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Geldanlage Vermischtes

Über Timeless in Sammlerobjekte, Luxus und Kunst investieren – lohnt das?

Ich habe eine ausführliche Analyse durchgeführt.

Lohnt sich das Investieren in alternative Investments wie Sneaker, Kunst, Oldtimer, exklusive Sammlerstücke usw. als Kleininvestor über Timeless?

Bleibt da genug Rendite für die Anleger übrig?

Kann das Geschäftsmodell langfristig funktionieren?

Das Besondere an Timeless: Die gehandelten Objekte kosten zwar jeweils mehrere tausend Euro, aber das Investieren darin wird durch die Betreiber der Plattform bzw. der dazugehörigen App schon für Beträge ab 50 € angeboten.

Timeless (die dahintersteckende Firma New Horizon GmbH) kauft die Objekte (Assets) und verkauft sie dann in vielen kleinen Anteilen an ihre Kunden (Kleininvestoren) weiter.

Timeless kümmert sich dabei um Lagerung, Wartung, Versicherung usw.

Das Ziel ist es, dass die Objekte nach einiger Zeit jeweils zu einem höheren Preis wieder verkauft werden und der Erlös dann entsprechend der Anteile auf die einzelnen Kleininvestoren aufgeteilt wird.

Bis dahin können die Anleger ihre Anteile auch untereinander handeln. Dafür gibt es ein internes Trading.

Natürlich geschieht das alles nicht aus purer Menschenliebe, sondern Timeless möchte daran verdienen.

Das passiert dadurch, dass Timeless sich selbst ebenfalls an den Investments beteiligt und vielleicht auch durch Gebühren, die bei jedem Kauf von den Kleininvestoren bezahlt werden.

Meine Fragen

Bleibt bei Timeless-Investments genug Rendite für die Anleger übrig?

Kann das Geschäftsmodell langfristig funktionieren?

Ein Eindruck von den Timeless-Assets

Der folgende Screenshot von der Timeless-Webseite stammt vom 08.03.2025.

Screenshot der Liste mit neuen Timeless-Assets

Hier kommst du zu den aktuellen Listen verschiedener Kategorien:

Assets auf der Webseite von Timeless

Eine Angabe springt dabei gleich ins Auge: das CAGR.

Das steht für Compound Annual Growth Rate und bedeutet (erwartete) jährliche Wertsteigerung. Diese wird aufgrund von Wertsteigerungen des Objektes in der Vergangenheit oder ähnlicher Objekte ermittelt (geschätzt).

Als CAGR ist meistens eine relativ hohe Prozentzahl angegeben. Auf dem obigen Screenshot sieht man Beispiele.

Interessanter ist dann später die echte Wertentwicklung. Dazu wird bei Timeless jeweils eine Performance angegeben. Diese wird ermittelt, indem die Steigerung des aktuellen Marktwertes gegenüber dem Drop-Preis betrachtet wird.

Der Marktwert ist wohl der Betrag, zu dem Timeless glaubt, das Objekt momentan verkaufen zu können.

Der Drop-Preis ist der Betrag, zu dem das Asset an die Anleger herausgegeben wird, also das, was auf die vielen Kleininvestoren aufgeteilt wird. Das sind Kaufpreis plus einige Nebenkosten, letzten Endes das, was es gekostet hat.

Hier noch ein aufgrund eines sehr hohen CAGR besonders vielversprechendes Beispiel:

Screenshot von einem Timeless-Asset (Spiel Nintendo Super Mario 64)

Das CAGR ist mit über 134% angegeben. Momentan ist das Teil (ein Spiel) – betrachtet man den Marktwert gegenüber dem sogenannten Drop-Preis – jedoch „nur“ etwas mehr als 12% im Plus (= Performance).

Scrollt man weiter nach unten, sieht man das sogenannte Trading-Dashboard. Hier ist dargestellt, zu welchen Kursen die Anteile, welche ursprünglich 50 € gekostet haben, in den letzten 30 Tagen durch die Kleininvestoren untereinander gehandelt wurden.

Screenshot von einem Timeless-Asset (Spiel Nintendo Super Mario 64) mit Trading Dashboard

Mit einem maximalen Anteilspreis von nur 41 € stehen die Anteile sogar im Minus.

Das wirft einige Fragen auf:

Was ist eine realistische Performance für dieses und auch für alle anderen Assets?

Welche Rendite wird am Ende wirklich insgesamt übrigbleiben?

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Gebühren bei Timeless

Was in den ganzen Assets bei Timeless nicht dargestellt wird, sind die Gebühren.

Dazu findet man etwas in den Support-Seiten:

Zur aktuellen Gebührenübersicht

Hier der aktuelle Stand (08.03.2025):

Gebühren für neue Drops

Asset-KategorieService-PauschaleManagement-Gebühr
NFTs2 %1 %
Sneaker, Games & Cards2 %2 %
Uhren, Wine & Spirits, Tech, Bags & Jewellery2 %3 %
Memorabilia2 %4 %
Kunst2 %5 %
Autos2 %6 %

Trading-Gebühren

Service-PauschaleManagement-Gebühr
Trading Kauf2 %2 %
Trading Verkauf0 %0 %

Damit kostet ein Anteil an einem Asset bei der Ausgabe immer mehr als 50 €. Es kommen noch zwischen 3% und 8% Gebühren dazu. So zahlen Kleininvestoren anstelle von 50 € zwischen 51,50 € und 54 € pro Anteil.

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Performance-Betrachtungen unter Beachtung von Gebühren

Diese Gebühren werden in den Performance-Betrachtungen von Timeless völlig vernachlässigt.

So habe ich meine eigenen Berechnungen angestellt. Dazu habe ich mir alle veröffentlichten Daten zu den Assets von der Webseite heruntergezogen.

Die Assets sind in Listen zu folgenden Kategorien angeordnet:

  • Sneaker
  • Kunst
  • Uhren
  • Sammelkarten & Spiele
  • Autos
  • Wein & Spirituosen
  • Andere

Die Anzahlen

Hier die Anzahlen der Datensätze, die heute (08.03.2025) auf der Webseite von Timeless veröffentlicht sind:

KategoriegesamtExitsoffen
Sneaker16211151
Kunst90585
Uhren14213129
Sammelkarten & Spiele69465
Autos40040
Wein & Spirituosen1514147
Andere92389
 74640706

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Die Exits

Zunächst habe ich die Exits betrachtet. Das sind diejenigen Assets, die bereits wieder verkauft wurden und somit einen Gewinn für die Anleger erzielt haben.

Dazu gibt es eine Liste auf der Webseite, die momentan so aussieht:

Screenshot mit Exits auf der Timeless-Webseite

Angegeben sind im Kopf davon 40 Exits. Das stimmt mit der von mir ermittelten Anzahl überein.

Außerdem steht dort eine durchschnittliche Rendite von 30%.

Hier ist meine Auswertung der Renditeberechnung, welche zur angewandten Methode von Timeless passt:

ExitsPerformance (Exit-Preis ggü. Drop-Preis) = angegebene Performance
PerformanceSummePerformance
KategorievonbisExit-PreiseDrop-Preisegesamt
Sneaker20,00%40,00%123.400 €97.750 €26,24%
Kunst18,18%44,44%58.500 €44.600 €31,17%
Uhren13,64%200,00%596.235 €426.400 €39,83%
Sammelkarten & Spiele9,89%10,26%127.460 €115.800 €10,07%
Autos  0 €0 € 
Wein & Spirituosen12,50%31,03%86.800 €72.100 €20,39%
Andere17,83%28,21%113.250 €94.250 €20,16%
 9,89%200,00%1.105.645 €850.900 €29,94%

Ich habe meine Rechnung nach Kategorien aufgeschlüsselt. Insgesamt reicht die einzeln erzielte Performance von knapp 10% bis 200%. Im Schnitt kommt tatsächlich etwa 30% heraus.

Allerdings hat die Sache einen Haken: Die Gebühren wurden nicht berücksichtigt.

Ich habe das Ganze noch einmal gerechnet, wobei ich auf alle Drop-Preise noch die dazugehörigen Gebühren aufgeschlagen habe. Dann kommen folgende Ergebnisse heraus:

Exits: Performance (Exit-Preis ggü. Drop-Preis plus Gebühren) = wirkliche Performance

Einzel-Performance:von 5,66% bis 185,71%
Gesamt-Performance:23,89%

Das ist auch noch ganz ordentlich, aber die Performance ist wesentlich geringer.

Die Performance der noch offenen Assets

Wie sieht es mit der Performance der noch nicht verkauften Assets aus?

Um diese zu ermitteln gibt es zwei Betrachtungen für den aktuellen Wert:

Variante 1: der aktuelle Marktwert

Variante 2: der aufs gesamte Asset hochgerechnete Trading-Kurs. Ich verwende jeweils den maximalen Trading-Kurs der letzten 30 Tage.

Als Kaufpreise setze ich die Drop-Preise plus entsprechende Gebühren in die Rechnung ein. Ich kann dabei natürlich nur jeweils diejenigen Assets betrachten, die für Variante 1 einen aktuellen Marktwert bzw. für Variante 2 einen Trading-Kurs haben.

Mit dieser Ungenauigkeit kann ich leben, zumal Marktwert bzw. Trading-Kurs ja auch keine genauen Angaben sein können.

Dabei habe ich folgende Zahlen herausbekommen:

Variante 1: Offene Assets, Performance (aktueller Marktwert ggü. Drop-Preis plus Gebühren):

Einzel-Performance:von -10,28% bis 73,95%
Gesamt-Performance:1,5%

Variante 2: Offene Assets, Performance (maximaler Trading-Wert ggü. Drop-Preis plus Gebühren):

Einzel-Performance:von -98,1% bis 53,85%
Gesamt-Performance:-15,11%

Eine Erkenntnis zum Trading:

Du kannst damit zwar eher wieder aussteigen, wenn es dir bis zum Verkauf zu lange dauert, aber in den meisten Fällen machst du damit Minus.

Das hat nichts mit Kontrolle über deine Anlagestrategie zu tun, die groß auf der Timeless-Startseite angepriesen wird. Du investierst und bist der Verkaufsentscheidung von Timeless ausgeliefert.

Übrigens habe ich kein einziges Wort darüber gefunden, wie Timeless mit Objekten umgeht, die es niemals schaffen, überhaupt den Kaufwert wieder zu erreichen.

Sie haben in ihrer Beschreibung die erwartete Haltedauer zwar großzügig mit bis zu 96 Monaten (entspricht 8 Jahren) angegeben, aber was, wenn die nicht ausreicht?

Es wird immer Objekte geben, bei denen die Spekulation auf Wertsteigerung schiefgeht. Denn auch die vielgerühmten Experten, die für Timeless arbeiten, haben keine Glaskugel.

Wird für die offenen Assets eine Gesamtperformance herauskommen, die außerhalb der Spanne zwischen -15,11% und +1,5% liegt, und zwar möglichst auf der positiven Seite?

Da müssen sich aber eine Menge Narren finden, die bereit sind, auf die zum Teil wahrscheinlich bereits überteuerten Preise noch etwas draufzulegen.

Ob das passieren wird, weiß ich nicht. Nur eins weiß ich sicher: Das wird auf keinen Fall einfach werden.

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Kann das Geschäftsmodell von Timeless langfristig funktionieren?

Damit komme ich zur anderen Seite der Medaille:

Kann das Geschäftsmodell langfristig funktionieren?

Dazu habe ich einfach mal die Gebühren betrachtet, die beim Aufteilen und Verkauf von neuen Assets (Drops) sowie beim Trading zusammenkommen.

Trading-Volumen und -gebühren der letzten 30 Tage

KategorieTrading-
Volumen
Gebühren
Sneaker36.001,69 €1.440,07 €
Kunst29.955,18 €1.198,21 €
Uhren43.172,61 €1.726,90 €
Sammelkarten & Spiele17.177,90 €687,12 €
Autos24.743,70 €989,75 €
Wein & Spirituosen37.787,15 €1.511,49 €
Andere22.232,26 €889,29 €
 211.070,49 €8.442,82 €

Bei etwa 40 Mitarbeitern – auf der Webseite sind 40+ angegeben – kommen so pro Kopf Trading-Gebühren von gerade mal etwas mehr als 200 € für jeweils 30 Tage heraus.

Davon lässt sich der Betrieb wohl nicht aufrechterhalten.

Gebühren für neue Drops

Für die Ausgabe der Assets (sowohl Exits als auch offene) kommen laut den aktuellen Daten von der Webseite bisher gut 1,7 Mio. € zusammen.

Die Plattform besteht seit etwa vier Jahren. Damit sind das pro Jahr etwas weniger als 440.000 €. Bei 40+ Mitarbeitern sind das pro Jahr pro Kopf etwa 10.000 €.

Ich wette, die Nebenkosten zur Lagerung der Assets fressen das alles auf.

Kann dieses Geschäft langfristig gutgehen?

Das geht wohl nur, wenn mit den Wiederverkäufen regelmäßig entsprechend hohe Renditen erzielt werden, zumal Timeless an allen Assets selbst beteiligt ist. Das halte ich jedoch für nicht planbar.

Damit besteht wohl früher oder später der Zwang, die Anzahl der Drops zu vervielfachen, damit mehr Gebühren hereinkommen. Das geht jedoch nicht beliebig, ohne sich lauter Nieten einzuhandeln.

So ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Firma insolvent geht, bestimmt nicht so klein, wie die meisten Investoren oder die Leute von Timeless selbst gerne glauben möchten.

Was passiert im Insolvenzfall wirklich mit den Assets?

Sie sind zwar Sondervermögen, an denen jeder Investor seine Anteile behält. Aber trotzdem kosten sie doch laufend Geld für Lagerung, Wartung, Versicherung usw.

Woher soll das bei einer Insolvenz kommen? Da werden dann wohl Zwangsverkäufe stattfinden müssen, deren Erlös aufgeteilt wird.

Das bedeutet hohe Wertabschläge und damit Verluste.

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Meine Schlussfolgerungen zu Timeless

Bestimmt kann man mit einzelnen Timeless-Investments großes Glück haben. Dazu braucht man sich ja nur die bestehenden Exits anzuschauen.

Aber eine hohe Performance bei einem breit gestreuten Investment in diese Asset-Bruchteile halte ich für unwahrscheinlich.

Ich glaube auch nicht an ein langfristiges Bestehen dieses Geschäftsmodells. Es funktioniert in der Annahme, dass alle Deals halbwegs gutgehen.

Übrigens sind bereits einige Uhren aus einem Lager gestohlen worden. Die Sache zieht sich schon seit Jahren hin. Die Versicherung lässt sich mit der Zahlung sehr viel Zeit und beruft sich dabei auf laufende Verfahren usw.

Timeless hat alles damit Zusammenhängende auf einer Seite zusammengefasst.

Hier ist der Link: Infos zu den gestohlenen Luxus-Uhren aus den Timeless-Assets

Meine Entscheidung aufgrund meiner Betrachtungen

Ich werde nicht in Timeless-Assets investieren.

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Was denkst du über Timeless?

Bist du vielleicht optimistischer als ich?

Hast du einen Fehler in meinen Betrachtungen entdeckt?

Hast du bereits Erfahrungen mit Timeless gemacht?

Schreib es gern in die Kommentare.

4 Antworten auf „Über Timeless in Sammlerobjekte, Luxus und Kunst investieren – lohnt das?“

Vorneweg: ich kenne mich nur bei den Uhren aus. Viele gezeigte Modelle sind nicht gefragt und werden mit Preisen dargestellt, die nicht marktgerecht bzw. viel zu hoch sind. Ich bin in 3 Uhrenforen aktiv und kein Modell wäre zu diesen Preisen verkäuflich. Zudem erfährt man nichts über den genauen Zustand, ob die Uhr aufgearbeitet wurde oder nicht bzw. wann der letzte Service war. Das macht oft einiger Tausender aus… Ich würde hier jedenfalls mein Geld nicht versenken, aber oft steht ja morgens ein Dummer auf…

Wahrscheinlich ist es jetzt schon so weit, dass sie Assets kaufen, nur um überhaupt Neues zum Investieren anzubieten. Ich hate zwar keine Ahnung von irgendeinem der Dinge auf der Plattform, aber mir erscheint das alles wenig reizvoll. OK, manche Kunstwerke sind ganz schön. Aber da würde mir auch ein Druck reichen.

Ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickelt. Vielleicht mache ich nach einer gewissen Zeit wieder so eine Auswertung. Ich habe nicht mein ganzes Zahlenmaterial hier dargestellt, aber hebe es auf zum Vergleich.

das ist glauben und hoffen. in den 1970 jahren waren orientteppiche, porzellan, holzschnitzereien und antike moebel sehr beliebt und zu horenden preisen gehandelt und heute will diese wertanlagen kein mensch mehr. das geschaeftsmodell wird nicht auf dauerfunktionieren.

Das stimmt. Ich sehe diese „Investments“ auch nicht wirklich als Investments an, sondern als reine Spekulation. Kann in Einzelfällen gut gehen, aber ich vermute, die meisten Assets werden wie Blei im Depot bleiben.

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