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Dauerbrenner „Wundertüte“ und wie sich an der Börse davon profitieren lässt

Die Idee ist schon alt, Wundertüten für Kinder gab es etwa seit der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Sie kosteten ein paar Pfennige und enthielten Kleinkram, z. B. Süßigkeiten,  Bildchen und Spielereien. Solche kleinen Dinge, die Kinder mögen, und sei es nur wegen des Überraschungseffektes beim Auspacken.

Oftmals war irgendetwas zum Sammeln dabei. So wurde dann die nächste Wundertüte gekauft in der Hoffnung, ein fehlendes Stück zu bekommen.

Diese Idee hat überdauert und wurde immer weiterentwickelt.

Später gab es die Kinder-Überraschungseier – auch kurz Ü-Eier genannt. Noch heute klingt mir der Werbespot aus den Neunzigern in den Ohren: „Bring mir was mit – was Spannendes, was zum Spielen und Schokolade!“ Diese „gleich drei Wünsche auf einmal“ erfüllten sich aber auch Erwachsene gern und sammelten dann die Figuren aus den Eiern. Heute heißt es in der Werbung dazu „Wer ist der neugierigste Mensch der Welt?“

Genau darum geht es. Menschen sind neugierig und wollen überrascht werden – Erwachsene noch viel mehr als Kinder. Und sie sind bereit, dafür zu bezahlen.

Die „Wundertüten“ von heute

Darum gibt es heute Überraschungstüten und Überraschungsboxen. Auf diesen Trichter sind schon einige gekommen und die Masche funktioniert mit ziemlich allem. So gibt es z. B. Boxen mit Lebensmitteln, besonders gesund, „mal was anderes“ oder sogenannte „Retterboxen“ mit Packungen, deren Mindesthaltbarkeitsdatum nur knapp abgelaufen ist. Vor längerer Zeit hatte ich über diese Idee geschrieben: Ex-Geldverweigerer mit „SirPlus“ in der „Höhle der Löwen“ – ein Anstoß, über den Tellerrand zu schauen

Inzwischen hat die Sache mit den Überraschungstüten oder Überraschungspaketen immer größere Ausmaße angenommen. Es gibt sie mit Technik (z. B. von Saturn und Mediamarkt), mit diversem Zeug quer aus dem Sortiment (Real), mit Modeartikeln (Mysterybox), auch Boxen von Apple und Überraschungspakete mit Retourenware von Amazon.

Verkauft werden die immer mit dem Argument, dass der Wert der enthaltenen Dinge viel größer ist als der Preis. Das ist auch nicht gelogen, wenn man die ganzen Ladenpreise dafür zusammenrechnet.

Was ist drin im „Wunderpaket“?

Auf Youtube findet man eine Menge Unboxing-Videos dazu. Da zeigen Leute, was in solch einer Box, die sie sich bestellt haben, drin ist.

Ohhh, keine Playstation, sondern nur lauter Lampen! Eine DVD und noch eine DVD – bäh, die Filme hätte ich mir nie gekauft!  

Eine Großpackung Luftballons, und noch ein Luftballon in Form einer aufblasbaren Gitarre. Ein Karton mit fünf verschiedenen Schals in „Kackfarben“.

Oh, eine elektrische Kaffeemühle! Brauch ich nicht, aber pack ich mal in den Keller.

Super angesagte Hose von Marke Schießmichtot und ein Paar Sneakers – leider nicht meine Größe.

Ich könnte so noch seitenweise voller Schadenfreude weiterschreiben…

Diese Auspackvideos sind meistens lustig, weil das mit der Bestellung sowieso nur zur Unterhaltung gedacht war.  Manchmal sind die Empfänger der Boxen aber auch enttäuscht, denn da sind doch tatsächlich überwiegend Dinge in dem Paket, die sie sich so nicht gekauft hätten. Wer rechnet denn mit sowas…

Eine großartige Geschäftsidee

Solche Wundertüten oder „Mystery Boxen“, wie sie heute heißen, sind eine super Geschäftsidee. Die Händler packen ein oder zwei Produkte ein, die OK sind und füllen dann den Rest mit ihren Ladenhütern auf. Das ist günstiger als den Mist zu entsorgen. Das tun dann die Endverbraucher und die bezahlen gern noch dafür, weil sie ja so schön überrascht werden.

Bei den Lebensmittelboxen ist es ähnlich. Wenn ich mir da solche Auspackvideos anschaue, stelle ich immer wieder fest, dass ich die wenigsten Sachen davon wirklich beim Einkauf auswählen würde.

Beispiel: ein besonderes Salz, wahrscheinlich von tibetischen Hochgebirgsmönchen handgefördert bei linksdrehender Meditation – und deshalb normalerweise für stolze 9,99 € zu haben. Ja klar! Hallo, es ist in jedem Fall Natriumchlorid. Kostet im Discounter ein paar Cent.

Das Erlebnis zählt

Das Beste an solchen Boxen ist wohl immer das Auspacken. Das ist das, worauf sich die Käufer freuen. Ganz gespannt eins nach dem anderen aus der Kiste ziehen.

Naja, und wenn es doch nichts war, kann man ja eine neue Box von irgendwo anders bestellen und hat dann wieder den Spaß und die Hoffnung auf „das Ding“, was man sich schon immer gewünscht hat.

Ich glaube, dass so etwas im Extremfall süchtig machen kann.

Sammelkarten und so weiter

Nicht ganz so extrem, aber auch den Wundertüten-Effekt ausnutzend, sind Sammelkartenspiele. Das sind z. B. „Magic the Gathering“, „Yu-Gi-Oh!” und “Pokémon”. Es gibt (oder gab?) immer wieder neue Karten, unter denen nur einige seltene sind.

Das Witzige daran ist, dass diese Karten in Packungen verkauft werden, von denen man nicht genau weiß, welche darin sind. Also auch nichts anderes als Wundertüten.

Händler pass auf! Der Inhalt darf nicht zu wertig sein

Nicht immer klappt die Sache mit den Überraschungsboxen. Zum Scheitern verurteilt sind solche Geschäfte leider, wenn sie wirklich Wertvolles bieten.

Ein Beispiel dafür ist die Firma Tollabox. Deren Geschäftsmodell bestand darin, Boxen für Kinder mit lehrreichen Spielideen und Material dazu im monatlichen Abo zu verschicken.

Das Startup hatte sich über die Crowdinvesting-Plattform Seedmatch* im Jahr 2013 das benötigte Kapital dafür beschafft und musste 2015 leider Insolvenz anmelden. Darauf gestoßen bin ich bei der Recherche für einen kürzlich veröffentlichten Artikel, und zwar Crowdinvesting in Startups: Wie sich Chancen erhöhen und Risiken senken lassen

Die Wundertüten-Idee ist ein Dauerbrenner

Geschickt angestellt, funktioniert die Wundertüten-Idee seit ihrer Erfindung schon immer und wird auch immer funktionieren. Das liegt an der menschlichen Natur.

Dabei ist es völlig egal, was für Trends und Technologien es sonst noch so gibt: Tonfilm, Eisenbahn, Luftfahrt, Mondlandung, Windkraft, Internet, Nanotechnologie, Solarenergie, E-Mobilität, autonomes Fahren, künstliche Intelligenz, Blockchain, DNA als Datenspeicher, Marslandung – alles was kam und was auch immer noch kommen wird. Überraschungsboxen kann man aus ziemlich allem basteln.

Wundertüten-Index und dann ein ETF darüber

Mich würde es nicht wundern, wenn es bald einen Wundertüten-ETF gäbe. Zunächst einmal braucht man einen Index, auf dem dieser ETF beruht. So etwas lässt sich doch definieren. Irgendwie habe ich den Eindruck, dass in letzter Zeit zu fast jedem Thema ein Aktienindex entwickelt wird, nur zu dem Zweck, diesen in einem ETF zu verwursten.

Welche Unternehmen würden in einen solchen Wundertüten-Index aufgenommen werden? Klar müsste man dafür genaue Regeln aufstellen. Aber ich fange einfach mit ein paar Grobüberlegungen an.

Beginnen wir mit den Sammelkartenspielen. Wer stellt so etwas her? Da haben wir zunächst Wizards of the Coast. Die produzieren unter anderem Sammelkarten (Magic, Pokémon) und gehören zu Hasbro. Also ist die Hasbro-Aktie ein Kandidat für den Wundertüten-Index. Dann haben wir Konami aus Japan. Dort wurde Yu-Gi-Oh! erfunden. Also kommt die Aktie von Konami ebenfalls in den Wundertüten-Index.

Wer noch verschickt solche Boxen und gibt es Aktien dazu? Als nächstes fallen mir die Kochboxen von HelloFresh ein. HelloFresh ist ebenfalls eine börsennotierte Aktiengesellschaft – kommt also auch in den Wundertüten-Index.

So lassen sich bestimmt noch weitere Unternehmen finden, die direkte Anbieter solcher Wundertüten sind. Außerdem würde ich aber auch noch solche Firmen beachten, die zwar selbst keine Wundertüten oder -boxen anbieten, aber trotzdem nahezu unmittelbar von diesem Geschäft profitieren.

Da hätten wir zunächst Hersteller von Kartons für die Boxen und Verpackungsmaterial. Dazu fallen mir spontan zwei Unternehmen ein. Das erste ist Mayr-Melnhof Karton aus Österreich, das zweite Packaging Corp. of America.

Dann muss das Zeug verschickt werden, also gut für Logistik-Unternehmen. Beispiele: Deutsche Post, FedEx.

Eine Firma profitiert auf jeden Fall und das ist ebay. Denn dort werden ebenfalls Überraschungsboxen von einigen Händlern verkauft. Auch wenn die bestimmt oftmals nicht der Knüller sind, es fallen doch immer wieder Leute darauf herein.

Die Sache kann man dann noch weiterspinnen. Das ganze Zeug aus diesen Boxen muss ja irgendwo gelagert werden. Da das meiste davon wohl kaum zu gebrauchen aber zum Wegwerfen zu schade ist, wird es aufgehoben – zunächst im Keller, aber der ist irgendwann voll. Also kommen Anbieter von Lagerräumen ins Spiel. Da fällt mir spontan Public Storage ein.

Das sind nur ein paar Aktien, die mir ohne umfangreiche Recherche in den Sinn gekommen sind. Ich wette, wenn man global sucht, findet man noch etliche weitere, so dass es sich lohnen könnte, einen Index daraus zu bauen, um dann einen ETF darüber aufzulegen.

Ich warte jedoch nicht, bis Blackrock, Vanguard und Konsorten meine Idee aufgreifen. Wer weiß, vielleicht gibt es so etwas schon, nur unter einer anderen Bezeichnung.

Wundertüten-Aktien für mein Depot

Von den genannten Aktien habe ich bereits Hasbro, Packaging Corp. of America, Deutsche Post und ebay im Depot. Tatsächlich war ich auf die Idee, ebay zu kaufen, dadurch gekommen, dass ich zufällig solch ein Unboxing-Video einer auf ebay angebotenen Mystery-Box gesehen hatte.

Ich suche die Aktien, die ich kaufe, meistens so aus, dass ich eine inhaltliche Idee habe und mir dann die Kennzahlen (Gewinne, Dividenden usw.) ansehe. Dann vergleiche ich noch mit anderen, die etwas Ähnliches machen, sofern es so etwas gibt.

Jetzt, während ich diesen Artikel geschrieben habe, ist mir die japanische Firma bzw. Aktie Konami zum ersten Mal über den Weg gelaufen. Ich habe bei Wikipedia Weiteres darüber gelesen und dieses Investment inhaltlich als eine gute Ergänzung zu meinem Depot empfunden. Etwas Vergleichbares ist noch nicht darin enthalten.

Sie stellen nicht nur Yu-Gi-Oh!-Karten her. Die waren eigentlich nur ein Merchandising-Nebenprodukt. Angefangen haben sie mit Jukeboxen und Automaten, dann Videospiele usw. Sie produzieren auch Trickfilmserien.

Also habe ich nachgesehen, wie die Firma sonst so aufgestellt ist. Leider ist diese Aktie nicht im Aktienfinder von Torsten Tiedt enthalten. Das Tool ist immer meine erste Wahl, wenn ich mir einen Eindruck von den Fundamentaldaten eines Unternehmens verschaffen möchte. Die anderen oben genannten Aktien sind jedoch alle darin.

Mein Value Investing Scanner (Excel-Tool) lässt sich dafür auch nicht verwenden, da dieser vor allem auf ariva.de zugreift und dort sind die Kennzahlen zu dieser Aktie leider nicht gepflegt.

Bei finanzen.net finde ich aber die wichtigsten Daten über die letzten Jahre. Die sehen auf den ersten Blick ganz gut aus, aber die Dividendenrendite ist mir mit weniger als 1% zu niedrig. Ich glaube auch nicht daran, dass diese bereits sehr große Firma noch rasant wachsen kann.

So ist diese Aktie für mich ein Beispiel, dass ein gutes Unternehmen nicht automatisch ein gutes Investment sein muss. Also kaufe ich sie nicht.

Fazit

Ich werde die Wundertüten-Idee weiterverfolgen und nach weiteren dazu passenden Aktien suchen. Sollte ich keine finden, die mir gefallen, ist das nicht so schlimm, denn ich bin mit ebay usw. in dem Bereich bereits vertreten.

Disclaimer

Das hier ist wie immer keine Anlageberatung, sondern sind nur meine eigenen Ansichten. Wenn ich ganz ehrlich bin, finde ich es ganz schön doof, dass die Umwelt durch solchen Mist zusätzlich belastet wird. Ich persönlich kann dem nur so weit entgegenwirken, dass ich mir selbst keine solche Wundertüten-Boxen bestelle.

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Eine Antwort auf „Dauerbrenner „Wundertüte“ und wie sich an der Börse davon profitieren lässt“

Hallo Petra,
wenn die Aktie im Aktienfinder nicht enthalten ist, kann man auch mal bei Traderfox schauen.
Und noch dazu völlig kostenfrei.

https://aktie.traderfox.com/visualizations/JP3300200007/EI/konami-hldgs-corp

Ist vielleicht nicht soooo ausführlich – aber für einen ersten Eindruck oder
Vergleich reicht es alle Male.

Prima Beitrag, mich begeistert es immer wieder, wir analytisch Du an die Auswahl herangehst und das Ergebnis daraus. Mach weiter so!

Gruß, Bernd

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