Ich hasse Arbeit. Dazu muss ich sagen, was ich unter „Arbeit“ verstehe. Arbeit ist, wenn man viele stupide Dinge hintereinander zu erledigen hat. Alles andere, was interessant ist, ist keine wirkliche Arbeit, auch wenn es Zeit und Anstrengung kostet. Heute möchte ich drei Ideen wiedergeben, wie man stupide Arbeit verhindern oder einschränken kann.
Idee 1: Mut zur Lücke
Stelle dir die Frage: Ist es nötig, diese Aufgabe perfekt zu erledigen oder genügt es, sie einfach nur gut und dafür schnell abzuarbeiten? Perfekt geht meistens sowieso nicht, denn Fehler schleichen sich fast immer ein.
Wenn ich zum Beispiel einen Text schreibe, sagen wir, einen Blog-Artikel, macht mir das Spaß. Das ist noch keine Arbeit. Dann lese ich das Ganze noch einmal durch, korrigiere etwas und formuliere hier und da ein wenig um. Früher habe ich mich dann oft selbst dabei erwischt, wie ich das wieder und wieder gemacht habe. Nein, noch will ich nicht veröffentlichen, nein, noch einmal durchschauen, denn da könnte ja noch irgendwo ein Tippfehler sein oder ein Komma fehlen. Irgendwann wurde das stupide Arbeit, so hatte ich auf diese Weise manchmal den eigenen Text satt.
Inzwischen mache ich das nicht mehr so akribisch. Den Teil mit der „Arbeit“ lasse ich einfach weg. Sind meine heutigen Texte dadurch schlechter als die vor drei bis vier Jahren? Ich denke nicht. Und Fehler kann ich auch später noch entfernen, wenn sie mir dann auffallen.
Idee 2: Automatisieren, aber dabei nicht übertreiben
Für viele Dinge, die mit Daten zu tun haben, welche ich immer in der gleichen Form brauche, z.B. bestimmte Aktien-Daten, auf denen eine Investment-Strategie basiert, baue ich mir Tools. Ich würde es als stupide Arbeit empfinden, mir diese Daten wieder und wieder manuell herauszusuchen.
Du hast gut reden, werden nun vielleicht manche sagen, so etwas kann nicht jeder. Ja, das mag sein, aber jeder kann für sich abwägen, wie viel Energie er aufwenden möchte, um zu lernen, wie das geht. Außerdem muss man auch nicht alles selbst machen. Auch ich verwende z.T. Tools von anderen.
Wenn ich etwas Eigenes programmiere, kostet das zunächst viel Zeit. Aber ich sehe das weniger als Arbeit an, als wenn ich das, was dann das Programm für mich erledigt, manuell selbst machen müsste.
Bei manchen Dingen weigere ich mich jedoch, sie zu automatisieren. Beispiel: Zu den Artikeln und dem Tool zu meinem Experiment Levermann-Depot bekomme ich oft Fragen derart, ob es nicht sinnvoll wäre, das eine oder andere, das ich bisher nicht automatisiert habe, auch noch automatisch auszuwerten. So kommt es vor, dass eine Aktie zwar durch die automatische Auswertung auf eine Punktezahl kommt, die eine Kaufempfehlung bedeutet. Ich entscheide mich dann aber doch gegen den Kauf, weil mir etwas aus dem Umfeld nicht passt, z.B. weil das Papier zu wenig gehandelt wird, und damit nur mit einem großen Preisaufschlag gekauft und mit einem Preisabschlag verkauft werden kann.
Könnte ich so etwas gleich automatisch auswerten? Ja, aber um das festzustellen, genügt ein Blick auf eine entsprechende Webseite, und es betrifft keine ganze Liste von Aktien. Warum sollte ich das also automatisieren? In dem Fall würde die Automatisierung in Arbeit ausarten.
Automatisierung kann man auch im weiteren Sinne sehen, losgelöst von Daten und programmierten Algorithmen. Im normalen Alltag lassen sich Routinen einführen, einige Kleinigkeiten immer gleich zu erledigen, bevor sie zu großen Mengen stupider Arbeit werden. Das können ganz banale Sachen sein, wie das benutzte Geschirr sofort in den Geschirrspüler zu stellen. So muss später niemand einen ganzen Haufen auf einmal einräumen.
Einfach mal bewusst die eigenen täglichen Angewohnheiten oder Dinge, die man sich eben noch nicht angewöhnt hat, beobachten: Was gehört wohin, und zwar sofort? Okay, übertreiben muss man diese Sache auch nicht, manchmal kann man auch einfach den Socken an der Lampe hängen lassen.
Idee 3: Eine kleine Dosis merkt man kaum
Diese Idee schließt sich fast nahtlos an die vorige an, in der es um die Selbst-Automatisierung im Alltag geht. Hier soll es um Dinge gehen, die ätzend sind und damit als ganz besonders stupide Arbeit empfunden werden: Papiere sortieren und Steuererklärung.
Auch wenn die Steuererklärung durch einen Steuerberater erledigt wird: Dass der einen Schuhkarton voller zerknüllter Quittungen akzeptiert, ist ein Märchen. Hinzu kommt noch, dass viele Sachen heutzutage papierlos abgerechnet werden. Das muss also zumindest zusammengesucht werden, und das ist stupide Arbeit.
Die lässt sich verhindern, durch die „Methode der kleinen Dosis“. Die geht so: Hefte bzw. speichere alles sofort richtig eingeordnet weg. Wenn du es mit deinem Steuerberater vereinbaren kannst, übermittle ihm alles Relevante sofort, gleich wenn du es bekommst, auf elektronischem Weg.
Wenn Du die Steuererklärung selbst machst, was auch nicht so schlimm ist wie die meisten denken, ist eine geschickte Excel-Datei eine große Hilfe. Nachdem ich zum ersten Mal eine Einnahmen-Überschussrechnung für Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit erstellt hatte, was zugegeben zum Großteil stupide Arbeit war, habe ich mir eine Excel-Datei dazu gebaut. Ein paar Blätter mit Tabellen für die verschiedenen Einnahmen und Ausgaben und ein paar einfache Formeln. Auf einem Blatt stehen die automatisch errechneten Ergebnisse. Die sind dort so angeordnet, wie sie dann ins amtliche Formular eingetragen werden mit davor stehenden Feld-Nummern aus dem Formular, damit ich dann nicht erst lange nachdenken und suchen muss.
Ich trage immer alles sofort, wenn es bei mir ankommt, in diese Tabellen ein. Diese Dosis an stupider Arbeit ist zu klein, um unangenehm zu werden. So erspare ich mir stundenlanges Heraussuchen und Zusammenrechnen am Jahresende. Es ist alles schon fertig, und wenn das Finanzamt Einzelheiten haben will, drucke ich einfach noch meine Excel-Tabellen aus und reiche sie zusammen mit den Belegen ein. Zum Jahreswechsel kopiere ich die Datei einfach und leere sie. Hat sich etwas am Formular geändert, was ab und zu vorkommen kann, passe ich meine Datei an.
Auch ganz einfache Dinge im Haushalt, wie z.B. Putzen, lassen sich mit Mut zur Lücke und der Methode der kleinen Dosis vom Schrecken stupider Arbeit befreien, so dass Faulpelze wie ich sich nicht davor grausen müssen.
Hast du noch weitere Ideen, die in diesem Zusammenhang unbedingt genannt werden sollten? Dann freue ich mich über deinen Kommentar dazu.
4 Antworten auf „Ich bin faul und das ist gut so – 3 Ideen, stupide Arbeiten zu verhindern“
Schöner Beitrag, vielen Dank. Ich glaube man vertrödelt generell viel Zeit, weil man sich nicht organisiert. Oft ist das okay, aber wenn es mal drauf ankommt, stärt diese Routine. Daher lieber öfter mal auch für den freien Tag den Kalender planen, wie bei einer Leistungserfassung. Dann schafft man auch alles, was man sich vornimmt! 🙂
Da hast Du recht. Hinzu kommt noch, dass man dann eine Liste von Dingen hat, auf die man sich freuen kann.
Hallo Petra,
Deinem Artikel kann ich nur zustimmen. Ich möchte noch hinzufügen: Prioritäten setzen und das 80/20 Prinzip anwenden. Beim Prioriäten setzen merke ich oft, dass für mich manchmal auch einfach Aufgaben wegfallen, weil sie gar nicht wichtig sind und das Erledigen/nicht erledigen eigentlich keinen Effekt hat.
Das 80/20 Prinzip steckt ja eigentlich in Deinem Mut zur Lücke Ansatz schon drin: Wenn der Text mit weniger Aufwand schon gut genug ist, warum dann noch so viel Zeit reinstecken? Und um Deine Frage zu beantworten: auf mich machen Deine Texte immer einen sehr ordentlichen Eindruck. 🙂
Viele Grüße,
Slingsby
Hallo Petra, Noch vielen Dank für deine Antwort auf meine kürzliche Frage.
Weiter kann man die Neigung zum Perfektionismus, die ich auch habe, abschwächen mit der Wahl zwischen „dient nur der Kommunikation“ oder wird „ãhnlich wie ein Buch“ publiziert.
Mit meine freundlichen Grüssen
Gilbert Buitenhuis