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Rebalancing des ETF-Depots – so funktioniert’s (mit Video)

Das Investieren in ganze „Wertpapierkörbe“ in Form von ETFs ist sinnvoll und einfach umzusetzen. Fast immer beginnt es mit der Überlegung, in welche Art von ETFs investiert werden soll,  um einen geeigneten Rendite-Risiko-Mix zu erhalten, z. B. X Prozent in Aktien-, Y Prozent in Anleihen-ETFs usw. Dann werden die ETFs gekauft oder Sparpläne dafür eingerichtet, und dann? Dann taucht noch das Wort „Rebalancing“ auf. Das sollte man ab und zu machen.

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Was ist Rebalancing und warum machen wir das?

Durch Rebalancing stellt man eine bestimmte Gewichtung der einzelnen Positionen in einem Depot wieder her. Meistens ist das ein ETF-Depot.

Beim Anlegen eines Depots plant man, wie viel Prozent des Kapitals man in die einzelnen ETFs investieren möchte. Dadurch soll eine bestimmte Risikostreuung erreicht werden. Dazu gibt man passende Kauforder auf oder stellt Sparpläne entsprechend ein.

Die einzelnen ETFs entwickeln sich dann jedoch unterschiedlich. So werden die Abweichungen zur ursprünglichen Aufteilung im Laufe der Zeit immer größer.

Durch Rebalancing stellt man die anfangs definierte Risikostruktur wieder her. Es geht dabei nicht um Performancesteigerung.

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Wie lässt sich das Rebalancing durchführen?

Im Grunde genommen gibt es dazu zwei Möglichkeiten:

  1. Durch Umschichtung, indem man Anteile von zu großen Positionen verkauft und für den Erlös Anteile von zu kleinen Positionen nachkauft.
  2. Durch Hinzufügen neuen Kapitals, indem man durch Nachkaufen die gewünschte Aufteilung wieder herstellt.

Beide Varianten lassen sich auch kombinieren.

Natürlich ist dabei zu beachten, dass Gebühren bei zu kleinteiligen Verkäufen oder Käufen zu sehr ins Gewicht fallen oder Steuern anfallen können. Darauf gehe ich hier nicht ein, sondern nur auf die Grundprinzipien.

Ich werde zunächst drei Beispiele zeigen und anschließend wie man Excel zur Kalkulation des Rebalancing verwenden kann.

Beispiel 1

Beginnen wir mit dem einfachsten Beispiel. Wir haben ein Depot mit zwei Positionen im Gesamtwert von 10.000 EUR. A ist 6.000 und B ist 4.000 EUR wert. Wir möchten ein Rebalancing durch Umschichten, also mit Verkauf, vornehmen. Das Ziel ist es, dass am Ende in jeder Position 50% des Gesamtwertes stecken.

A: 6.000
B: 4.000
Gesamt: 10.000
Ziel: 50%-50%-Aufteilung

Das ist sehr einfach durch jeweils 5.000 EUR zu erreichen. Dazu müssen wir A-Anteile für 1.000 EUR verkaufen und B-Anteile für 1.000 EUR kaufen. Dann haben wir auf beiden Seiten unsere gewünschten 50%.

A: 6.000 – 1.000 = 5.000 (50%)
B: 4.000 + 1.000 = 5.000 (50%)
Gesamt: 10.000

Wie sieht das für das gleiche Beispiel in der zweiten Variante aus, also ohne Verkauf? Wir möchten, dass in Position A die 6.000 EUR bleiben und den gewünschten 50% entsprechen. Dazu müssen wir das Depot um 2.000 auf 12.000 EUR aufstocken. Wir erhöhen also Position B auf 6.000 EUR, indem wir Anteile für 2.000 EUR dazukaufen. So haben wir mit jeweils 6.000 EUR auf beiden Seiten die gewünschten 50%.

A: 6.000 (50%)
B: 4.000 + 2.000 = 6.000 (50%)
Gesamt: 10.000 + 2.000 = 12.000

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Beispiel 2

Wir bleiben bei zwei Positionen, möchten jedoch eine unterschiedliche Gewichtung von 70% und 30%.

In A stecken 7.000 EUR und in B 1.000. Der Gesamtwert beträgt also 8.000 EUR.

A: 7.000
B: 1.000
Gesamt: 8.000
Ziel: 70%-30%-Aufteilung

Nun brauchen wir nur die einzelnen Prozentzahlen auf den Gesamtwert zu berechnen. 70% von 8.000 EUR sind 5.600 EUR und 30% von 8.000 EUR sind 2.400 EUR. Wir berechnen jeweils die Differenz zum Wert der einzelnen Positionen und erhalten als Ergebnis, dass wir auf der einen Seite Anteile für 1.400 EUR verkaufen und auf der anderen Seite für den gleichen Betrag nachkaufen müssen. Dann haben wir ein Depot in der 70%-30%-Aufteilung.

A: 7.000 – 1.400 = 5.600 (70%)
B: 1.000 + 1.400 = 2.400 (30%)
Gesamt: 8.000

Auch hierzu wieder die zweite Variante. Wir möchten keine Anteile verkaufen.

Die 7.000 EUR sollen also in Wertpapier A investiert bleiben. Wie groß muss dann das gesamte Depot sein, damit diese 7.000 EUR 70% davon ausmachen?

Mal abgesehen davon, dass man es in diesem Beispiel leicht sieht, lässt sich so etwas ausrechnen, indem man durch die Prozentzahl teilt. 

7.000 : 70% = 7.000 : 0,7 = 10.000

Zu den 8.000 EUR Depotwert müssen wir also 2.000 EUR hinzufügen.

Dann brauchen wir Position A nicht zu ändern, es bleiben 7.000 EUR. 30% von 10.000 EUR sind 3.000 EUR. Wir kaufen also für 2.000 EUR B-Anteile dazu.

Auch so erreichen wir die 70%-30%-Aufteilung.

A: 7.000 (70%)
B: 1.000 + 2.000 = 3.000 (30%)
Gesamt: 8.000 + 2.000 = 10.000

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Beispiel 3

Das ist etwas komplizierter. Wir haben vier ETFs im Gesamtwert von 20.000 EUR, die sich wie folgt aufteilen.

A: 6.200
B: 5.700
C: 5.600
D: 2.500
Gesamt: 20.000
Ziel: 35%-25%-30%-10%-Aufteilung

Wir beginnen wieder mit der Umschichtungsvariante. Das funktioniert genauso wie mit nur zwei Positionen.

Wir rechnen zunächst die zu den Prozenten gehörenden Beträge aus. 35% von 20.000 EUR sind 7.000 EUR usw. Um die jeweils nötige Änderung auszurechnen, bilden wir auch hier wieder die Differenz Soll-Wert minus Ist-Wert. Das ergibt, dass wir A-Anteile für 800 EUR kaufen, B-Anteile für 700 EUR verkaufen, C-Anteile für 400 EUR kaufen und D-Anteile für 500 EUR verkaufen müssen. Die Summe dieser Änderungen ist 0, da kein Geld hinzugefügt oder entnommen wird.

A: 6.200 + 800 = 7.000 (35%)
B: 5.700 – 700 = 5.000 (25%)
C: 5.600 + 400 = 6.000 (30%)
D: 2.500 – 500 = 2.000 (10%)
Gesamt: 20.000

Das Ergebnis ist wieder ein Depot in der gewünschten Aufteilung (35%, 25%, 30%, 10%).

Auch dieses Beispiel betrachten wir in der zweiten Variante, in der keine Anteile verkauft werden sollen.

Wir erinnern uns, dass wir in der Variante 1 sowohl Anteile von B als auch von D verkauft haben. Das wollen wir hier nicht. Also möchten wir zunächst wissen, wie groß das gesamte Depot mindestens sein muss, so dass die 5.700 EUR in Position B höchsten 25% entsprechen und die 2.500 EUR in D-Anteilen höchstens 10% des Gesamtwertes ausmachen. .

Dazu rechnen wir für B:

5.700 : 25% = 5.700 : 0,25 = 22.800

Genauso für Position D:

2.500 : 10% = 2.500 : 0,10 = 25.000

Wir verwenden den größten Wert. Also benötigen wir weitere 5.000 EUR, um den Gesamtwert auf 25.000 EUR anzuheben.

Nun rechnen wir auf Basis des neuen Gesamtbetrags von 25.000 EUR aus, wie groß die einzelnen Positionen sein müssen.

35% von 25.000 EUR sind 8.750 EUR usw. Die nötigen Änderungen berechnen wir wie gehabt durch die jeweiligen Differenzen.

A: 6.200 + 2.550 = 8.750 (35%)
B: 5.700 + 550 = 6.250 (25%)
C: 5.600 1.900 = 7.500 (30%)
D: 2.500 (10%)
Gesamt: 20.000 + 5.000 = 25.000

Wir kaufen also weitere A-Anteile für 2.550 EUR, B-Anteile für 550 EUR und C-Anteile für 1.900 EUR. Position D hat bereits die richtige Größe, denn daraus wurde der neue Gesamtwert berechnet.

Wenn wir die Änderungsbeträge aufsummieren, kommen wir genau auf die 5.000 EUR, die zusätzlich investiert werden müssen.

Wir haben auch hier nun das Depot in der gewünschten Prozent-Aufteilung.

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Excel als Rebalancing-Hilfsmittel

Wenn man mehr als zwei ETFs im Depot hat, ist es sinnvoll, Excel zu Hilfe zu nehmen. Ich zeige hier, wie sich so etwas aufbauen lässt und wie man vorgehen kann, wenn man nichts verkaufen will, aber nicht gleich alle Nachkäufe bezahlen kann oder möchte.

In meinem Beispiel sind vier Positionen. Die Anzahl lässt sich durch Hinzufügen oder Löschen von Zeilen leicht anpassen. Die Zellen, die ich farbig dargestellt habe, sind zum Ausfüllen. Die anderen werden automatisch berechnet.

So sieht die Berechnung für Variante 1 (mit Verkauf) aus:

Excel Rebalancing durch Umschichten (mit Verkauf)

Die einzelnen Ist-Werte werden aufsummiert, um den Gesamtwert erhalten. Auf diesen werden die gewünschten Prozente für jedes Wertpapier berechnet, um zu wiessen, wie groß die Position sein sollte, danach die Differenz Soll-Wert minus Ist-Wert. Das ist die jeweils auszuführende Änderung. Positive Zahlen bedeuten Käufe, negative stehen für Verkäufe.

Die Berechnung für Variante 2 (ohne Verkäufe) lässt sich so umsetzen:

Rebalancing durch neues Kapital (ohne Verkauf)

Die unter „min. Depot“ stehende Zahl wird jeweils berechnet, indem man den Ist-Wert durch die Prozentangabe teilt. Diese Zahl gibt an, bei welcher Depotgröße der aktuelle Wert dieser Position genau die vorgegebene Prozentzahl hätte. Wenn das Depot auf das Maximum der Werte in dieser Spalte aufgestockt wird, lässt sich das ohne Verkäufe, also nur durch passende Verteilung des hinzukommenden Kapitals erreichen. Wie dieses neue Kapital zu verteilen ist, wird in den Spalten danach berechnet.

Wenn wir ohne Verkäufe rebalancen wollen, aber den dafür benötigten Betrag nicht auf einmal aufbringen können oder möchten, geht das auch durch mehrere Teilbeträge.

Oftmals wird ein Depot über einen Sparplan aufgebaut. Der wird am Anfang entsprechend der Prozentvorgaben auf die einzelnen ETFs aufgeteilt. Rebalancing ist durch Neuaufteilung der Sparplanrate möglich.

Im letzten Teil des Excel-Blattes wird berechnet, wie der neue Sparplan am besten verteilt werden sollte. Dazu wird zunächst zu den Änderungsbeträgen aus Variante 2 berechnet, wie viel Prozent diese bezogen auf das insgesamt neu hinzuzufügende Kapital ausmachen. Diese Prozentzahlen werden dann auf die Sparrate bzw. den (Teil-)Einzahlungsbetrag angewendet, um zu sehen, wie dieser am besten auf die einzelnen Positionen verteilt werden sollte.

Rebalancing mit Excel - Neuaufteilung der Sparplanbeträge

Das alles sollte man jedoch in seiner Genauigkeit nicht übertreiben. Es gibt z. B. Mindestvorgaben für Sparplanzahlungen und die Werte der einzelnen ETFs ändern sich ohnehin immer wieder.

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Allgemeines

Je größer das Depot wird, umso größer werden die Rebalancing-Beträge, es sei denn, man führt das Rebalancing in immer kürzeren Abständen aus. Aber auch das hat seine Grenzen.

Auch kann und wird sich die Risikotoleranz im Laufe der Zeit ändern. Eine anfänglich festgesetzte Gewichtung der Wertpapiere im Depot muss nicht für alle Zeiten bestehen bleiben.

Ob überhaupt Rebalancing betrieben werden soll und mit welcher Genauigkeit, muss jeder selbst entscheiden.

Ich habe Rebalancing hier anhand von stark vereinfachten Praxisbeispielen erklärt.

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Die Excel-Datei?

Die Excel-Datei kannst du hier herunterladen:

Rebalancing Berechnungsblatt

7 Antworten auf „Rebalancing des ETF-Depots – so funktioniert’s (mit Video)“

Hallo Petra.
Vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
Durch leichte Modifizierung kann ich nun meine Entnahmen proportional zur Gewichtung entnehmen .
Ohne deinen Block währe ich da nie draufgekommen.

Gruß
Ralf

Hallo,
zuerst einmal vielen Dank für die Erklärungen, simpel gut verständlich.
Ich habe eine zusätzliche Frage: Angenommen ich habe einen monatlichen Sparplan in oben stehender Höhe von 500.
Diese 500 möchte ich gerne so einsetzen, dass die Differenzen in der Spalte H „Änderung“ möglichst schnell minimieren, immer angefangen bei der Position wo der Betrag von „Änderung“ am größten ist.
Beispiel:
In Monat 1 sollen 500 auf ETF A gehen und die Änderung verringert sich auf 2.050.
In Monat 2 sollen 150 auf ETF A gehen, so dass sich die Änderung auf 1.900 verringert. Der Rest in Höhe von 350 soll dann gleichmäßig auf ETF A und ETF C verteilt werden, da diese beiden nun den größten Betrag in der Spalte „Änderung“ darstellen. 1.900 verringert sich dann um 175 auf 1.825.
In Monat 3 sollen dann je 250 auf ETF A und ETF C gehen –> 1.575
In Monat 4 sollen dann je 250 auf ETF A und ETF C gehen –> 1.225
In Monat 5 sollen dann je 250 auf ETF A und ETF C gehen –> 975
In Monat 6 sollen dann je 250 auf ETF A und ETF C gehen –> 725
In Monat 7 sollen dann je 175 auf ETF A und ETF C gehen –> 550 und der Rest von 150 soll dann gleichmäßig auf ETF A, ETF B und ETF C verteilt werden –> 500
In Monat 8 soll dann auf ETF A, ETF B und ETF C gleichmäßig verteilt werden bis bei allen „Änderung“ = 0 Erreicht ist und ab dann gleichmäßig auf alle ETF A-D

Ich habe da schon recht viel rumprobiert, allerdings ohne Erfolg.

Vielen Dank schon mal im Voraus 🙂

Hallo Pho,
in deinem detailliert ausgeführten Beispiel (meinen Respekt für deine Sorgfalt!) hast du eins nicht bedacht: Die Preise der Anteile ändern sich ständig. Wer in ETFs investiert, geht schließlich davon aus, dass diese im Wert langfrisitg steigen. Du kannst das also nicht so für mehrere Monate durchkalkulieren, das wird so nicht eintreffen.
Meine Berechnung ist dafür gedacht, eine Richtlinie zu geben, wie die Sparpläne für die nächste Zeit (z. B. ein Jahr) angepasst werden können, um das Ganze wieder in Richtung der ursprünglichen Gewichtung zu bekommen. Danach ist wieder zu schauen, wie das neue Rebalancing aussehen soll. Natürlich kannst du auch jeden Monat deinen Sparplan anders aufteilen, wie du es in deinem Beispiel geschrieben hast. Aber wer wird das machen? Das ist zu viel Arbeit. Durch Sparpläne (passives Investieren) möchte man diese Arbeit eigentlich vermeiden. Ein genaues Ergebnis wirst du ohnehin nicht bekommen. Es geht ja auch nur darum, dass das Depot sich in seiner Aufteilung nicht zu weit von den Vorgaben entfernt. Wenn die Abweichungen zu groß werden, ist es vielleicht doch sinnvoll, auch mal eine Umschichtung durch Verkauf und Neukauf vorzunehmen, idealerweise unter Ausnutzung des Steuerfreibetrages. Ich finde, man sollte es mit dem Rebalancing auch nicht übertreiben.
Viele Grüße
Petra

Warum machst Du das Rebalancing nicht einfach durch durch Anpassung des Sparplans?
Ich würde das Rebalancing auch nicht zur völligen Gleichgewichtung durchführen, sondern zu Gunsten der Performance nur die Differenz halbieren.

Das habe ich doch auch in meinem Artikel beschrieben. Das musst Du wohl überlesen haben. Überhaupt ging es mir hier darum, ein paar verschiedene Möglichkeiten und ein paar Beispiele zu zeigen. Für die Auswahl der Methode und die Umsetzung und auch die Genauigkeit der Umsetzung ist jeder selbst verantwortlich.

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