Ich gehöre zu den Leuten, die bisher Amazon bei der Festigung seiner Macht geholfen haben. Denn wenn ich etwas kaufen wollte, das es bei verschiedenen Anbietern zum in etwa gleichen Preis gab, und Amazon war dabei, dann habe ich dort gekauft. Das hat seinen Grund: Schnelle und unkomplizierte Lieferung und einfache Retouren, wobei Letztere bei mir bisher selten vorkamen.
Meine letzte Einkaufserfahrung hat mich jedoch mal wieder zu der abgedroschenen Erkenntnis geführt, dass Dinge auf eine bestimmte Art zu machen, weil man das schon immer so gemacht hat, manchmal dumm sein kann. So möchte ich heute über eine kleine Amazon-Falle schreiben, in die ich getappt bin und wie sie sich in Zukunft vermeiden lässt.
Die Vorgeschichte
Ich brauchte ein neues Smartphone. Bisher war ich mit einem billigen China-Teil ausgekommen, das auf den niedlichen Namen Timmy M12 hörte, mittels Android 5.1 betrieben und nie aktualisiert wurde – seit nunmehr vier Jahren, au weia. Da ich bis vor kurzem noch Smartphone-Internetverweigerin war, war das überhaupt nicht schlimm. Das Ding war für meine Zwecke passend – gelegentliches Telefonieren, SiMSen oder mal schnell ein Foto von etwas machen, das ich mir merken wollte.
Allerdings bereitete mir meine Smartphone-Internetverweigerung in letzter Zeit immer mehr Kopfzerbrechen. Zum Beispiel sind da die vor kurzem aufgrund von MIFID II eingeführten neuen Sicherheitsmechanismen diverser Banken. In den meisten Fällen bedeutet das, entweder einen TAN Generator zu kaufen – natürlich von jeder Bank extra – oder sich entsprechende Apps aufs Smartphone zu laden. Von letzterer Lösung wird zwar überall versprochen, dass es genügt, einmal die App herunterzuladen und dann offline zu verwenden. Aber das funktioniert nur mehr oder weniger gut, oftmals weniger.
So habe ich mir überlegt, dass es besser wäre, ein neues Smartphone ohne viel Schnickschnack zu kaufen, anstelle von allen Banken, bei denen ich Kunde bin, die TAN-Generatoren zu bestellen.
Naja, und ich gebe zu, dass mich manche Dinge, die nur per Smartphone online funktionieren, inzwischen doch interessierten. Zum Beispiel wollte ich Trade Republic* ausprobieren. Das ist der bei uns erste und noch einzige provisionsfreie Broker, allerdings nur mobil verfügbar.
Ich brauchte also ein neues Smartphone und ich wollte ein vernünftiges und aktuelles, jedoch nicht zum Preis eines Kleinwagens. Anstelle mich nun stundenlang mit der Materie zu beschäftigen, sah mein Auswahlprozess so aus: Samsung Galaxy hatte ich schon mal gehört. Die sollen ganz gut sein. Also geschaut, was es davon aktuell an preiswerten Modellen gibt und das A20e gefunden für um die 150 EUR. Das e steht für „essential“, also nur das Nötigste. Dann mal eben schnell auf YouTube nach einer Video-Vorstellung dieses Modells gesucht, um einen Eindruck zu bekommen. Das ist das Schöne an YouTube, egal was man sucht, irgendjemand hat sich bestimmt schon damit beschäftigt und zeigt es in einem Video. So auch in meinem Fall, und ich konnte schnell feststellen: Meine Auswahl ging in Ordnung.
Wenn möglich, über Amazon?
Ein kurzer Blick in den Preisvergleich von Idealo zeigte mir, dass bei Amazon eines der günstigsten Angebote für das Modell meiner Wahl bestand. Darüber freute ich mich, denn ich wusste, dass das mit der Bestellung recht unkompliziert und schnell klappen würde. Zusätzlich war das Angebot noch mit dem Label „Amazon’s Choice“ versehen und es hatte ein großes grünes „Auf Lager“. Was will man mehr? Obwohl ich es nur per Standardversand orderte, kam es schon am nächsten Tag bei mir an.
Doch welch große Überraschung! In der Schachtel fand ich neben der Hardware nur eine Kurzanleitung in einer mir völlig unbekannten Sprache. Dann schaute ich mir die Schachtel genauer an und darauf stand irgendwas von Romania, also wahrscheinlich für den rumänischen Markt. Nur ein zusätzlich außen aufgeklebtes Label auf dem Karton verkündete „Deutsche Version“, so wie es auch im Titel des Artikels bei Amazon gestanden hatte. Ein Versehen?
Ich schaute nochmal in den Artikel, den ich bestellt hatte. Auf der Verkaufsseite stand dann ganz unauffällig „verkauft durch …“, also nicht durch Amazon, sondern einen anderen Verkäufer, was an sich OK ist, sofern die Qualität stimmt. Nur der Versand wurde von Amazon durchgeführt. Als ich dann auf der Seite dieses Verkäufers in dessen Bewertungen schaute, stellte ich fest, dass sein Geschäftsmodell wohl zum Großteil darauf beruhte, Osteuropaware, die er wahrscheinlich billig irgendwo bekommen hatte, einfach als deutsche Version zu verkaufen.
Manche Käufer hatten sich die Mühe gemacht, das Smartphone in Betrieb zu nehmen und berichteten über rumänische, ungarische und tschechische Versionen oder sogar kyrillische Buchstaben, die beim Start erschienen. Klar, konnte man sich da irgendwie durchfummeln und dann die Sprache umstellen. Aber würde das Teil hier wirklich gleichgut funktionieren wie ein direkt für den deutschen Markt produziertes Gerät? Keine Ahnung.
So schickte ich das Ding postwendend zurück, schaute nach, wo es das Modell noch zu einem ähnlichen Preis gab und fand es bei Saturn, sowohl online bestellbar als auch offline im nahegelegenen Markt verfügbar. So holte ich mir dann eins aus dem Laden, garantiert für hier geeignet, und ich bin zufrieden.
Was ich daraus gelernt habe
Finanzieller Schaden ist mir nicht entstanden, nur etwas Mehraufwand, den ich mir in Zukunft ersparen kann.
Das Label „Amazon’s Choice“ (Amazons Wahl) steht nicht nur an Artikeln, die direkt von Amazon verkauft werden, sondern manchmal auch an Drittanbieter-B-Ware.
Ich bestelle auch weiterhin bei Amazon. Ich achte ab jetzt darauf, ob ein Artikel von einem anderen Verkäufer kommt. In dem Fall steht „Verkauf durch (Firmenname)“ dabei und der Firmenname ist auf eine Seite verlinkt, wo man die Bewertungen speziell des Händlers (nicht Rezensionen zum Produkt) einsehen kann. Hier lassen sich solche Tricks vor einer Bestellung entlarven.
Solange sich genügend Käufer mit solcher B-Ware zufriedengeben, hat Amazon keinen Grund, so etwas von der Plattform zu verbannen und gibt sogar noch das Label „Amazon’s Choice“ dazu. Das hängt bestimmt kein denkender Mensch dran, sondern der Algorithmus. Oftmals ist die Kennzeichnung in Ordnung, aber es geht eben auch mal schief, wie in diesem Fall.
Schön, dass auch Amazon nicht perfekt ist. Denn das bietet Chancen für die anderen Online-Händler und den stationären Handel.
Alternative für den Kauf von Elektronik-Artikeln
Anstelle ein Smartphone neu zu kaufen, wäre für mich auch ein gebrauchtes, das von Profis aufpoliert und auf Herz und Nieren getestet wurde, in Frage gekommen. Auf diese Möglichkeit bin ich jedoch erst später gestoßen.
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Das gilt auch für andere Elektronik, vor allem Notebooks und Zubehör. Der AfB Shop* bietet so etwas in großer Auswahl an, auch günstigere Vorführgeräte. Wenn ich das nächste Mal wieder irgendwelche Hardware brauche, werde ich mich auf jeden Fall auch dort umschauen.
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6 Antworten auf „Augen auf beim Online-Kauf – Wie du Geld, Zeit und Nerven sparst“
Hallo Petra,
danke für dein Bericht. Ich kaufe ständig bei Amazon (seit mehr als 10 Jahren), auch als Unternehmer. In den letzten 3-4 Jahren kamen es tatsächlich sehr viele Marketplace-Anbieter hinzu, die auch zunehmend über Amazon versenden. Wie du schon berichtet hast, muss man dabei zwingend sich die Händlerinfo ansehen.
Mir ist noch nie irgendwelcher Geldschaden entstanden. Zudem ist Amazon ausgesprochen kulant. Ich hatte auch ein paar Fälle, wo ich B-Ware gekauft habe (bewusst), jedoch entsprach deren Zustand nicht der Beschreibung. Da bot Amazon prompt unterschiedliche Wege das Problem zu lösen.
Was ich dagegen ärgerlich finde ist die Business-relevante Käufe, für die man eine ordentlichen Rechnung braucht. Viele „Drittanbieter“ scheinen zwar eine Deutsche Umsatzsteuer-ID zu haben (sie geben sie in der Info an), jedoch haben von deutschen Steuerrecht überhaupt keine Ahnung. Ich würde sogar vermuten, dass einige von denen die UmSt-ID einfach fälschen. Ich kaufte da ein paar Sachen, und fragte nach der Rechnung. Zuerst wurden 20% MwSt ausgewiesen, dann 20%, dann 0% ohne Angabe von UmSt-ID. Irgendwann wurde es mir zu viel und ich schickte alles zurück. Ausser Zeit habe ich da nicht verloren.
Seitdem, kaufe ich entweder bei Amazon direkt oder bei Drittanbieter, wenn deren Sitz tatsächlich in der EU oder liber sogar in DE ist.
Liebe Grüße, Nikita
Hi, find ich toll, dass du dann im Laden gekauft hast. Habe mir das Kaufen bei Amazon abgewöhnt, es ist leider immer so ein „herber“ Beigeschmack dabei, wenn man über die Beschäftigungsverhältnisse dieser Angestellten liest und auch liest, dass die keine Steuern zahlen. Liebe Grüße Lea
Das kann jeder so sehen wie er will. Ob in den Firmen mit den großen Elektromärkten immer alles zu 100% fair zugeht, naja. Aber darauf kann man sich ohnehin nirgends verlassen.
Hallo Petra,
ich bestelle selbst häufig bei Amazon und hatte bisher auch noch keine größeren Probleme.
Ich finde es aber erschreckend, dass Amazon solche Probleme bei Drittanbietern nicht proaktiv angeht. Das würde sicher einiges an Ärger bei deren Kunden von vornherein ausschließen.
Bei dir gab es ja glücklicherweise außer dem Mehraufwand keinen Schaden.
Beste Grüße,
Dominik
Amazon verdient daran in erster Linie Provision und nicht zu knapp, weil diese Verkäufer massenweise davon unter die Leute bringen. Viele Käufer sind damit auch zufrieden und haben nur einen Stern abgezogen wegen der komischen Version. Vielleicht bin ich auch ein wenig zu pingelig und die technischen Spezifikaitonen des Gerätes sind genau die gleichen wie des „echten“. Aber ich wollte es einfach nicht darauf ankommen lassen. Andere haben das genauso wie ich gesehen. Amazon sieht eben nur, dass über 90% der Käufer zufrieden sind und freut sich über die Provision. Auch wenn ich ebenfalls nicht schön finde, dass Amazon so etwas unterstützt, kann ich es nachvollziehen.
Ich werde auch weiterhin bei Amazon bestellen wenn alles OK ist, aber bei Drittanbietern schaue ich ab jetzt genauer hin. Aber es lohnt schon, auch mal woanders zu schauen.
Das mit dem Verdienst stimmt schon, allerdings wundert es mich, da sich Amazon das ambitionierte Ziel gesetzt hat, das kundenfreundlichste Unternehmen der Welt zu sein/werden.
Vielleicht hat es Amazon aber auch schlicht nicht auf dem Schirm, da wie du geschrieben hast, über 90% der Kunden mit dem Produkt zufrieden sind.