Wenn es um LEGO als Investment-Idee geht, wird als Beispiel das LEGO-Set „Millenium Falcon“ genannt, dessen Preis sich mehr als verzehnfacht hatte.
Was steckt wirklich dahinter und kann man solche Renditen noch immer mit LEGO bekommen?
Die „Wahnsinns-Rendite“
Das legendäre Set des Star Wars Millenium Falcon mit der Nr. 10179 hatte sich innerhalb von zehn Jahren verzehnfacht. Es kostete 2007 etwa 500 EUR. Zehn Jahre später wurde es für 5.000 EUR gehandelt. Der Preis stieg sogar noch weiter.
Dann kam 2019 eine Neuauflage dieses gigantischen Sets (LEGO Nr. 75192) und vorbei war’s mit dem Preis für das alte. Wer heute noch für den alten Millenium Falcon 1.200 EUR bekommt, kann sich glücklich schätzen.
Die genannten Preise gelten aber nur für den originalversiegelten Baukasten ohne Kratzer, ohne ausgeblichene Farben oder sonstige Macken – gerade so, als wäre er frisch aus der Fabrik gekommen.
So wild ist es auch wieder nicht
Es kommt zwar immer mal wieder vor, dass sich der Wert, zu dem ein Set gehandelt wird, vervielfacht. Das dauert aber meistens einige Jahre.
Die Preissteigerung des alten Millenium Falcon (vor dem Absturz) ist schon etwas Besonderes. Jedoch hört sich der Effekt spektakulärer an, als er eigentlich ist.
Ich behaupte, dass sich eine vergleichbare Rendite zwar nicht mit jedem LEGO-Set erreichen lässt, aber doch öfter und einfacher zu erzielen ist, als die meisten denken.
Was kommt denn pro Jahr heraus?
Schauen wir uns den Beispielfall etwas genauer an: eine Verzehnfachung nach zehn Jahren. Das ist eine Rendite von 900 %. Überlegen wir nun, welche Rendite pro Jahr, also welcher effektive Jahreszins dahintersteckt. Das ist relativ einfach auszurechnen.
So rechnet man den effektiven Jahreszins p aus, wenn R die Gesamtverzinsung nach einer Laufzeit von n Jahren ist:
p = (1 + R)^(1/n) – 1
in unserem Beispiel ist R = 900 % = 9 und n = 10
Also
p = (1 + 9)^(1/10) – 1
= 0,259 = 25,9 %
Das lässt sich mit dem Taschenrechner im Smartphone oder in Excel ausrechnen.
Ebenfalls lässt sich leicht nachvollziehen, dass das stimmt. So würde sich ein Anfangswert von 500 EUR in 10 Jahren mit einer Verzinsung von 25,9 % p. a. entwickeln:
nach 1 Jahr: 500 * 1,259 = 629,50
nach 2 Jahren: 629,50 * 1,259 = 792,54
nach 3 Jahren: 792,54 * 1,259 = 997,81
nach 4 Jahren: 997,81 * 1,259 = 1.256,24
nach 5 Jahren: 1.256,24 * 1,259 = 1.581,61
nach 6 Jahren: 1.581,61 * 1,259 = 1.991,25
nach 7 Jahren: 1.991,25 * 1,259 = 2.506,98
nach 8 Jahren: 2.506,98 * 1,259 = 3.156,29
nach 9 Jahren: 3.156,29 * 1,259 = 3.973,77
nach 10 Jahren: 3.973,77 * 1,259 = 5.002,98
Eine Rendite von 25,9 % p.a. (per annum = pro Jahr) entspricht also der Rendite aus dem oft genannten Millenium-Falcon-Beispiel.
Das Herrunterrechnen auf ein Jahr funktioniert wie oben gezeigt für ganze Jahre korrekt. Für krumme Zeiträume, die länger als ein Jahr sind, z.B. 3 Jahre und 6 Monate, also 3,5 Jahre, oder 1 Jahr und 3 Monate = 1,25 Jahre, liefert die obige Formel eine recht gute Näherung.
Für Zeiträume, die kürzer als ein Jahr sind, wird die Rendite ohnehin anteilig berechnet. Dazu ein Beispiel aus meinem „Experiment LEGO-Investment“.
Rendite-Beispiel
Das Set Nr. 70618 The LEGO Ninjago Movie: Ninja-Flugsegler, gekauft am 30.01.2019 für 99,00 EUR, ist jetzt, Anfang Mai 2020, etwa 135,50 EUR wert.
Was sagen diese nüchternen Zahlen? Ich würde momentan nach Abzug von Gebühren usw. etwa 135,50 EUR dafür bekommen können.
Das sind bei einem Kaufpreis von 100 EUR etwa 35,5 % Rendite nach ungefähr 1 ¼ = 1,25 Jahren. Wie oben erklärt lässt sich daraus eine ungefähre Rendite p. a. berechnen:
1,355^(1/1,25) – 1 = 0,275 = 27,5 %
Das ist aufgrund der Ungenauigkeit etwas zu hoch, aber 27 % werden ungefähr hinkommen.
Das lässt sich nachprüfen.
Nach einem Jahr: 100 EUR * 1,27 = 127 EUR
Nach einem weiteren Vierteljahr: 127 * (1 + 0,27/4) = 127 * 1,0675 = 135,57 EUR.
Die 27 % p. a. stimmen ungefähr. Damit ist die Jahresrendite dafür bereits höher als mein Vergleichswert aus der „Legende“.
Deshalb stelle ich einen virtuellen Verkauf für 135,50 EUR ein.
Vielleicht wäre demnächst noch mehr drin. Nach meinem heutigen Kenntnisstand ist jetzt jedoch ein guter Zeitpunkt für den Verkauf.
Nachtrag
Das Experiment ist inzwischen beendet. Hier die Zahlen:
2 Antworten auf „Experiment LEGO-Investment: Rendite wie mit dem legendären Millenium Falcon – so geht‘s“
Hallo Petra,
Großes Lob an deine immer wieder sehr gut recherchierten Investmentideen.
Ich nehme da immer viel mit und nutze diese zum Teil für eigene Investments.
Großartige Ideen.
PS: Was meinst du, welche Sets sind am erfolgreichsten und auf welchem Weg verkauft man die Sets am besten.
Danke für das Lob, Nico.
Zum Verkaufen würde ich ebay nehmen. Ich denke, per Auktion mit einem Startpreis, so dass man die angestrebte Mindestrendite bekommt – natürlich den Gebührenabzug einkalkulieren. Mag sein, dass auch ebay-Kleinanzeigen eine gute Variante ist. Damit habe ich aber überhaupt keine Erfahrungen. Das „normale“ ebay kenne ich als gelegentlicher Privatverkäufer und natürlich als Käufer. Das hat alles ohne große Probleme geklappt.