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Warum ich nicht in P2P-Kredite investiere

In den letzten Jahren sind sie wie Pilze aus dem Boden geschossen: P2P-Plattformen. Darüber werden Kredite von Privatleute an Privatleute vermittelt – daher die Bezeichnung P2P. So kann man anderen Menschen Geld leihen und bekommt dafür schöne Zinsen und sein Geld nach und nach zurück – wenn alles glattläuft.

Dazwischen sitzt eben jener Plattform-Betreiber, der mit Kreditanbahnern bzw. Banken zusammenarbeitet. Die meisten P2P-Plattformen haben ihr Domizil im Baltikum: Mintos, Twino, Bondora und wie sie alle heißen.

Boom im Baltikum

Momentan boomt das Ganze. Die Zinsen sind verglichen mit dem „üblichen“ Zinsniveau geradezu schwindelerregend hoch, oft zweistellig. Gib einfach mal bei Youtube P2P ein, dann findest du eine Menge Videos mit meist positiven Erfahrungsberichten.

In Deutschland gibt es Auxmoney, aber die können nicht mit den Balten mithalten. Liegt es vielleicht daran, dass im Baltikum noch ein wenig „rechtsfreierer Raum“ ist als hier, oder Nachholbedarf, oder die haben’s eben besser drauf? Egal, darum geht es mir hier nicht.

Was für Kredite sind das überhaupt? Da kommt Siggi Sorglos daher, Bonität Null, den Dispo stets am Limit, sofern die Bank dem überhaupt so etwas eingeräumt hat, und leiht sich mir nichts dir nichts mal eben das Geld für’s nächste Späßchen. P2P macht’s möglich. Sicher sind nicht alle Kreditnehmer so. Ich glaube schon, dass viele seriös sind. Und ja: Rendite kommt von Risiko. Es ist ganz normal, dass der eine oder andere Kredit ausfallen wird, Hauptsache es passt das Gesamtbild.

Schleichender Bonitätsverlust?

Aber es zeichnet sich folgendes ab: Die Anzahl der P2P-Investoren, also der Leute, die Geld gegen gute Zinsen verleihen wollen, steigt. Gibt es auf der anderen Seite genügend Kreditnehmer? In einigen Erfahrungsberichten von P2P-Investoren klingt es durch: Nein, es gibt nicht immer genug. Der „Autoinvest“-Mechanismus greift oftmals nicht.

Autoinvest funktioniert so, dass der Investor Kriterien einstellt, in welche Art von Krediten automatisch investiert werden soll, und natürlich jeweils welcher Betrag. Zu den Kriterien gehört eine Art Rating, also so etwas wie Bonität.

Nun sind die P2P-Plattformen doch daran interessiert, möglichst viele Vermittlungen hinzubekommen. Naja, was liegt da näher, als die Sache mit dem Rating ein wenig kreativer anzugehen, so dass der eine oder andere Siggi Sorglos mit ins Portfolio rutscht? Denn auch, wenn der dann ausfällt, erst einmal gibt’s Provision. Ich will hier niemanden bezichtigen, das ist nur mal so ein Gedanke, denn wer soll das kontrollieren?

„Randerfahrung“ mit einer speziellen P2P-Plattform

Hinzu kommt noch der folgende persönliche Eindruck: Eine dieser Kreditplattformen, und zwar das hochgelobte Mintos, macht nach meinem Geschmack zu aggressive Affiliate-Werbung. So meldet sich eine „Aleksandra“ regelmäßig über das Kontaktformular meines Blogs und möchte mich dazu bringen, bei deren Affiliate-Programm mitzumachen, also Mintos gegen Provision zu empfehlen.

Der Text ist immer der gleiche. Klar, die schicken das massenweise an Blogbetreiber. Einmal habe ich eine Gegenfrage („Warum mein Blog…?“) gestellt, denn es stand ja drin, sie hätte sich meinen Blog angesehen, und dass ich Fragen stellen könnte. Es kam keine Reaktion, dafür etwas später wieder der gleiche Text. Meine Bitte, das sein zu lassen, wurde ignoriert. So etwas hat für mich ein wenig „Geschmäckle“.

Mein Fazit

Ich will hier niemandem seine Investments in P2P-Kredite vermiesen. Es ist wie mit allem: Fühle ich persönlich mich damit wohl und erachte es als sinnvoll, dann nutze ich es. Wenn nicht, lasse ich es sein – wie in diesem Fall.

3 Antworten auf „Warum ich nicht in P2P-Kredite investiere“

Hallo Petra,
schön auch mal einen Artikel zu lesen, warum Jemand nicht in P2P Kredite investiert.
Ich denke auch, dass sich die hohen Renditen auf Dauer nicht mehr ermöglichen. Auch das Thema Buyback Garantie und deren intransparente Finanzierungsform gehört eigentlich mal durchleuchtet.
Die lettische Finanzaufsicht erzählt mir schon seit 2016, dass man an Gesetzen und Regularien arbeitet. Mal schauen ob und wann etwas kommt.
Die Grundidee hinter dem P2P finde ich sehr interessant und bin überzeugt, dass sich diese Finanzierungsform weiter etablieren wird. Mal schauen in welcher Form.
Ich habe mich die Tage auch intensiv mit dem Risiko bei P2P Krediten beschäftigt und 10 Risiken intensiver beleuchtet: https://hobbyinvestor.de/risiko-p2p-kredite-welche-risiken-sind-in-den-krediten/
Deine Abneigung ist also nicht ganz unbegründet 🙂 Wobei jede Anlageklasse hat so ihre Risiken.
Schöne Grüße
Sebastian

Hi Petra,
Sehe ich ganz genauso!
Und ein zusätzlicher Punkt, der immer mal wieder erwähnt wird, und P2P (angeblich) sehr sicher macht, sind die „Rückkaufgarantien“ einiger Plattformen.
Nur gibts dann halt zu bedenken, wer hier eine „Garantie“ abgibt. Die Plattformen sind (soweit ich weiß) alles StartUps ohne wirklich hohe Eigenkapitalausstattung – wenn da dann mal mehr als einzelne Ausfälle passieren, bin ich gespannt, ob die Garantien etwas wert sind!?
Viele Grüße
Thorsten

Meist kommt die Garantie von den Darlehensanbahnern, und manche Plattformen lassen einen auch mehrere von denen diversifizieren.
Letztendlich ist aber auch klar, dass bei einem Zinssatz oberhalb der Marktrendite großer Indizes auch das Risiko höher ist (durch Gesetzesänderungen kann deren Marge einbrechen, bei einer Wirtschaftskrise fallen sicher aus massenhaft Darlehensnehmer aus etc.). Und Ausfälle von Anbahnern (z B. Eurocent oder massenhaft in China) gab es ja nun auch schon.

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