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Verblüffend einfaches Planungswerkzeug – mehr als ein Notizbuch für Militärangehörige

Das wäre eine typische Frage für die unteren Stufen bei „Wer wird Millionär“:

Welches Planungswerkzeug kann nicht nur von Angehörigen der US Army genutzt werden?

A Projectile Diary
B Rocket Log
C Cartridge Calendar
D Bullet Journal

Aber ich hätte die Antwort auf diese Scherzfrage nicht gewusst und gleich den ersten Joker verbrauchen müssen.

Bullet Journal, was ist das?

Erst vor ein paar Wochen habe ich zum ersten Mal durch Zufall davon gehört: Bullet Journal! In einem amerikanischen Youtube-Video wurde es nebenbei erwähnt. Was soll das sein? Bei „Bullet“ fällt mir sofort Kugel im Sinne von Geschoss ein. Aber Bullet Points werden auch die einzelnen Punkte von Aufzählungslisten genannt, und um die geht es hier.

Ein Bullet Journal – auch „BuJo“ – ist eine besondere Art von Planer oder besser gesagt Organisationssystem, dessen Name auf eben solchen Listen beruht. Mit Kugeln und Schießen hat das nichts zu tun.

Im Namengeben und dann ein Riesen-Bohei darum machen sind die Amis oftmals groß, und eh‘ man sich’s versieht, wird mal wieder nur alter Wein in neue Schläuche abgefüllt. Auch wenn mir solche Vorurteile im ersten Moment durch den Kopf geschossen sind, wollte ich doch wissen, was das Besondere am Bullet Journal ist.

Listen mit Aufzählungspunkten hatte ich bis dahin auch schon gemacht, vor allem bei der Planung von Dingen, die ich im Laufe des nächsten Tages zu erledigen hatte. Irgendeinen Zettel genommen und draufgekritzelt und dann abgehakt oder auch nicht. Wenn ich den Zettel dann nicht verbummelt habe, ist es mir sogar manchmal gelungen, unerledigte Punkte auf einen neuen Zettel zu übernehmen, sofern ich mir das nicht wieder anders überlegt habe.

Es soll ja wirklich Leute geben, die immer zum Wochenausklang die komplette nächste Woche planen und zwar auf den Tag genau, und dann halten sie das alles auch noch ein. Das bewundere ich, würde es aber selbst nicht hinbekommen. Mindestens die Hälfte der Sachen, die ich plane, laufen anders als vorher gedacht, zum Teil durch äußere Einflüsse, zum Teil aber auch selbst verursacht.

Wie funktioniert das Bullet Journal?

Also ein Planungssystem, das auf Aufzählungslisten und –punkten beruht. Man braucht dazu ein Notizbuch mit ausreichend Seiten, die durchnummeriert werden. Vorne kommt ein Inhaltsverzeichnis (Index) hinein, dann eine Halbjahres- oder Jahresübersicht (Future Log). Das nächste ist meistens eine Monatsplanung. Feste Termine werden natürlich gleich genau darin eingetragen, alles andere eher grob. Danach wird dann tageweise geplant: einfach jeweils eine Liste für den nächsten Tag – ähnlich wie in meiner Chaoten-Methode.

Alles was in die Aufzählungslisten hineinkommt, hat eine eigene Art von Kennzeichnung (Symbol). Eine Aufgabe bekommt einen Punkt, ein Termin einen Kringel, Notizen – also einfach Zusatzinfos zu Aufgaben – bekommen Anstriche. Die wichtigste Aufgabe des Tages kann durch ein Sternchen davor markiert werden.

Dann kommt die Auswertung, auch Migration genannt. Bei meiner bisherigen Zettel-Wirtschaft bestand diese einfach nur aus Abhaken oder eben nicht. Beim Bullet Journal wird folgende Vorgehensweise vorgeschlagen:

Für erledigte Aufgaben wird aus dem davorstehenden Punkt ein X gemacht. Für unerledigte Aufgaben wird neu entschieden: Aufgaben, die verworfen werden, werden einfach durchgestrichen. Für Aufgaben, die in naher Zukunft noch ausgeführt werden sollen, wird aus dem Punkt ein Größer-als-Zeichen gemacht. Das symbolisiert einen Pfeil nach rechts. Das kommt also in die nächste Monatsplanung. Aufgaben, die in einen der späteren Monate verschoben werden sollen, bekommen ein Kleiner-als-Zeichen, also einen Pfeil nach links. Der verweist auf die davorliegende Halbjahres- oder Jahresübersicht. Dort wird dann ein passender Eintrag in den entsprechenden Monat gesetzt. Bei der späteren Planung für jenen Monat wird das dann berücksichtigt.

Diese „Migration“ wird am Ende eines Monats durchgeführt oder auch zwischendurch, wann immer man es für richtig hält. Wichtig ist, seine Aufgabenlisten und Übersichten überhaupt durchzugehen. So kann nichts in Vergessenheit geraten.

Alle Infos, die man zusätzlich sammeln möchte, z.B. Ideen, für die man erst später Zeit hat, Tipps und Tricks zu bestimmten Themen, Wunschlisten oder was auch immer, werden zusätzlich im Bullet Journal als sogenannte Sammlungen (Collections) – also auch wiederum Listen – geführt.

Immer wenn man irgendetwas anlegt, egal ob Halbjahres- oder Monatsplanung oder eine neue Themenliste, nummeriert man die Seiten und trägt es ins Inhaltsverzeichnis ein. So findet man alles leicht wieder.

Dieses ganze System ist ein vorgegebener Rahmen, den sich jeder an seine Bedürfnisse anpassen kann. Wer andere Symbole verwenden möchte, kann das tun. Wer noch zusätzliche Wochenübersichten braucht, kann sie sich anlegen. Wer irgendetwas daraus nicht braucht, lässt es einfach weg. Wer darin nicht nur schreiben, sondern auch zeichnen möchte, auch das. Das Ganze ist ein Zwischending aus Terminplaner, To-Do-Listen und Notizbuch, manchmal auch Skizzenbuch.

Bullet Journal gibt es schon mehrere Jahre, aber bis vor ein paar Wochen hatte ich noch nie etwas davon gehört. Gib mal bei Youtube „Bullet Journal“ ein und du findest eine Menge Videos, in denen persönliche Anpassungen dazu gezeigt werden. Die Spanne reicht von sehr minimalistischen BuJo-Varianten bis hin zu gestalterischen Meisterwerken. Am besten und ganz kurz wird das System von seinem Erfinder Ryder Carroll in diesem Video erklärt:

auf Youtube ansehen

Ryder Carroll hat auch ein Buch darüber geschrieben. Ich selbst habe es noch nicht gelesen, werde das aber demnächst nachholen. Hier der Link zur Vorschau bei Amazon:


Die Bullet-Journal-Methode: Verstehe deine Vergangenheit, ordne deine Gegenwart, gestalte deine Zukunft *

Ich probiere es aus

Ist das nun „alter Wein in neuen Schläuchen“? Irgendwie schon, aber auf eine ganz besondere Art und Weise zusammengemischt. Ich will nicht sagen „gepanscht“. 😉 Was mich daran beeindruckt, ist, dass das alles so naheliegend erscheint. Das muss einfach gut sein.

Ich kann das bestimmt prima für mich selbst nutzen. Ich denke, das wird eher eine minimalistische Variante. Ich werde mit so wenig Schnörkeln wie nur möglich anfangen und ausprobieren, was für mich sinnvoll ist und was nicht. Ein Future Log aus den nächsten 6 Monaten sollte zunächst genügen. Dann eine Übersicht über den laufenden Monat. Danach schaue ich einfach mal, wie es mit den Tageslisten so läuft, vor allem mit der „Migration“. Schlechter als mit meinen Einzelzetteln sicher nicht. Außerdem bin ich gespannt, was sich sonst noch so als Themenlisten (Collections) ergeben wird. Bisher habe ich dazu schon verschiedene Varianten ausprobiert, vom reinen Ideenbuch bis hin zu Dateien, die irgendwo auf meiner Festplatte versauern.

Da es Bullet Journal schon seit ein paar Jahren gibt, findet man im Handel eine Reihe dafür vorgesehener Notizbücher. Hier der Klassiker Leuchtturm1917 bei Amazon:


LEUCHTTURM1917 346703 Bullet Journal Notizbuch Medium (A5), Hardcover, 240 num. Seiten, dotted, Schwarz *

Dieses hat ein Punktraster. Das scheint mir die praktischste Variante zu sein. Aber 20 EUR für ein Buch, das ich auch noch selbst schreiben muss? Naja, ist sicher eine sehr hochwertige Qualität und reicht bestimmt auch sehr lange. Aber gerade das ist mein Problem, denn ehrlich gesagt schüchtern mich die 240 Seiten für den ersten Versuch irgendwie ein.

Ich gehe davon aus, dass ich in ein Buch vom Format A5 locker drei Tage auf eine Seite bekomme. Wahrscheinlich trage ich nicht einmal jeden Tag ein, denn schließlich gibt es auch freie Tage. Insgesamt sollte ein 100 Seiten umfassendes Heft fürs erste genügen. Das reicht mir bestimmt für ein halbes Jahr.

Irgendwie habe ich aber nicht genau das Heft gefunden, das ich haben wollte. Schließlich muss es mir auch gefallen. Also habe ich einfach selbst eins entworfen. Beim Print-on-Demand-Service von Amazon (KDP Print) ist so etwas möglich. Hier ist es:


Zweitgehirn: DIN A5 100 Seiten mit Punktraster *

Inzwischen ist es bei mir angekommen. Gleich morgen fange ich damit an, die Methode auszuprobieren. Bin gespannt, wie es läuft.

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6 Antworten auf „Verblüffend einfaches Planungswerkzeug – mehr als ein Notizbuch für Militärangehörige“

Danke für den Tipp!
Ich benutze Todoist (todoist.com), das ist so ähnlich wie das von Dir Beschriebene, nur als App bzw. Webseite. Ich nutze es, um meine Tages- und Wochen-ToDos zu verwalten. Ist für mich praktischer, als alles händisch in ein Notizblock einzutragen.

Habe auch nach einer App geschaut, aber bisher nichts brauchbares gefunden. Laut diversen anderen Berichten aus dem Netz ist wohl ein Reiz der Methode für viele, dass durch die schriftliche Erfassung auch eine gewisse Verbindlichkeit entsteht und man eher abwägt, ob der jeweilige Punkt tatsächlich aufgenommen werden soll. Weiterhin gibt es vom Erfinder der Methode eine Companion-App, welche die Daten aus dem Grund aber auch nur maximal 48h speichert.

Ich denke, bei der Sache mit der Verbindlichkeit hast du recht. Ich habe mein Bullet Journal zwar gestern gerade erst eingerichtet, aber ich überlege beim Aufschreiben tatsächlich genauer, als ich es mit einer App tun würde, denn da könnte man ja beliebig ändern, ohne dass es unordentlich aussieht.

Sicher hat da jeder andere Vorlieben, und es ist ja nicht gesagt, dass das Bullet Journal auf Papier für jeden sinnvoll ist. Für mich persönlich leigt aber gerade der Reiz darin. Eine App ist mir zu starr. Auf Papier kann ich variieren, wie ich möchte. Die App müsste dann immer angepasst werden.

Spannende Vorstellung, vielen Dank. Habe mir direkt mal entsprechendes Zubehör auf meine Wunschliste zugefügt und werde im neuen Jahr wohl auch mal starten mit der Methode. Brauche ohnehin ein wenig Unterstützung bei der Selbstorganisation, da könnte das ein probates Mittel sein. Alleine eine fehlende bzw. nur eingeschränkte digitale Unterstützung lässt mich zweifeln, ob das etwas auf Dauer ist für mich.

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