Als würde die Börse mich necken wollen, steigt die Aktie zunächst, dreht sich etwas später noch einmal um und steuert auf meinen Wunschkaufkurs zu, um dann ganz kurz vorher abrupt zu wenden und wieder wegzulaufen.
Hier ein Beispiel. Es ist noch nicht allzu lange her, da hatte ich mir die Aktie von Omega Healthcare ausgesucht. Ich hatte sogar auf diesem Blog darüber geschrieben: „Freiheitstage sammeln“-Spiel: Ein einfacher Spielzug. Das Ergebnis: Der Monat ist um, die Limitorder zu 30 EUR wurde nicht ausgeführt.
Der Preis am Ende des Monats lag bei 33,52 EUR. Nun könnte ich sagen:
Hätte ich doch lieber gleich gekauft!
Es hätte aber auch anders laufen können. Ich hätte sofort zum Marktpreis gekauft und die Aktie wäre danach gleich gefallen. Dann hätte ich sagen können:
Hätte ich eine Limitorder mit einem etwas tiefer angesetzten Kaufpreis eingegeben, hätte ich günstiger einkaufen können!
Merkst du was? Hätte, hätte, hätte…
„Müsste“, „Sollte“ und „Hätte“ gehören in die Toilette!
So, genug herumgeflappst!
Ich ärgere mich auch nicht wirklich über den entgangenen Kauf. So etwas kann passieren und ist normal.
Eine Lösung
Ich zeige heute meinen eigenen Weg, wie ich für mich beim Aktienkauf entscheide, ob mit oder ohne Limit. Das heißt nicht, dass dadurch immer alles optimal läuft, siehe Beispiel Omega Healthcare. Aber derartige „Hätte“-Vorwürfe wie zuvor beschrieben, mache ich mir in Wirklichkeit nicht.
Die Ausgangssituation
Ich habe mir ein Unternehmen ausgesucht, das fundamental völlig in Ordnung ist, dessen Geschäfte super laufen, möglichst noch steigerungsfähig sind und gute Zukunftsaussichten haben. Außerdem lege ich Wert auf stabile Dividendenzahlungen, die über die Jahre hinweg immer weiter erhöht oder zumindest zwischendrin nicht signifikant gesenkt werden.
Ich habe nun ein solches Unternehmen gefunden und möchte davon gern Aktien, jedoch nicht zu jedem Preis, denn wenn ich zu viel dafür bezahle, ist das trotz guter Firma ein schlechter Deal.
Die Entscheidungsfindung
Nun stelle ich mir Fragen und reagiere je nach der Antwort, die ich darauf gebe. Das läuft so:
Frage 1
Bewegt sich der Aktienkurs meiner Meinung nach in einem vernünftigen Rahmen, so dass das ein gutes Investment wäre? Also: Ist das nicht überbewertet und ist die Dividendenrendite attraktiv?
Ja: Weiter bei Frage 2.
Nein: Warte eine Zeit, z.B. 3 Monate. Weiter bei Frage 4.
Frage 2
Finde ich einen sinnvollen Limitkurs unter dem momentanen Marktpreis? Das ist dann der Fall, wenn es wahrscheinlich ist, dass die Aktie in den nächsten Tagen auf oder unter diesen Kurs fällt und wenn zusätzlich die Einsparung zum Kauf gegenüber dem aktuellen Preis unterm Strich lohnen würde, so dass es mir ein paar Tage des Wartens sowie das Risiko, die Aktie nicht zu bekommen, wert wären?
Ja: Ich gebe die entsprechende Limitorder auf, warte bis diese abgelaufen oder ausgeführt ist. Weiter bei Frage 3.
Nein: Ich kaufe sofort live zum Marktpreis. ENDE
Frage 3
Ist die Kauforder ausgeführt worden?
Ja: ENDE
Nein: Weiter bei Frage 1.
Frage 4
Ist das Unternehmen immer noch so gut, dass ein Investment zu einem passenden Preis für mich in Frage kommen würde?
Ja: Weiter bei Frage 1.
Nein: ENDE (nicht gekauft)
Das Schema
Anwendung auf mein Beispiel Omega Healthcare
Meine Limitorder ist nicht ausgeführt worden.
Also heißt es für mich: Weiter bei Frage 1: Ist die Aktie zum aktuellen Kurs ein gutes Investment?
Ich betrachte den Dollarkurs, damit ich die Dividendenrendite besser abschätzen kann. Der aktuelle Kurs liegt bei 37,94 USD. Aktuell liegt die jährliche Dividende bei 2,64 USD. Das sind 6,96% brutto. Das ist noch immer in Ordnung. Alles andere stimmt auch. Meine Antwort auf Frage 1 ist „Ja“.
Also gehe ich weiter zu Frage 2: Für mich sinnvolles Limit?
Diese muss ich diesmal mit „Nein“ beantworten. Deshalb werde ich diese Aktie innerhalb der kommenden Woche direkt kaufen, sofern der Preis im Rahmen bleibt.
Tipp: Den Direktkauf werde ich ausführen, wenn auch die Heimatbörse (NYSE) Handelszeit hat, also nach 16 Uhr. Dann sind nämlich die Spreads im Direkthandel erfahrungsgemäß geringer.
Ein gutes Hilfsmittel
Ein ergänzendes Hilfsmittel für die oben beschriebene Vorgehensweise ist die Watchlist, und zwar für gute Unternehmen, deren Aktien bisher noch viel zu teuer sind.
Tipp: Bei onvista kann man als registrierter Nutzer unter my onvista Watchlists anlegen, in denen man auch selbst einen Startkurs eingeben kann. Ich nutze das so, dass ich hier nicht den Startkurs, sondern den Preis, den ich höchstens zu zahlen bereit wäre, eingebe. So schaue ich dann später nur, ob irgendetwas auf der Liste im Minus notiert. Das bedeutet, dass ich nun einen Kauf in Betracht ziehen kann. In dem Fall steige ich dann bei Frage 2 in obigen Schema ein. Natürlich nur, wenn das Unternehmen noch immer in Ordnung ist.
Fazit
Das obige Schema nimmt mir natürlich nicht komplett die Entscheidung ab. Es ist nur eine kleine Hilfe. Garantie hat man an der Börse ohnehin nicht. Und „Hätte“ ist immer sinnlos, egal wie es gelaufen ist.
Eine Antwort auf „Ein einfaches Schema zur Kaufkurs-Findung“
Hallo Petra,
ich kaufe auch ab und an (als Swing) die Omega. Als Investment ist es aber tricki…
Viele Ihrer Objekte sind vermietet. Haben Mieter Schwierigkeiten schlägt sich das drastisch auf den Kurs nieder. Siehe die krasse Korrektur im Chart (dort hatten 2 Großmieter Probleme mit ihren Zahlungen). Durch Überalterung besteht hoher Bedarf für Alters- Pflegeheime, Ambulanzzentren, etc. Nur immer weniger können sich diese Plätze leisten. Du kennst das dortige Rentensystem. Viele verwenden Aktien als Rentenversicherungsersatz. Die Gesundheitsbehörden haben Spardruck, die sie , wenn möglich, direkt an die Heime weitergeben. Ich rate also nicht von dem Kauf ab – aber bei dem Titel sollte man immer am Ball bleiben. Allen gute Trades