Abschließen eines Versicherungsvertrages zur Geldanlage bzw. Altersvorsorge? Oh nein! Klar, die nötigsten Versicherungen müssen sein, aber ansonsten soll es heute um Versicherungsaktien gehen.
Ich esse nicht bei McDonalds und trinke auch keine Coca Cola, statt dessen habe ich die Aktien im Depot. Ich rauche nicht, dafür habe ich Tabakaktien. (Siehe mein Artikel dazu.) Ja, ich weiß, es ist unethisch … Ich schließe nur die nötigsten Versicherungen ab, habe aber Versicherungsaktien im Depot. Ich denke, das ist auf jeden Fall lukrativer, als einen langfristigen Vertrag abzuschließen, denn wenn der fällig wird und enttäuschend ausfällt, ist der Verkäufer mit seiner Provision längst über alle Berge.
Warum überhaupt Versicherungsaktien?
Das Versicherungsgeschäft wird noch lange Bestand haben und weiter wachsen können. Je schlimmer die Lage staatlicher Altersvorsorge ist, umso mehr gewinnen private Pläne an Bedeutung. Meistens wird das ganze dann noch von den Politikern empfohlen oder gar unterstützt. Ohne Versicherungen gegen irgendwelche Schäden kommt auch kaum noch jemand aus. Da lässt sich weltweit auch noch einiges mehr machen …
Die Auswahl
Will nun ein paar Betrachtungen zu verschiedenen Versicherungskonzernen anstellen. Ich selbst habe eine große Position Münchener Rück und eine mittlere Position AXA im Depot. Von beiden habe ich Ende 2010 die ersten gekauft, AXA dann noch einmal und Münchener Rück insgesamt dreimal nachgekauft. Es gibt immer sehr schöne Dividenden. Allerdings ist die französische Dividende (AXA) steuerlich nicht so günstig. Jedoch bleibt auch nach Abzug der Steuern hier noch eine recht gute Rendite übrig. Beide Positionen stehen mit einem dicken Plus da. Das sehe ich zwar nicht als echten Gewinn, solange es nur Buchgewinn ist, aber es sieht doch schön aus.
Damals hatte ich auch noch die Allianz analysiert und mich dann doch dagegen entschieden, da mir die Gewinnentwicklung der letzten Jahre nicht so zusagte wie bei den anderen beiden. Ich habe mich nun noch einmal mit den dreien (Münchener Rück, AXA und Allianz) beschäftigt und noch American International Group (AIG), eine der weltweit führenden, in meine Betrachtungen einbezogen. Alle vier haben bereits Halbjahresergebnisse veröffentlicht, so kann ich jeweils die letzten vier Quartale für meine Bewertungskennzahlen heranziehen.
Aktuelle Bewertung
Zunächst berechne ich zu allen vier Aktien die Bewertungskennzahlen
- KGV = Kurs-Gewinn-Verhältnis
- KBV = Kurs-Buchwert-Verhältnis
- KUV = Kurs-Umsatz-Verhältnis
- KCV = Kurs-Cashflow-Verhältnis
Heute kann ich die aktuellen Zwischenberichte einbeziehen, so dass ich jeweils die Zahlen für die letzten beiden Quartale 2013 und die ersten beiden Quartale 2014 verwende.
Zunächst zur Erinnerung:
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis) = aktueller Aktienkurs : Gewinn pro Aktie
oder
KGV = Marktkapitalisierung : Konzernergebnis
KBV (Kurs-Buchwert-Verhältnis) = aktueller Aktienkurs : Buchwert pro Aktie
Dabei liegen Zahlen für Buchwert pro Aktie nicht immer vor. Einfacher ist es, statt dessen so zu rechnen:
KBV = Marktkapitalisierung : Buchwert
Marktkapitalisierung ist der Kurs für alle Aktien zusammengerechnet, also Kurs multipliziert mit Aktienanzahl. Der Buchwert ist nichts weiter als das Eigenkapital. Das lässt sich aus der Bilanz des Unternehmens einfach ablesen bzw. wird auf Finanzseiten in Internet veröffentlicht.
Für die anderen beiden Verhältnisgrößen kann man analog rechnen:
KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis) = Marktkapitalisierung : Umsatz
KCV (Kurs-Cashflow-Verhältnis) = Marktkapitalisierung : operativer Cashflow
Für Gewinn, Umsatz bzw. operativen Cashflow setze ich nun jeweils die Summen der letzten vier Quartale ein, denn diese kann ich mit Hilfe des Jahresabschlusses 2013 und des Halbjahresabschlusses 2014 leicht ermitteln.
Für Buchwert bzw. Eigenkapital verwende ich den im Halbjahresbericht 2014 als aktuell angegebenen Wert.
Zusätzlich berechne ich noch die Eigenkapitalrendite (ROE = return on equity), um die Rentabilität der Unternehmen zu vergleichen. Diese wird in Prozent angegeben und berechnet sich durch:
ROE = Konzernergebnis : Eigenkapital
Hier das gesammelte Zahlenmaterial bzw. die Berechnungen daraus:
Bewertung | MüRück | AXA | Allianz | AIG |
---|---|---|---|---|
Gewinn pro Aktie (EUR, $) | 19,85 | 1,96 | 13,44 | 6,00 |
Konzernergebnis (Mio EUR, $) | 3.523 | 4.736 | 6.118 | 8.746 |
Buchwert (Mio EUR, $) | 27.672 | 58.903 | 54.979 | 108.581 |
Umsatz (Mio EUR, $) | 49.787 | 80.910 | 72.306 | 64.978 |
op. Cashflow (Mio EUR, $) | 5.424 | 7.265 | 29.332 | 5.832 |
Kurs EUR, $ | 150,59 | 18,00 | 123,21 | 52,16 |
Marktkap. (Mio EUR, $) | 27.010 | 43.610 | 56.240 | 74.210 |
KGV | 7,6 | 9,2 | 9,2 | 8,6 |
KBV | 0,9 | 0,7 | 1,0 | 0,7 |
KUV | 0,5 | 0,5 | 0,8 | 1,1 |
KCV | 4,9 | 6,0 | 1,9 | 12,8 |
ROE (%) | 12,7 | 8,0 | 11,1 | 8,0 |
Günstig bewertet sind alle. Die Münchener Rück sieht insgesamt am besten aus.
Dividendenrendite
Ich verwende jeweils die Dividende des letzten Geschäftsjahres zur Berechnung der Dividendenrendite bezogen auf den aktuellen Kurs:
Dividende | MüRück | AXA | Allianz | AIG |
---|---|---|---|---|
Betrag (EUR, $) | 7,25 | 0,81 | 5,30 | 0,20 |
Kurs (EUR, $) | 150,59 | 18,00 | 123,21 | 52,16 |
Rendite (%) | 4,8 | 4,5 | 4,3 | 0,4 |
Auch hier ist die Münchener Rück vorne. Die AXA ist auch nicht schlecht, jedoch gehen für einen Anleger in Deutschland hier mehr Steuerabzüge ab. Die AIG ist bezogen auf die Dividende eine ganz schlechte Entscheidung und würde sich nach meiner Strategie damit disqualifizieren. Die Allianz ist recht gut. Insgesamt gefällt mir die Münchener Rück auch in Bezug auf Dividendensteigerungen am besten.
Weitere Betrachtungen zu Gewinnentwicklung, Umsatzentwicklung bzw. Eigenkapital bestätigen mich in meinem Vorhaben, diese Position zu günstigen Gelegenheiten immer weiter auszubauen. Da ich insgesamt schon viel billiger gekauft habe, ist meine Dividendenrendite hier sogar höher als die bezogen auf den aktuellen Kurs ausgerechneten 4,8%.
So, das war es mal wieder für heute. Und nun noch der unvermeidliche Nachsatz:
Dieser Beitrag ist keine Anlageberatung, sondern lediglich meine persönliche Einschätzung.
7 Antworten auf „Versicherung? Versicherungsaktien!“
Du vergleichst Versicherungen mit Rückversicherungen. Das ist nicht klug, da das Geschäft doch wieder unterschiedlich ist und die Rückversicherungen auch nichts mit den idiotischen KLV- und Riester-Blödsinn am Hut haben.
Übrigens habe ich Hannover Rück und Axa im Depot.
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Wäre ja schlimm, wenn alle immer meiner Meinung wären 😉
Aber: Die Münchener Rück hat aber als zentralen Geschäftsbereich auch Erstversicherungen (ERGO). Außerdem: Wo Versicherungen – da auch Rückversicherungen. Deshalb halte ich es durchaus für sinnvoll, innerhalb der Versicherungsbranche zu vergleichen, oder eben etwas weiter gefasst, auch in den Finanzdienstleistungen. Aber ich denke, wir sind uns in dem Punkt einig, dass es sinnvoller ist, diese Aktien zu haben, als diesen, wie Du es so treffend schreibst „KLV- oder Riester-Blödsinn“ mitzumachen.
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Anhand der Zahlen könnte man jedes Unternehmen miteinander vergleichen – muss man aber auch nicht machen.
Daher finde ich es gut hier als oberbegriff „Versicherungen“ miteinander zu vergleichen.
Die Allianz hat ja nun bereits ihre Dividenden strategie veröffentlicht. Gewinnausschüttung soll von 40% auf 50% ansteigen und alle drei Jahre soll es eine Sonderdividende geben, wenn das Budget für Übernahmen nicht oder nur teilweise genutzt wird.
Für 2014 wird daher mit einer Dividende von 7 Euro gerechnet.
Gruß
Alex
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Meine Rente, die auch meine Mary Ann und meine Kinder little Joe und Laura erben werden, sind die DIVIDENDEN dieser 18 soliden blue chips Aktien:
BMW, Iberdrola, Telefonica SA, Royal Dutch Shell, Sanofi Aventis, Tesco, AT&T, Johnson & Johnson, Pfizer, Procter & Gamble, United Technologies, Vale, BHP Billiton, Banco Santander, Banco Bilbao, HSBC, Bank of America, Wells Fargo.
Wenn Coca-Cola KBV 3 hätte und nicht wie heute KBV 5, nur dann kaufe ich auch die Coca Cola Aktie.
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Sicher beziehst Du Dich mit Deinem Kommentar hier auf meine Antwort, die ich Dir auf Deine Frage auf meiner Facebook-Seite gegeben habe, in der es um Aktien für immer bzw. langfristig ging. Dort hatte ich u.a. Coca Cola erwähnt. Ich hatte auch erst überlegt, ob der Kauf bei einem KBV von über 5 sinnvoll ist. Auch andere Kennzahlen lagen bei meinem Kauf nicht ganz in den Vorgaben. Allerdings kompensiert die seit Jahren hohe Eigenkapitalrendite bei einer vernünftigen Eigenkapitalquote diese kleine Schwäche. Außerdem sprach für mich die schöne zuverlässige Dividende, die auch immer wieder gesteigert wird, dafür. So habe ich also zunächst ein paar Stücke gekauft. Für einen Nachkauf werde ich die Bedingungen etwas strenger setzen. Von den anderen Aktien, die Du hier aufzählst, habe ich auch welche im Depot, bei einigen bin ich nicht investiert. Wäre ja schlimm, wenn wir alle die gleichen Depots hätten.
Nun, dann wünsche ich Dir noch viel Spaß auf Deiner Ranch 😉
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