Eine Aktie kaufen und dann wegen der Dividende Jahre lang halten? Und das für etwa 3% Dividendenrendite, von der auch noch Steuern abgezogen werden? Und davon soll man finanziell unabhängig werden?
Die obige Argumentation zeugt davon, dass sich derjenige, der sie anbringt, nicht wirklich gründlich mit der Materie beschäftigt hat.
Nehmen wir ein solides Unternehmen, das seit langem eine führende Position hat, langfristig immer Gewinne verzeichnet, diese in einem gesunden Maße kontinuierlich steigert, auch seinen Buchwert immer weiter steigert, zukunftsorientiert handelt und eine vernünftige „Dividendenpolitik“ betreibt. Zum Kaufzeitpunkt mag die Dividenenrendite noch magere 3 % betragen, aber ein paar Jahre später ist die Rendite schon viel höher, da mit den Gewinnen auch die Dividenden steigen werden.
Meine persönliche Dividendenrendite richtet sich nun einmal nach meinem Kaufkurs, und nicht nach dem jeweils aktuellen Kurs. Nebenbei steigert sich der Kurswert meiner Aktien mit den Jahren, und so ein dickes Plus ist nebenbei auch in seiner psychologischen Wirkung nicht zu unterschätzen.
Grau ist alle Theorie. Hier ein Beispiel: Nehmen wir die BASF-Aktie (WKN: BASF11, ISIN: DE000BASF111). So hat sich der Kurs dieser Aktie in letzten mehr als 20 Jahren entwickelt:
Quelle: comdirect bank – zur Homepage
Zu Zeiten der New Economy und der DotCom-Blase, als alles „in eine neue Ära“ aufbrach, und die bisherigen Gesetzmäßigkeiten des Marktes schlichtweg für überholt erklärt wurden, wäre ein Investment in diese Aktie uncool und langweilig gewesen. Also so etwa 2000/2001. Angenommen, man hätte damals gekauft, sagen wir zu einem Kurs von 25 Euro. Nun sehen wir uns die Dividende und, bezogen auf unseren Kaufkurs, die erzielte Dividendenrendite der seitdem vergangenen Jahre an:
Geschäftsjahr | Dividende pro Aktie | Rendite bei Kauf für 25 Euro |
---|---|---|
2000 | 0,65 | 2,6% |
2001 | 0,65 | 2,6% |
2002 | 0,70 | 2,8% |
2003 | 0,70 | 2,8% |
2004 | 0,85 | 3,4% |
2005 | 1,00 | 4,0% |
2006 | 1,50 | 6,0% |
2007 | 1,95 | 7,8% |
2008 | 1,95 | 7,8% |
2009 | 1,70 | 6,8% |
2010 | 2,20 | 8,8% |
2011 | 2,50 | 10,0% |
2012 | 2,60 | 10,4% |
2013 | 2,70 | 10,8% |
OK, man muss noch die Steuern abziehen, trotzdem sehr eindrucksvoll. Der Kurs ist von damals etwa 25 Euro auf heute etwa 81 Euro, also um 56 Euro gestiegen, das ist eine Steigerung um 224%.
Naja, nun könnte man sagen: Wer weiß, ob ich früher wirklich eingestiegen wäre? Wahrscheinlich sogar zu einem günstigeren Kurs. Denn wenn man sich den Chart genau ansieht, wäre der Einstieg zu 25 Euro in einem der Jahre 2000 oder 2001 alles andere als optimal gewesen. Es dauerte recht lange, bis etwa 2005, bis der Kurs signifikant über 25 Euro notierte. Während dieser Zeit konnte man sich von den Dividenden „trösten lassen“ und abwarten. Deshalb finde ich es auch nicht schlimm, wenn eine als langfristiges Investment geplante Aktie mal im Minus notiert, auch wenn es sich um ein Minus von um die 30% handelt.
Es macht auch keinen Sinn, bei jeder Schwankung des Aktiendepots gleich – je nach Richtung – nervös oder euphorisch zu werden. Aktienkurse schwanken immer. Bei mir ist es so, dass ich einige Aktien sehr langfristig wegen der Dividenden halte und andere nur ein paar Jahre, entweder, weil ich es von vornherein nur auf ein mittelfristiges Investment mit einem schönen Kursgewinn abgesehen habe, oder weil sich eine zunächst als langfristig geplante Aktie als doch nicht so geeignet herausstellt, und ich sie bei guter Gelegenheit mit Gewinn verkaufe. Ich habe mir deshalb angewöhnt, nur realisierte Kursgewinne als Gewinne zu betrachten. Genauso gelten Aktien in meinem Depot, die im Minus notieren, noch nicht als Verlustwert.
Eine Antwort auf „Langweilige Dividende? Dividende rockt!“
Was noch spannender ist, ist die Dividenendentwicklung. Um bei den gleichen Zahlen zu bleiben, vergleichen wie es mal mit der Einkommensentwicklung. Danach müsste jeman, der im Jahr 2000 65000 EUR verdient hat, nun bei einem Gehalt von 270.000 EUR im Jahr sein. Und BASF ist nicht untypisch. Der Anstieg der Dividendenzahlungen in den letzten Jahren war enorm und nicht mal halbwegs mit Gehaltssteigerungen zu vergleichen.
Oder noch einfacher dargestellt, aus einer Dividende von 650 EUR im Monat wären in wenigen Jahren 2700 EUR im Monat geworden, oder das Äquivalent als Jahresnetrag.