite Chance und hat diese genutzt.

Fazit im Kasten: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.

Das ist ein reines „Mindset“-Kapitel.

Die Tontafeln von Babylon

Besonderer Kniff: Spielt aus Sicht des Autors in der Zukunft! Das Buch erschien 1926. Die Geschichte spielt zum Teil 1934 bis 1936.

Ein Professor aus England schickt einem Archäologen die Übersetzung von Tontafeln. Es sind die Aufzeichnungen von Dabasir, dem Kamelhändler aus der vorigen Geschichte. Die enthalten seinen Finanzplan und sein Tagebuch zum Abtragen der Schulden. Der Professor probiert das dann selbst für sich aus und schreibt seinem Kollegen, dass es auch „heute“ noch funktioniert.

Der glücklichste Mann von Babylon

Hier kommen völlig andere Personen mit fremden Namen vor, es könnten einige der Sklaven sein, die Bansir und Kobbi in der ersten Geschichte beobachten. Es ist eine Geschichte über Sklaven, die es schaffen, sich zu befreien und wohlhabend zu werden. Alle Elemente des Storytelling sind darin vorbildlich eingesetzt.

Es werden verschiedene Personen und deren Einstellungen zu Arbeit und Geld charakterisiert. Dabei werden die bereits bekannten Ratschläge wieder untergebracht und illustriert. Diese Geschichte bildet einen schönen Abschluss vor dem Abschnitt über die Historie Babylons.

Anmerkung: Im amerikanischen Original kommt der Abschnitt über die Geschichte Babylons direkt nach der Einleitung vor den zehn eigentlichen Geschichten. Ich finde die Reihenfolge der deutschen Variante besser.

Die Lehren aus dem Buch kurzgefasst

Das sind die Lehren, die das Buch vermittelt. Sie nehmen wirklich nur wenig Platz weg. Auch wenn ich sie hier „pur“ aufführe, lohnt es sich, das ganze Buch zu lesen.

  • Spare mindestens ein Zehntel deines Einkommens, immer sofort, wenn du Geld bekommst. Lerne, mit weniger Geld auszukommen. Kontrolliere deine Ausgaben, mach einen Finanzplan und halte dich daran.
  • Investiere das gesparte Geld, um es „für dich arbeiten“ und Gewinne erwirtschaften zu lassen. Investiere auch die Gewinne aus deinen Investitionen wieder (Zinseszinseffekt).
  • Höre auf die richtigen Ratgeber. Investiere nicht in Dinge, von denen du nichts verstehst. Halte dich fern von riskanten Zockereien. Achte auf Erfolgswahrscheinlichkeiten, beachte Chance-Risiko-Verhältnis.
  • Das Glück liebt die Tatkräftigen. Nutze gute Gelegenheiten. Erhöhe deine Einnahmen. Verbessere deine Fähigkeiten und damit deine Verdienstmöglichkeiten. Lerne immer wieder dazu. Glaube an dich und deine Fähigkeiten. Passe deine Ausgaben nicht gleichermaßen deinen Einnahmen an, aber genieße trotzdem das Leben.
  • Bewahre deine Schätze vor Verlust. Sorge für ein eigenes Heim (Wohneigentum) bzw. gutes günstiges Wohnen. Sichere dir ein Einkommen für die Zukunft. Baue eine Altersvorsorge auf. Schaffe dir und deiner Familie finanzielle Absicherung.

Was soll dieser Artikel eigentlich?

Ganz ehrlich, etwas völlig Neues über Finanzen hast du hier bestimmt nicht gelernt. Sofern du schon einige Finanzblogs gelesen oder einige Videos auf Finanzkanälen bei Youtube gesehen hast, haben dir die hier beschriebenen Finanztipps nichts Neues beigebracht.

Das macht aber nichts, denn es schadet nicht, immer wieder an diese Dinge erinnert zu werden.

Ich persönlich habe aus dieser etwas anderen Art der Beschäftigung mit dem Buch, welches ich übrigens schon mehrmals gelesen habe, etwas gewonnen:

Ich habe gelernt, wie man trockene Themen interessant und anschaulich aufbereiten kann. Und das kann ja auch so einiges an Geld wert sein, stimmt’s?

Einige Links (siehe *) führen zu Amazon. Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen. Dir entstehen dadurch jedoch keine Nachteile.

3 Antworten auf „Warum „Der reichste Mann von Babylon“ ein Finanz-Longseller ist, dessen Ratschläge noch heute nützlich sind“

Liebe Petra,
du betitelst deinen heutigen Newsletter mit „Heute nur wenig“ und dann kommt am Schluss diese tolle Buchbeschreibung, die mich natürlich sofort dazu animiert, das Buch zu kaufen. So gesehen beinhaltet dein heutiger Newsletter nicht wenig, sondern ganz besonders viel. Danke!!!
Liebe Grüße Günter

Mein lieblings“Finanzbuch“. Ich habe die Originalfassung gelesen, da die schreibweise altenglisch ist, es ist nicht einfach zu versetehen. Ansonsten ist es ein super Buch, es ist auch interessant wie das Buch entstanden ist (Einzelne Geschichten für US Banken und Versicherungsgesellschaften, die diese an ihre Kunden geschenkt haben), auch wenn die einzelne Geschichten genau 100 Jahre alt sind, sie sind immer noch aktuell.

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