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So reicht die Rente doch! Zusätzliche Altersvorsorge auch mit kleinem Einkommen (mit Video)

Dass unser Rentensystem an allen Enden knirscht und kracht, ist kein Geheimnis. Es ist in Ordnung, darauf aufmerksam zu machen, wie es ab und zu in Reportagen über fleißige Menschen mit bescheidenem Einkommen und noch bescheideneren Rentenaussichten getan wird. Ja, es ist ein Problem. Aber Probleme sind dazu da, um gelöst zu werden.

Das Video

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Die genannten ETFs und Direktbanken:

iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) – WKN: A0RPWH
Xtrackers MSCI World Index UCITS ETF 1C – WKN: A1XB5U

comdirect Depot Anleger *
Consorsbank Sparplan *


Hier alles noch einmal in gedruckter Form:

Sie sind Menschen, die tagtäglich wichtige Arbeit verrichten. Oft sind sie Hauptpersonen in Reportagen über unser Rentensystem. Sie werden durch ihren Alltag begleitet. Es wird gegenübergestellt, was sie momentan netto im Monat verdienen und welche staatliche Rente sie später zu erwarten haben. Der Grundton dieser Reportagen ist immer der gleiche: Die Rente wird zu niedrig sein, um davon würdevoll leben zu können. Das Einkommen ist zu niedrig, um davon noch eine sinnvolle zusätzliche Altersvorsorge zu betreiben.

Manchmal wird dann noch versucht, eine Stellungnahme von einem Politiker zu erhalten oder es kommt ein Experte zu Wort – mit Vorschlägen, wie das System verbessert werden könnte. „Da muss die Politik etwas tun“, heißt meistens das Fazit. Mal ehrlich: Werden die Politiker dieses Problem lösen? Sicher nicht.

Die gute Nachricht ist: Für viele dieser „Fälle“ gibt es relativ einfache Lösungen. Ich möchte das anhand eines Fallbeispiels zeigen. Ich werde dazu ein paar Berechnungen – oder besser gesagt Schätzungen – anstellen.

Fallbeispiel

In einer dieser Reportagen wurde Mandy vorgestellt, 33 Jahre, alleinerziehend mit siebenjährigem Sohn Jamie. Die junge Frau arbeitet als Ergotherapeutin und liebt ihren Job. Im Film wurde sie durch ihren Alltag begleitet. Sie äußerte, dass sie Angst hätte, dass später ihr Sohn für sie aufkommen müsse.

Ihr Nettoeinkommen: 1.300 EUR im Monat.

Ihre voraussichtliche Rente ab 2052: 955 EUR staatliche Rente plus 99 EUR Betriebsrente.

Dass das nicht reichen wird, ist offensichtlich.

Sie verbraucht immer alles Geld, das ihr zur Verfügung steht. Sie verzichtet auf den Friseurbesuch, wenn ihr Sohn neue Fußballschuhe braucht. Sie weiß nicht, wie sie noch zusätzlich für eine ausreichende Altersvorsorge aufkommen soll.

Aufgabe

Die Aufgabe ist also folgende: Mandy braucht später zusätzliche Bezüge. Sie soll ihren Job, der ihr Spaß macht, nicht zugunsten eines besser bezahlten, aber ungeliebten, aufgeben müssen. Ihren momentanen Lebensstandard soll sie halten können. Wie geht das?

Orientierung: Geld-Meinung

Wahrscheinlich lautet Mandys momentane Geld-Meinung: „Sparen könnte ich nur, wenn ich mehr verdienen würde.“ Das Thema Geldanlage und Börse verbindet sie bestimmt wie die meisten in unserem Land mit hohem Risiko. Oder sie glaubt, dass man dafür sehr viel Geld und Ahnung haben muss.

Wie würde ich gemeinsam mit Mandy vorgehen, um eine Lösung für sie zu finden? Das Beste ist wohl, zunächst dafür zu sorgen, dass sie Zutrauen zu der Idee fasst, dass es überhaupt eine Lösung gibt.

Anfang

Darum würde ich Mandy als erstes bitten sich vorzustellen, dass sie ab jetzt monatlich 25 EUR weniger zur Verfügung hätte. Wäre das ein Rieseneinschnitt in ihre Lebensqualität? Sicher nicht. Sie würde nicht automatisch jeden Monat um genau diese 25 EUR ins Minus rutschen, sondern nach wie vor bei Plusminus Null landen. Sie würde irgendwelche kleinen Ausgaben reduzieren können, was nicht einmal auffallen würde. Es geht schließlich um weniger als einen Euro pro Tag.

Ich würde Mandy vorschlagen, diese 25 EUR Abzug auszuprobieren, und zwar als monatliche Sparrate – völlig risikolos. Sie soll dazu ein Tagesgeldkonto eröffnen und monatlich gleich nach Gehalteingang 25 EUR auf dieses neue Konto umbuchen, z.B. per Dauerauftrag. Das soll noch vor allen anderen Zahlungen ausgeführt werden, so als wären diese 25 EUR nie dagewesen. Ich würde ihr vorschlagen, das als Challenge für sechs Monate anzusehen.

Dann wird sie sich daran gewöhnt haben. Sie und ihr Sohn sind sicher nicht verhungert und haben gegenüber sonst bestimmt nichts vermisst. Dafür sind nun 150 EUR extra vorhanden. Außerdem hat Mandy sicher feststellen können, dass das monatliche Sparen von 25 EUR einfach war. Eigentlich könnte sie die Sparrate locker verdoppeln, also immer 50 EUR beiseiteschaffen. Das sind bezogen auf ihr Nettoeinkommen von 1.300 EUR lediglich 3,8%.

Es ist meistens so, dass jemand, der bisher monatlich eine bestimmte Summe X zur Verfügung hatte, die er immer genau verbraucht hat, mit 90% davon genauso gut klarkommen würde. Es genügt also, 10% gleich am Anfang beiseitezuschaffen. Mandys 50 EUR sind nur 3,8% ihres Einkommens und damit sehr niedrig angesetzt.

Wenn sie immer noch Zweifel hat, kann sie das Beiseiteschaffen von 50 EUR gleich nach Geldeingang auch noch ein paar Mal üben. Für ihre spätere Rente bringt das zwar nichts, trotzdem ist sie einen Schritt weiter, denn sie hat gelernt, doch etwas Geld zu sparen, was sie vorher nicht für möglich gehalten hätte.

Dann können wir uns gemeinsam an den nächsten Schritt machen, zusätzliche Altersvorsorgemöglichkeiten in konkreten Zahlen anzuschauen.

Riester-Rente

Beginnen wir mit der Riester-Rente, denn die ist schließlich dafür vorgesehen, Defizite der staatlichen Rente auszugleichen. Da Mandy nicht so viel verdient und ein kleines Kind hat, kann sie hier mit relativ wenig eigenem Geldeinsatz einiges an staatlicher Förderung bekommen. Zunächst die für sie interessanten Fakten:

Eigene Einzahlungen und staatliche Förderung

Jeder, der gesetzlich rentenversichert ist, kann die Riester-Rente in Anspruch nehmen.

Die Förderungsbeträge sind aktuell 175 EUR jährlich plus Förderbetrag pro Kind. Dabei gibt es für jedes vor 2008 geborene Kind 185 EUR, für jedes später geborene 300 EUR jährliche Zulage.

Wenn man die vollen Zulagen erhalten möchte, müssen mindestens 4% vom Bruttoeinkommen in einen Riester-Vertrag eingezahlt werden. Allerdings zahlt man selbst nur 4% vom Brutto minus Zulagen.

Mandys Sohn ist nach 2008 geboren, also würde sie die 300 EUR plus Grundbetrag von 175 EUR, also insgesamt 475 EUR jährlich als Förderung bekommen. Bei 1.300 EUR monatlichem Nettoeinkommen beträgt ihr jährliches Bruttoeinkommen etwa 22.000 EUR. 4% davon sind 880 EUR. Diese müssten jährlich in einen Riester-Vertrag fließen. Davon würde der Staat jedoch 475 EUR übernehmen. Sie selbst müsste also 880 EUR – 475 EUR = 405 EUR jährlich einzahlen. Das sind 405 EUR : 12 = 33,75 EUR pro Monat.

Die Riester-Rente kann auch noch zum Sparen von Steuern eingesetzt werden, indem man mehr einzahlt. Aber das spielt vor allem für sehr gut verdienende Arbeitnehmer eine Rolle. Deshalb bleibe ich für Mandys Beispiel bei 33,75 EUR im Monat. Dieser monatliche Betrag liegt innerhalb ihrer Möglichkeiten, wie wir im ersten Schritt gemeinsam festgestellt haben.

Was kann herauskommen?

Was kann durch einen Riester-Vertrag als Zusatzrente herauskommen? Auf der Seite https://riester-rente.net gibt es einen Riester-Rechner, mit dem man Angebote vergleichen kann. Hinter der Webseite steckt eine Firma, die ihr Geld mit der Vermittlung solcher Verträge verdient. Also ist dieser Rechner möglicherweise nicht ganz unparteiisch. Aber für unsere Zwecke genügt er.

Unter dem Menüpunkt „Rechner“ kann man die Eckdaten eingeben. Ich gebe als Geburtstag für Mandy einen Tag des Jahres 1985 ein, als Vorjahreseinkommen 22.000 EUR und als gewünschte Berechnung Minimalförderung, also gerade so viel, um die volle Zulage zu bekommen. Die Anzahl Kinder ist 1. Davon ist keins vor 2008 geboren.

Riester-Rechner

Nach dem Klick auf „Jetzt Tarife vergleichen“ erscheint eine Liste mit passenden Angeboten. Als jeweiliger Monatsbeitrag sind die 33,75 EUR angegeben, die Mandy selbst einzahlen müsste. In den letzten beiden Spalten steht, was später als monatliche Rentenzahlung herauskommt. Die eine Zahl ist garantiert, die andere lediglich möglich. Da die Wahrscheinlichkeit, dass der als möglich angegebene Betrag wirklich erzielt wird, schlecht einzuschätzen ist, würde ich mich zunächst auf den garantierten Betrag konzentrieren.

In dieser Liste sind das bestenfalls 67 EUR. Mandy würde also für ihre monatlichen Einzahlungen von 33,75 EUR später monatliche Auszahlungen von 67 EUR bekommen. Es könnte aber auch mehr sein.

Riester-Rechner-Ergebnis

Wo finden wir in dieser Rechnung die staatlichen Zulagen von jährlich 475 EUR? Nirgends. Die werden aber zusätzlich in den Riester-Vertrag eingezahlt. Also ist der monatliche Beitrag, der in dieses Produkt eingezahlt wird, in Wirklichkeit nicht 33,75 EUR, sondern 880 EUR : 12 = 73,33 EUR. Davon kommen dann später monatlich die 67 EUR Garantiebetrag oder mit viel Glück ein höherer Betrag heraus. Für unsere Betrachtung ist jedoch wichtig, was Mandy selbst einzahlt und dafür herausbekommt. Darum verwenden wir im weiteren Vergleich einfach die Feststellung, dass aus 33,75 EUR monatlicher Einzahlung nach etwa 33 Jahren 67 EUR monatliche Auszahlung werden.

Verzinsung

Was aus Mandys Sicht interessant ist, ist eine Antwort auf die Frage: Wie hoch (mit wie viel Prozent) müsste sie selbst die Beiträge, die sie aus eigener Tasche einzahlt, verzinsen, um auf das gleiche Ergebnis zu kommen?

Um das recht schnell herauszufinden, gibt es eine sehr gute Webseite voller Zinsberechnungstools, und zwar https://zinsen-berechnen.de

Hier finden wir unter dem Menüpunkt „Vorsorge“ den Eintrag „Vorsorgerechner“. Dieser eignet sich recht gut für unsere Zwecke.

Wir geben nun passende Daten ein. Anfangskapital hat Mandy nicht, also 0 EUR. Sparrate sind 33,75 EUR monatlich. Eine Dynamik der Sparrate bedeutet, dass diese jedes Jahr automatisch um einen bestimmten Prozentsatz angehoben werden soll. Das ist nicht vorgesehen, bleibt also auf 0. Die Ansparzeit beträgt bei Mandy etwa 33 Jahre. Eine Wartezeit zwischen Anspar- und Auszahlungsphase wird es nicht geben, bleibt also auf 0. Die Entnahmerate wird berechnet. Wie wollen ausprobieren, bei welchem Zinssatz hier 67 EUR herauskommen.

Die Einstellung zur Rentendauer lassen wir auf „begrenzte Rentendauer“. Als Rentendauer geben wir ebenfalls 33 Jahre ein. Dann wäre Mandy etwa 100 Jahre alt. Ein Restkapital bleibt bei der Riester-Rente nicht. Also lassen wir diese Angabe auf 0 EUR.

Mit der nächsten Zahl, dem Zinssatz, werden wir nun herumprobieren. Wir möchten wissen, wie hoch dieser sein muss, um etwa 67 EUR als Entnahmerate herauszubekommen. Der Einfachheit halber verwenden wir sowohl für Anspar- als auch Auszahlungsphase den gleichen Zinssatz.

Lassen wir den voreingestellten Zinssatz von 3% stehen und klicken auf „Berechnen“. Dann kommen als Entnahmerate 89,52 EUR heraus. Wir müssen den Zinssatz also senken, um auf die 67 EUR zu kommen. Der gesuchte Zinssatz liegt bei 2,1%.

Berechnung Zinssatz

Darunter wird eine Zusammenfassung gezeigt, aus der wir ersehen können, welcher Betrag insgesamt eingezahlt wurde, was durch die Zinsen zusammengekommen ist usw. Das ist aber im Falle eines Riester-Vertrages rein theoretisch, denn an dieses Geld würde Mandy nicht herankommen.

Zusammenfassung

Der Fairness halber möchte ich noch erwähnen, welcher Zinssatz zugrunde gelegt werden müsste, um beim gleichen Riester-Vertrag auf die möglichen monatlichen Auszahlungen von 143 EUR zu kommen. Dafür wäre ein Zinssatz zwischen 4,4 und 4,5% nötig.

Das Problem dieser Riester-Verträge besteht darin, dass gesetzlich vorgeschrieben ist, dass ein bestimmter Betrag garantiert werden muss. Dabei darf zwischenzeitlich kein Geld verloren werden. Das ist zwar gut gemeint, geht jedoch zu Lasten der Rendite. Der höhere (mögliche) Auszahlungsbetrag, also für unser Beispiel 143 EUR anstelle der garantierten 67 EUR ist dabei oftmals sehr optimistisch angegeben.

Momentan gibt es keine vorteilhafteren Riester-Verträge, weil das Zinsniveau insgesamt sehr niedrig ist. Bei bestehenden Verträgen kann die Rechnung viel besser aussehen. Deshalb sollte man einen älteren Vertrag möglichst nicht kündigen. Das spielt aber in Mandys Fall keine Rolle.

Wertpapier-Sparplan

Was kann herauskommen?

Schauen wir uns stattdessen eine andere Möglichkeit an. Was kann dabei herauskommen, wenn Mandy das Geld anstatt es in einen Riester-Vertrag zu stecken, durch einen geeigneten Wertpapier-Sparplan selbst anlegt?

Das geht inzwischen sehr einfach über einen ETF-Sparplan ab 25 EUR monatlich. Zuerst möchte ich dazu passende Zahlen in den Zinsrechner eingeben. Ich bleibe zunächst bei einem monatlichen Einzahlungsbetrag von 33,75 EUR, um das Ganze mit dem Riester-Beispiel vergleichbar zu halten. Ich verwende jedoch separate Zinssätze für die Anspar- und die Auszahlungsphase, und zwar 7% beim Ansparen, 2% für die Auszahlungsphase.

Als monatlicher Entnahmebetrag kommen dabei stolze 171,81 EUR heraus. Dazu habe ich im Rechner „separate Zinssätze“ angeklickt und wie geplant 7% für die Ansparphase sowie 2% für die Entnahmephase eingegeben.

Vorher hatten wir festgestellt, dass Mandy sogar 50 EUR monatlich in ihre künftige Altersvorsorge stecken könnte. Setzen wir diese 50 EUR anstelle der monatlichen 33,75 EUR in den Rechner ein, kommen wir auf einen monatlichen Entnahmebetrag von 254,54 EUR. Das ist durchaus als zusätzliche Altersvorsorge zu gebrauchen.

Unter dieser Kalkulation können wir wieder eine Zusammenfassung sehen. Zu beachten ist darin die Höhe des möglichen Guthabens zur Entnahmezeit, immerhin über 74.000 EUR. Mandy ist bei der Entnahme nicht an die vorher kalkulierten monatlichen 254 EUR gebunden. Sie kann das gestalten, wie sie möchte, solange das Geld reicht. Das Kapital gehört ihr und sollte sie es zu Lebzeiten nicht verbrauchen, bekommt es ihr Sohn. Bei der Riester-Rente hat sie diese Möglichkeit nicht.

Zusammenfassung Verzinsung Wertpapier-Sparplan

Globaler ETF-Sparplan

Die genannten Renditen lassen sich erwirtschaften, wenn man über einen langen Zeitraum – was 33 Jahre zweifellos sind – in die größten und wichtigsten globalen Unternehmen investiert. Das funktioniert über einen ETF-Sparplan. ETF steht für Exchange Traded Funds, übersetzt: börsengehandelter Fonds. Jeder ETF basiert auf einem Börsenindex. In jedem Index ist eine Auswahl bestimmter Wertpapiere enthalten. Für Mandys zusätzliche Altersvorsorge bietet sich ein ETF auf den MSCI World an. Der MSCI World ist ein Aktienindex, in dem Aktien von über 1.600 großen Unternehmen der wichtigsten Industrieländer der Welt enthalten sind.

Da Aktien im Preis schwanken, schwanken die Preise für ETF-Anteile ebenfalls. Die Besonderheit eines Sparplans besteht darin, dass jeden Monat Anteile für den festgelegten Betrag – die Sparrate – gekauft werden. Sind die Fondanteile gerade teurer, werden weniger gekauft, sind die günstiger, werden mehr gekauft. Auch Bruchteile sind dabei möglich.

Rendite und Risiko

Mit einem ETF-Sparplan auf den MSCI World lässt sich im Schnitt eine jährliche Rendite von 7% erzielen. Deshalb hatte ich mit einem Zinssatz von 7% in der Ansparphase kalkuliert. In Niedrigzinszeiten, wie wir sie gerade erleben, klingen 7% Rendite einfach traumhaft.

Wo ist der Haken? Im Wertverlauf. Es gibt nicht jedes Jahr verlässlich diese 7%. Es werden sogar Jahre dabei sein, in denen es nur abwärts geht, aber auf den langen Zeitraum gesehen wird sich das Kapital unterm Strich höchstwahrscheinlich so vermehren, als hätte es jedes Jahr hintereinander eben diese 7% gegeben.

MSCI World Wertverlauf

Um solch ein Ergebnis zu erzielen, muss man durchhalten, bei Wertschwankungen nach unten nicht panisch und bei Aufwärtsbewegungen nicht euphorisch werden. Das klingt einfacher als es ist. Ein ETF-Sparplan hilft jedoch dabei, sich allmählich an die Schwankungen zu gewöhnen, weil man mit einem sehr kleinen Kapital beginnt und regelrecht „hineinwächst“.

ETF-Auswahl und Umsetzung

Wie kann Mandy nun solch einen ETF-Sparplan einrichten? Zuerst muss sie sich für einen konkreten ETF entscheiden, denn es gibt eine Fülle von ETFs auf den MSCI World. Sie basieren zwar alle auf demselben Index, weisen jedoch Unterschiede auf.

Der ETF sollte möglichst groß und alt sein. Es sollten darin bereits mindestens 500 Millionen investiert sein und das seit 5 Jahren oder länger.

Die Aktien des Index sollten wirklich gekauft werden oder zumindest zum Großteil. Solch ein ETF wird mit vollständig replizierend bzw. optimiert bezeichnet. Das Gegenstück dazu ist swap-basiert. Bei solchen ETFs kann die Performance durch andere Wertpapiere (Derivate) erreicht werden. Das ist meiner Meinung nach riskanter.

Um möglichst keinen Aufwand zu haben, sollte der ETF thesaurierend sein. Das heißt, die Dividendenzahlungen werden automatisch innerhalb des Fonds reinvestiert. Das Gegenstück dazu ist ausschüttend. In dem Fall würde man ein oder mehrmals im Jahr Zahlungen (Ausschüttungen) dafür erhalten.

Natürlich sollte der ETF sparplanfähig und kostengünstig sein.

Hier sind zwei Beispiele für geeignete ETFs. Ich gebe jeweils die Wertpapierkenn-Nummer (WKN) dazu an. Darüber lässt sich der ETF eindeutig auffinden. Es handelt sich um

  • iShares Core MSCI World UCITS ETF USD (Acc) – WKN: A0RPWH
  • Xtrackers MSCI World Index UCITS ETF 1C – WKN: A1XB5U

Für beide ETFs lassen sich derzeit sowohl bei der comdirect bank als auch bei der Consorsbank Sparpläne anlegen.

comdirect Depot Anleger *

Consorsbank Sparplan *

Um einen ETF-Sparplan einzurichten, benötigt Mandy dafür ein solches Depot und eine Entscheidung, welchen ETF sie besparen möchte. Das Einrichten des Sparplans ist so einfach wie einen Überweisungs- oder Dauerauftrag zu erteilen.

Jeden Monat, immer zu einem festen Termin, werden die Anteile automatisch gekauft und landen in ihrem Wertpapier-Depot. Mandy kann den Sparplan jederzeit ändern, z.B. den monatlichen Betrag anpassen und auch mal für einen oder mehrere Monate pausieren. Sie kann ihn auch ganz beenden.

Die ETF-Anteile, die sie über den Sparplan gekauft hat, verbleiben in ihrem Depot. Sie kann darüber jederzeit verfügen, wie sie möchte. Auch verkaufen, wenn sie es sich anders überlegen sollte.

Einerseits ist sie dadurch äußerst flexibel wie mit keinem anderen Altersvorsorgeprodukt, andererseits nutzt solch ein Sparplan langfristig nur etwas, wenn man ihn wirklich kontinuierlich durchhält.

Vorsichtiger in der Entnahmephase

Noch ein paar Worte zu den 2%, die ich als Rendite für die Entnahmephase angesetzt hatte. Während es in der Ansparphase insgesamt egal ist, in welcher Reihenfolge Aufwärts- und Abwärtsbewegungen an der Börse auftreten, spielt es in der Entnahmephase eine Rolle. Beginnt die Entnahmephase z.B. mit starken Abwärtsbewegungen und man entnimmt zu viel Kapital, indem man ETF-Anteile billig verkauft, besteht die Gefahr, dass die restlichen Anteile sich nicht wieder ausreichend erholen. So kann es passieren, dass dieser zusätzliche Altersvorsorgetopf zu schnell leer ist. Dem kann man entgegenwirken, indem man z.B. vom MSCI World ETF in eine andere Geldanlage umschichtet, die zwar weniger Rendite bringt, dafür aber weniger Risiko birgt. Für die Entnahmephase bieten sich ausschüttende ETFs an. Welche Geldanlage das dann genau sein wird, lässt sich am besten entscheiden, wenn es soweit ist.

Fazit

Die hier gezeigten Kalkulationen zu Riester-Rente und ETF-Sparplan sind nur vereinfachte Beispiele. Natürlich behandeln sie das Thema „zusätzliche Altervorsorge mit kleineren Beträgen“ nicht erschöpfend. Aber es sind zwei Lösungen. Denkbar ist auch beides gleichzeitig, je nach Gegebenheiten.

Auch ist Mandys finanzielle Situation nicht für die nächsten 33 Jahre unverändert festgeschrieben. Vielleicht wird sich ihr Einkommen doch allmählich erhöhen, so dass sie in der Lage sein wird, nach und nach etwas mehr in ihre private Altersvorsorge zu stecken.

Alles was man in solchen langfristigen Betrachtungen kalkuliert, ist ohnehin nicht in Stein gemeißelt. Niemand kann voraussehen, welche Änderungen von Gesetzen oder Steuerregelungen noch auf uns zu kommen. So haben sich die Eckdaten der Riesterrente seit deren Einführung schon mehrmals geändert. Auch kann niemand vorausahnen, wie sich die Aktienmärkte über die einzelnen Jahre entwickeln werden.

Aber anstelle eines Fazits „Die Rente wird nicht reichen“ habe ich Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie doch reichen kann:

Geschickt sparen, ohne zu entbehren, langfristig investieren, später kassieren.

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8 Antworten auf „So reicht die Rente doch! Zusätzliche Altersvorsorge auch mit kleinem Einkommen (mit Video)“

Müll!
Wie bei den allermeisten schlauen Ratschlägen zur Altersvorsorge, kann sich der Verfasser dieses Artikels schlicht nicht vorstellen das 25 Euro nicht entbehrlich sein können.
Dann an dieser Stelle ein herzliches willkommen in der Realität, in der schon 10 Euro zu Monatsbeginn in einem Haushaltsplan verplant sind der NICHTS aber auch gar Nichts unnötiges zum Leben notwendiges vor sieht. Jede unerwartete Ausgabe, zum Bsp. kaputte Schuhe bringt das ganze Gefüge auf Monate aus dem Plan. Einem Plan der ohnehin vom Soll in Richtung Null rechnet und nicht wie Sie vielleicht vermuten vom Haben in Richtung Null.
Ja es gibt Menschen und davon wohl sehr viele die keine 25 Euro und schon gar nicht 50 Euro einfach mal so zurücklegen können. Nein nicht mal 10 Euro sind möglich. Da mögen Sie ungläubig den Kopf schütteln, aber das ist die Realität für viele im eigenen Land.

Ich schüttle da keineswegs ungläubg den Kopf. Ich möchte Menschen, die in solchen Situationen sind, mit meinem Beitrag keineswegs vor den Kopf stoßen. Ich kann das nachvollziehen und will da auch niemanden verurteilen.
Es ist einfach nur eine Idee, wie es funktionieren kann, nicht wie es zwangsläufig funktionieren muss. Die Sache mit dem Geldsparen am Anfang habe ich vor vielen Jahren selbst ausprobiert, nachdem ich – ebenfalls sehr ungläubig – davon gelesen hatte.
Mir ist klar, dass das was ich hier darstelle, keine Lösung für jeden ist, aber möglicherweise für manchen einen leichteren Zugang zu einer Lösung bietet.
Ich habe auch volles Verständnis dafür, wenn jemand meinen Artikel zum Anlass nimmt, um seinem Unbehagen über seine prekäre Situation Luft zu machen. Menschlich kann ich das vollkommen nachvollziehen. Dann war das wenigstens dazu gut.
Von Herzen alles Gute!

Einen ETF zu wählen ist sicherlich nicht verkehrt, jedoch läuft der hier beworbene erst seit 10 Jahren und somit ist eine verlässliche Aussage über eine Rendite schwierig. 7%in den letzten 5 Jahren hat so ziemlich alles erreicht, da die Wirtschaft boomte.
Was mir leider auch fehlt ist die steuerliche Behandlung. In Ihrem Beispiel erwirtschaftet Mandy 74.000€, 19.800€ waren Eigenbeiträge somit haben wir einen Ertragsanteil von 54.200€ davon müssen Stand heute mit 67 Jahren 17% Kapitalerträge abgehen. Also 9.214€ weniger als hier beschrieben. Eine für Mandy nicht unerhebliche Summe.
Da Sie aber auch die steuerliche Behandlung des Riestervetrags ignoriert haben (welche noch schlimmer ist) macht das nichts, gehört aber zu einer fundierten Beratung dazu, gerade wenn man Provision für seine links bekommt.
Trotzdem danke für den gut lesbaren Artikel

Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Die Argumente kann ich nachvollziehen. Aber: Es stimmt zwar, dass der ETF als Finanzinstrument sich erst seit etwa zehn Jahren hier etabliert hat, aber den Index gibt es schon sehr lange.
Und ja, ich hätte natürlich noch zusätzlich etwas zum Steueraspekt hinzufügen können, aber es ist mit solchen Darstellungen immer eine Gratwanderung zwischen Einfachheit und Genauigkeit. Genauigkeit kann durch so etwas ohnehin nicht erreicht werden. Ich selbst kann mich rückwirkend an etliche steuerliche Änderungen erinnern, und ich denke, dass es auch in Zukunft Änderungen geben wird. Auch werden die Zahlen aus den Beispielrechnungen so kaum eintreten, deshalb nenne ich sie lieber Schätzungen.
Zum Thema „fundierte Beratung und Provisionslinks“: Erstens erhebe ich hier nicht den Anspruch, eine fundierte Beratung zu allen Aspekten des Themas zu leisten. Trotzdem denke ich, dass meine Infos für den einen oder anderen recht hilfreich sind. Also ist es auch völlig OK, wenn ich mir im Gegenzug für die viele Mühe und auch Kosten mal den einen oder anderen Provisionslink gönne. Es ist ja niemand gezwungen, diesen zu verwenden und ich mache das immer transparent.

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